Wolfsburg und Schalke haben es vorgemacht: Die beiden Clubs beschäftigen seit einiger Zeit Computerspieleprofis, die im Vereinstrikot für die Clubs bei Turnieren antreten. Nun könnten weitere Vereine folgen. Bayern München, Borussia Mönchengladbach und sechs weitere Fußball-Bundesligisten prüfen den Einstieg in das Geschäft mit E-Sports, berichtet die WirtschaftsWoche in ihrer aktuellen Ausgabe.
„Wir sind dabei, auf höchster Ebene darüber zu entscheiden“, sagt Andreas Cüppers, Leiter Digitale Entwicklung bei Borussia Mönchengladbach. Auch Bayern München äußerte sich dem Blatt gegenüber positiv: „Wir analysieren derzeit den Bereich E-Sport sehr genau“, sagte Bayerns Digitalchef Stefan Mennerich, der das Projekt verantwortet. Eine Entscheidung solle noch in diesem Jahr erfolgen. Zu den weiteren Clubs, die derzeit einen Einstieg analysieren, gehören der HSV, Werder Bremen, Ingolstadt, Bayer Leverkusen, der 1. FC Köln und Hertha BSC, ergab eine Umfrage der WirtschaftsWoche unter allen Bundesligisten.
Die Vereine reagieren damit auf einen Trend: Europäische Spitzenclubs wie Manchester City, PSV Eindhoven, Sporting Lissabon und FC Valencia sind kürzlich erst mit Stadion-Sport mit professionellen Computerspielern gestartet. Schalke 04 und der VfL Wolfsburg wollen ihre Aktivitäten weiter ausbauen. „Es ist gut möglich, dass wir in diesem Jahr weitere Spieler für unser Team unter Vertrag nehmen“, sagt Thomas Röttgermann, Geschäftsführer des VfL Wolfsburg.
Was die Bundesligisten im E-Sport planen
Als Club, der seit Jahren im Bereich Digitales/Neue Medien sehr engagiert und immer auf der Suche nach Innovationen ist, setzen wir uns natürlich mit dem Thema E-Sports intensiv auseinander. Ob und in welcher Form es für den 1. FC Köln tatsächlich Sinn machen würde, ein echtes E-Sport-Team oder ähnliches ins Leben zu rufen, ist aber noch nicht entschieden.
Die Entwicklung von E-Sports ist zweifelsohne interessant. Wir verfolgen diese Thematik genau und diskutieren regelmäßig darüber. Wir haben im Rahmen unserer digitalen Strategie zuletzt großen Aufwand betrieben und mit einer Reihe innovativer Formate gepunktet. Das wollen wir auch künftig tun. Wichtig ist für Bayer 04 allerdings, dass wir die von uns identifizierten und besetzten Themen professionell angehen, von der Planung bis zur Umsetzung. Bei der Angelegenheit E-Sports befinden wir uns im Beobachtungs-Modus, insofern gibt es hier zum jetzigen Zeitpunkt auch noch keine seriösen Prognosen, die wir kommunizieren könnten.
Der FC Bayern analysiert derzeit den Bereich E-Sport sehr genau. Auf Basis dieser Analyse werden wir dann entscheiden, ob und – wenn ja – wie wir in diesem Bereich aktiv werden.
Für Borussia Dortmund ist das Thema E-Sport grundsätzlich kein Phänomen, das unmittelbar mit dem Fußball verknüpft ist, sondern es hat seine völlig eigenständige Berechtigung. Die bekanntesten und ertragreichsten Spiele im Bereich E-Sport sind aber nicht im Fußball, Tischtennis oder Handball angesiedelt (Beispiel: League of Legends). Eine natürliche Verbindung dieser Spiele mit existierenden Bereichen unseres Vereins fällt somit schwer.
Dies soll keine Bewertung des E-Sports sein, sondern vielmehr eine Einordnung dessen. Auch wenn wir Hollywood-Filme und Bücher als Bereicherung empfinden, würde der BVB keine Schauspieler- oder Autoren-Gruppe als eigenes Team verpflichten. Auch wenn es sich als lukrativ für eine größere Zielgruppe erweisen würde. Es passt nicht zu uns als Fußballverein. Wir empfinden es für uns nicht als authentisch und „echt“. Andere Klubs werden dies naturgemäß anders bewerten.
Wir beschäftigen uns schon länger mit der Thematik E-Sports, haben uns der Szene von verschiedenen Seiten genähert und sind jetzt dabei, auf höchster Ebene darüber zu entscheiden, inwieweit ein Einstieg in E-Sports auch für Borussia Mönchengladbach Sinn macht und wenn ja, mit welchem Konzept wir dies tun würden. Diese Entscheidung soll noch in diesem Monat fallen. Im Fokus unseres Interesses sind natürlich die Spiele Fifa und League of Legends. Wir beobachten aber auch die Entwicklung bei Overwatch. Ego-Shooter wie Counterstrike kommen für uns nicht in Frage.
In Augsburg wird es so schnell keine E-Sportler geben: „Dies ist derzeit kein Thema für uns“, erklärt der Verein.
Durch unseren Gewinn der Deutschen Meisterschaft in der Tag Heuer Virtuellen Bundesliga in der vergangenen Saison sind wir verstärkt auf das Thema E-Sports aufmerksam geworden. Was uns natürlich auch sehr gefreut hat: Mit Daniel Butenko spielte der Gewinner der Einzeldisziplin der Virtuellen Bundesliga mit den FC Ingolstadt 04, was uns die Aufmerksamkeit natürlich nochmal steigerte. Es war spannend, diese Entwicklungen zu verfolgen. Entsprechend analysieren wir derzeit den E-Sports-Markt und werden darauf aufbauend über Aktivitäten in diesem Bereich entscheiden.
Grundsätzlich ist E-Sport auch für uns ein interessantes Thema und wir setzen uns entsprechend damit auseinander.
E-Sports wird in Zukunft ein interessantes Thema sein, mit dem sich Hertha BSC schon jetzt intensiv beschäftigt.
Aktuell haben wir keine Pläne, uns im E-Sport zu engagieren. Uns gibt es weiterhin analog auf dem Platz.
Wir haben uns mit diesem Thema bislang noch nicht ernsthaft beschäftigt.
Der SC Freiburg unternimmt einige Anstrengungen, um Kids in Bewegung zu bringen. Der parallele Aufbau eines eSport-Teams ist aus unserer Sicht wenig glaubwürdig und momentan nicht in der Diskussion.
Schalke beschäftigt Profis in der Fußballsimulation FIFA und hat ein Team in dem Fantasyspiel League of Legends. Das ist in der ersten Saison der Videospiel-Champions-League zwar abgestiegen, trotzdem will der Club sein Engagement ausbauen. „Wir werden mit Sicherheit weitere Titel hinzunehmen“, sagt Tim Reichert, der die E-Sport-Abteilung in Gelsenkirchen leitet.
Als verhältnismäßig kleiner Verein sehen wir derzeit nicht die entsprechende Relevanz für uns im Verhältnis zu den Kosten.
Für Hoffenheim äußert sich Clubpsychologe Jan Mayer zum Thema: Wir haben uns auf eine klare Position festgelegt, dass E-Sports in dieser Form für uns kein Betätigungsfeld und kein Angebot an Kinder und Jugendliche sein wird. Die TSG Hoffenheim will durch Sport, durch Fußball die jungen Menschen erreichen und sie überzeugen. Anders gesagt, bei der TSG sollen mehr als nur zwei Daumen und die Finger bewegt werden, um zu einem Erfolgserlebnis zu kommen.
E-Sports wird derzeit dominiert von Battle- und Ego-Shooter-Videospielen. Und diese sind nach Auffassung der TSG Hoffenheim weder mit dem Selbstverständnis des Klubs noch mit der eigenen Ausbildungsphilosophie vereinbar. Um es ganz deutlich zu sagen: Wir wollen nicht systematisch in einen Sporttrend investieren, von dem zumindest nicht ausgeschlossen werden kann, dass er Jugendliche aggressiv macht und ein emotionales Abstumpfen begünstigt.
Die Wolfsburger haben derzeit zwei Spieleprofis unter Vertrag. Der Club beschränkt sich dabei jedoch auf die Fußballsimulation FIFA. „Wir setzen im E-Sport auf einen strikten Fußballkurs“, sagt Thomas Röttgermann, Geschäftsführer des VfL Wolfsburg. „Andere Spiele, die mit Fußball nichts zu tun haben, kommen für uns nicht in Frage“. Doch bei FIFA könnte es noch Neuverpflichtungen geben: „Es ist gut möglich, dass wir in diesem Jahr weitere Spieler für unser Team unter Vertrag nehmen“, sagt Röttgermann.
Der SV Werder Bremen befindet sich gerade in der internen Bewertung des Themas. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Grundsätzlich bietet das Thema E-Sports einige interessante Ansatzpunkte für unsere Arbeit. Die Fragen, die uns bei der Bewertung beschäftigen, sind: Wie authentisch kann man das Thema einführen? Welche Entwicklung nimmt die Branche? In welchem Verhältnis stehen Aufwand und Nutzen? Kann man es sich leisten, das Thema zu ignorieren?
Wir hoffen, dass wir die Entscheidungsfindung in den kommenden Monaten abschließen können.
Im Gegensatz zu Wolfsburg, dessen Videospielprofis nur in der Fußballsimulation FIFA antreten, hat Schalke auch ein Team in dem Fantasyspiel League of Legends. Das ist in der ersten Saison der Videospiel-Champions-League zwar abgestiegen, trotzdem will auch Schalke sein Engagement ausbauen. „Wir werden mit Sicherheit weitere Titel hinzunehmen“, sagt Tim Reichert, der die E-Sport-Abteilung in Gelsenkirchen leitet.
Videospielern beim Zocken zuzuschauen, ist längst ein Massenphänomen. Insgesamt verfolgen inzwischen mehr als 250 Millionen Menschen E-Sport, schätzt die Beratung Newzoo aus Amsterdam. Die großen E-Sport-Turniere haben auf Internetplattformen, wie dem von Amazon für fast eine Milliarde Dollar gekauftem Twitch, regelmäßig Zuschauerzahlen von um die 30 Millionen, bei der letzten Weltmeisterschaft des derzeit populärsten Titels League of Legends schauten sogar 60 Millionen Menschen zu. Die Vereine erhoffen sich, so attraktiver für Sponsoren zu werden. Große Marken wie Coca Cola sind bereits in dem Geschäft aktiv.
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