Bereits am 6. März 2012 wurde Ergün Yildiz vom Istanbuler Strafgericht in Kadiköy zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Yildiz hatte vor Zeugen einen Geschäftspartner gedroht, ihn umzubringen.
Das berichtet das Wirtschaftsmagazin "Capital" in seiner neuen Ausgabe unter Berufung auf türkische Gerichtsakten, die dem Magazin vorliegen. Demnach stehen beide Verfahren im Zusammenhang mit zwei Vapiano-Filialen, die Yildiz in der Türkei betrieben hatte. Yildiz war Masterlizenz-Inhaber in der Türkei für das deutsche Systemgastronomie-Unternehmen, das italienische Speisen anbietet.
Bekannt wurde Yildiz, weil er zusammen mit dem Russen Alexander Kolobov im Mai 2013 zu Deutschlands größtem Franchisenehmer bei Burger King aufgestiegen war. Die gemeinsame Holding Yi-Ko betrieb 89 Burger-King-Filialen mit 3.000 Mitarbeitern.
Immer wieder sorgte Yildiz für Negativ-Schlagzeilen. Erst versuchte er, seine Betriebsräte loszuwerden, dann klagten Mitarbeiter über Mobbing und Gehaltskürzungen. Schließlich deckten Journalisten wiederholt ernsthafte hygienische Mängel auf. Vor wenigen Wochen kündigte Burger King den Franchisevertrag mit Yildiz fristlos. Am 10. Dezember meldete die Yi-Ko Insolvenz an.
Chronologie - Der Streit bei Burger King
Die Fast-Food-Kette kündigt ihrem Franchisenehmer Yi-Ko fristlos und begründet den Schritt unter anderem mit Vertragsverstößen. Die 3000 betroffenen Beschäftigten bangen um ihre Jobs. Die Yi-Ko Holding betreibt über ihre Tochter "Burger King GmbH" 89 der Fast-Food-Restaurants in Deutschland.
Burger King beliefert die Filialen von Yi-Ko nicht mehr mit Waren und lässt dem Franchiser die Nutzung von Marke und Firmenlogo verbieten. Damit stehen die Schnellrestaurants vor der Schließung.
Die ersten gekündigten Filialen müssen dichtmachen.
Yi-Ko muss auch die restlichen Filialen gezwungenermaßen schließen.
Nach einem Gesellschafterwechsel hofft der Franchiser auf Bewegung im Streit mit Burger King. Nach dem Rückzug von Ergün Yildiz ist der Russe Alexander Kolobov Allein-Eigentümer von Yi-Ko.
Yi-Ko unterbreitet in dem Streit einen Lösungsvorschlag und will auch Forderungen von Arbeitnehmervertretern erfüllen. Burger King will die Vorschläge prüfen.
Burger King und der Franchiser verhandeln weiter über eine Lösung für die 89 geschlossenen Filialen.
In dem Streit zeichnet sich eine mögliche Lösung ab. Eine vor dem Landgericht München geplante Verhandlung über den Streit um die Marken-Nutzung wird aber abgesagt.
Burger King gibt bekannt, dass Verhandlungen mit Yi-Ko gescheitert sind. Am Nachmittag wird für die Betreibergesellschaft und Yi-Ko-Tochter "Burger King GmbH" Insolvenzantrag beim Amtsgericht Stade gestellt.
Der Vertrag zwischen Burger King und der Yi-Ko wurde nur wenige Monate nach Yildiz' Aus bei Vapiano und der Verurteilung zur Bewährungsstrafe unterzeichnet. Hatte Burger King nichts von Yildiz' Vapiano-Vergangenheit gewusst? Oder hat Burger King schlicht Yildiz nicht überprüft, bevor die Kette ihn zum wichtigsten Franchisepartner in Deutschland machte?
Fragen dazu ließ Burger King unbeantwortet. Yildiz selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Vapiano bestätigte, dass Yildiz "von 2009 bis 2012 Franchisenehmer in der Türkei gewesen ist - und auch nur dort. Wir haben diesen Vertrag aber bereits vor mehr als zwei Jahren von uns aus gekündigt", heißt es. Und Vapiano-Chef Gregor Gerlach ergänzt: "In ganz seltenen Fällen sind die Ansichten, Pläne und Ansprüche nicht deckungsgleich. Dann trennen sich die Wege - so wie im Fall von Ergün Yildiz." Zu laufenden oder beendeten Rechtsverfahren könne sich das Unternehmen aus rechtlichen Gründen nicht äußern.
Vorwurf des operativen Betruges
Vapiano versucht, die Partnerschaft zu Yildiz herunterzuspielen. Denn auch Vapiano befindet sich noch in einem Rechtsstreit mit einem deutschen Investor, der damals in eine Filiale in Istanbul investiert hatte und glaubte, die Masterlizenz für die Türkei innezuhaben. Bis Vapiano Yildiz auf dem türkischen Markt einführte.
In dem aktuellen Betrugsverfahren ermittelt die Istanbuler Staatsanwaltschaft gegen Yildiz und seinen ehemaligen Vapiano-Geschäftsführer in der Türkei. Ihnen wird "operativer Betrug" zu Lasten eines Joint-Ventures vorgeworfen, an dem der deutsche Investor beteiligt ist. Auch in dessen Filiale war Yildiz' als Geschäftsführer tätig.
So funktioniert das Franchise-System
Beim Franchisesystem läuft das Geschäft über rechtlich selbstständige Unternehmer. Diese Franchisenehmer dürfen gegen Gebühr das Geschäftskonzept eines Franchisegebers nutzen, bestimmte Markennamen verwenden, Produkte herstellen und vertreiben. Der Franchisegeber erspart sich so den Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes.
Quelle:dpa
Die Idee des Franchising (englisch für: „eine Konzession geben“) stammt aus den USA. Der Franchisegeber unterstützt seine Partner auch beim Aufbau und der Führung des Betriebs. Anders als beim Filialsystem tragen beim Franchising die jeweiligen Unternehmer vor Ort das unternehmerische Risiko.
Nach Angaben des Deutschen Franchise-Verbandes gab es 2013 bundesweit 76.500 Franchisenehmer mit insgesamt 525.000 Beschäftigten. Die bekanntesten Beispiele finden sich in der Gastronomie wie McDonald's oder Burger King.
Im Falle einer Verurteilung erwarten die beiden bis zu sieben Jahre Haft. Viele Monate hat die Staatsanwaltschaft ermittelt, etliche Zeugen befragt, Dokumente und E-Mails ausgewertet. Der Gerichtstermin ist für den 17. Februar 2015 angesetzt. Dass Yildiz bei dem Verfahren auftauchen wird, ist aber unwahrscheinlich. Sollte er derzeit die Türkei betreten, müsste er wegen Fluchtgefahr mit einer Verhaftung rechnen.
Schaden in Höhe von 200.000 Euro
Die türkische Staatsanwaltschaft wirft Yildiz vor, über seinen Geschäftsführer eigene Rechnungen vom Gesellschaftskonto des Joint-Ventures bezahlt zu haben - unter anderem Betriebs-, Bau- und Personalkosten. Die Staatsanwaltschaft beziffert den Schaden auf 500.000 türkische Lira, etwa 200.000 Euro. Sogar Mitarbeiter des deutschen Investors seien auf dessen Kosten in Yildiz' Restaurant eingesetzt worden. Yildiz habe gesagt, er sei ihr neuer Chef.
Im November 2009 konfrontierte der deutsche Investor über einen Geschäftspartner den gemeinsamen Geschäftsführer mit den Vorwürfen, im Beisein der Polizei. Der rief sofort Yildiz an.
In einem folgenden Telefonat bedrohte Yildiz laut Urteil den Geschäftspartner: "Ich komme jetzt rüber zu dir. Ich f... deine Mutter, du Hurensohn!" Und weiter: "So läuft das in der Türkei. Und du bist der nächste. Ich komm rüber und bring dich um!"
Da das Telefon auf laut gestellt war, konnten mehrere Zeugen die Drohungen bestätigen. Im folgenden Prozess beließen es die Richter bei einer Bewährungsstrafe, da Yildiz zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorbestraft war. In dem laufenden Betrugsprozess dürfte Yildiz aber im Falle einer Verurteilung nicht mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.