Fußballrechte Immer neue TV-Millionen sind kein Naturgesetz

Beobachter hatten schon länger damit gerechnet, dass vor allem Sky bei Rechtekosten künftig weniger spendabel sein würde. Quelle: REUTERS

Ab der Saison 2019 zahlen Bezahlsender den Klubs in England deutlich weniger für die Fußball-Fernsehrechte. Was das mit der Bundesliga zu tun hat und warum die Klubs jetzt zügig Investoren zulassen sollten.

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Uli Hoeneß hat es natürlich schon früher gewusst. Noch vor wenigen Tagen mahnte der Präsident des FC Bayern München beim Düsseldorfer Sportkongress Spobis: In England werden die TV-Einnahmen wohl in Zukunft sinken. Nicht mal 14 Tage später ist es tatsächlich so weit. Der Bezahlsender Sky und der Telekom-Konzern BT überweisen ab der Saison 2019 deutlich weniger Geld an Arsenal, Liverpool, ManU und Co.

Allein Sky kürzt seine Zahlungen um 16 Prozent. Statt mehr als fünf kassieren die Klubs der Premier League künftig „nur“ noch 4,5 Milliarden Pfund. Auch wenn erst fünf der sieben angebotenen Rechtepakete verkauft wurden – die zwei verbliebenen dürften den Kohl auch nicht mehr fett machen.

Beobachter hatten schon länger damit gerechnet, dass vor allem Sky bei den Rechtekosten künftig weniger spendabel sein würde. Spätestens seit sich der Bezahlsender mit seinem Rivalen BT im vergangenen Dezember auf eine Kooperation einigen konnte, mussten die Vereine damit rechnen, dass aus der Richtung künftig weniger Geld fließt.

Wie groß der Dämpfer für die teuerste Liga der Welt indes tatsächlich ausfällt, wird erst sichtbar sein, wenn die Premier League auch ihre lukrativen Auslandsrechte verkauft hat. Die sind überaus stattlich: Allein in der laufenden Saison nimmt die Premiere League 1,85 Milliarden Euro dafür ein, dass Sender in den USA oder in China Tottenham gegen Southampton zeigen dürfen. Die Bundesliga, nur mal zum Vergleich, kommt im gleichen Zeitraum auf gerade mal 220 Millionen.

Dennoch enthält der Abschluss in England eine klare Warnung auch an die deutschen Vereine. Er zeigt, dass auch ein Konzern wie Sky nicht ohne Ende und Verstand Geld in den Fußball pumpen mag. Noch wird das in den Vereinen niemanden wirklich beunruhigen. Noch läuft der erst im vergangenen Jahr abgeschlossene Vertrag, der der Liga wahre Rekordeinnahmen aus den TV-Erlösen beschert. Doch die Vereinsgranden wären klug beraten, sich nun nicht einfach auf den fetten Schecks, die ihnen die Deutsche Fußball-Liga alle paar Wochen schickt, auszuruhen. Sie dürfen nach dem, was da gerade in England passiert ist, nicht einfach davon ausgehen, dass es quasi ein Naturgesetz ist, dass Sky schon alle paar Jahre wieder brav die Tresortüren öffnet und das Geld spatenweise in den deutschen Fußball schaufelt. Sie müssen sich stattdessen spätestens jetzt verschärft Gedanken dazu machen, wie sie ihre teuren Profis in nicht so ferner Zukunft bezahlen wollen, wenn denn die TV-Gelder weniger üppig fließen.

Was daher gerade in England geschah, wird Einfluss haben auf die aktuelle Debatte um Investoren im Fußball, die gerade in der Bundesliga Fahrt aufnimmt. Denn wenn bei wesentlichen Einnahmeströmen wie Eintrittskarten, Trikotverkäufen und Bandenwerbung bald eine Grenze erreicht ist und das Füllhorn Medienrechte sich als weniger unerschöpflich erweist, als mancher Manager sich das erträumte, dann muss die Liga neu denken. Dann stellt sich die Frage, wo denn das Geld in Zukunft herkommen soll, um den ganzen Spaß zu finanzieren, mit anderer Dringlichkeit.

Dann wird sich zeigen, dass die Klubs nicht darum herumkommen werden, sich die 50+1-Regel noch einmal vorzunehmen und sie vernünftig zu modernisieren. Dazu liegen einige sinnvolle Vorschläge auf dem Tisch; Haltefristen und Vorkaufsrechte für Anteile sind im Gespräch, Namen, Farben, Heimatorte sollten beispielsweise unveränderlich sein. Darüber müssen die Klubs nun reden. Nach dem Warnsignal aus England nun einfach den Kopf im Mittelkreis zu verbuddeln und zu hoffen, dass alles schlicht einfach immer so weitergeht, führt nur auf einen Weg – ins Abseits.

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