Insolvenz Die führenden Insolvenzkanzleien im ersten Halbjahr 2016

Prägten die Pleiten von Großkonzernen über Jahre die Arbeit der Insolvenzverwalter, sind es mittlerweile vor allem die Emittenten von Mittelstandsanleihen. Welche Kanzleien die meisten Pleitefälle bearbeitet haben.

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Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens Quelle: imago images

Herstatt, Schneider, Holzmann, Arcandor, Schlecker – ja, es gab tatsächlich Zeiten, als nicht nur Emittenten von Mittelstandsanleihen ums Überleben kämpften, sondern echte Großkonzerne in echte Pleiten trudelten. Doch die robuste deutsche Konjunktur und die Geldflut der Europäischen Zentralbank sorgen seit Jahren dafür, dass die Insolvenzzahlen hierzulande sinken und Großverfahren Mangelware sind.

Auch im ersten Halbjahr ist der Trend ungebrochen. Das zeigt eine exklusive Analyse der Online-Plattform Insolvenz-Portal für die WirtschaftsWoche. Der Betreiber der Plattform, der Karlsruher Informationsdienstleister STP Portal, wertete dazu die Angaben deutscher Amtsgerichte zu Unternehmensinsolvenzen aus.

„Im ersten Halbjahr waren sowohl die Zahlen der vorläufigen als auch der eröffneten Unternehmensinsolvenzverfahren weiter rückläufig“, bilanziert Insolvenzportal-Chef Jens Décieux. Auf überschaubare 4264 eröffnete Verfahren über Kapital- und Personengesellschaften summierten sich die Pleitezahlen, knapp sieben Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2015.

„Noch offen ist, welche Kanzleigruppen der Verfahrens-Rückgang am stärksten trifft, ob sich also die Branchenschwergewichte besser oder schlechter schlagen als kleinere Einheiten“, sagt Décieux. „Das analysieren wir gerade.“

Jede dritte Pleite geht an die Top 30

Klar ist hingegen, dass sich der Großteil der Verfahren auf einen überschaubaren Kreis von Kanzleien konzentriert. So wurde im ersten Halbjahr 2016 mehr als jede dritte Unternehmenspleite von einem Verwalter aus einer der Top 30 Insolvenzkanzleien abgewickelt. Wer dazu zählt – und wer nicht – zeigt das Ranking der WirtschaftsWoche auf Basis der STP-Daten.

Die Schlecker-Insolvenz in Zahlen

Betrachtet wurden dabei anders als in früheren Statistiken nicht die vorläufigen sondern die eröffneten Insolvenzverfahren. Dadurch werden Rücknahmen von Insolvenzanträgen und Verzögerungen bei der Datenübertragung einzelner Gerichte ausgeblendet. Die Größen und Vermögensmassen der jeweiligen Unternehmen flossen nicht in die Analyse ein. Es lassen sich somit keine direkten Rückschlüsse auf den wirtschaftlichen Erfolg einzelner Kanzleien ziehen. Dennoch zeigt die Aufstellung, wer sich trotz Pleitenschwund im Markt behaupten konnte.

29 eröffnete Verfahren markierten im ersten Halbjahr 2016 die Hürde für den Einstieg in die Top 30. Das Kunststück gelang der Crew um Arndt Geiwitz von Schneider, Geiwitz & Partner. Die Neu-Ulmer sorgten mit ihrem Paradefall Schlecker für Aufsehen, bei dem Geiwitz nun Lieferanten wegen Kartellabsprachen zur Kasse bittet. Nebenher dominierten allerlei Routinefälle aus der Gastro-, Bau- und Immobilienzunft das Tagesgeschehen.

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