Kandidat für Etihad-Chefsessel Kann dieser Mann die Golflinie retten?

Der Favorit für den Chefposten bei der Staatslinie aus Abu Dhabi ist der Deutsche Christoph Müller. Der Umbau der angeschlagenen Air-Berlin-Mutter könnte selbst den erfahrenen Sanierer überfordern.

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Der Favorit für den Chefposten bei der Staatslinie aus Abu Dhabi ist der Deutsche Christoph Müller.

Als Etihad im Januar den Abgang ihres Konzernchefs James Hogan mitteilte, war dies einer der am wenigsten überraschenden Chefwechsel in der Flugbranche. Der Australier hatte bereits zuvor seine Macht über die Fluglinie und die anderen Töchter verloren – und in seiner Neujahrs-Mail vom 21. Dezember an die knapp 27 000 Mitarbeiter „feste Aktionen“ angekündigt.

Deutlich überraschender scheint dagegen die Wahl eines Nachfolgers zu werden. In der Golfregion gilt der Deutsche Christoph Müller als Favorit für den Chefposten, wenn Hogan wie angekündigt im zweiten Halbjahr 2017 das Unternehmen verlässt. „Christoph hat gute Chancen“, erklärten mehrere Insider der Golflinie gegenüber der WirtschaftsWoche.

Ungewöhnlich an der Wahl wäre weniger die Person Müller selbst. Der 55-Jährige gilt in der Branche als Fachmann für angeschlagene Airlines. Seit er in den neunziger Jahren bei der Lufthansa arbeitete, hatte er mehrere Chefposten bei Airlines – und bei keiner lief es bei seinem Start gut. Egal ob bei der belgischen Sabena, beim Fluggeschäft des Reisekonzerns Tui, bei der irischen Aer Lingus und zuletzt bei Malaysia Airlines - Müller schlug sich mit ähnlichen Probleme rum, wie Etihad sie heute hat.

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Die Unternehmen hatten sich durch ihre zu großen Ambitionen übernommen und keine echten Alleinstellungsmerkmale. Außerdem hatte der Staat als Teilhaber lange die nötigen Sanierungen gebremst oder verhindert. Dabei bewies Müller, dass er auch mit schwierigen Anteilseignern umgehen kann. So erzählte er Vertrauten gern, wie er die unklaren Vorgaben in seiner Zeit bei der Frachterflotte der Post-Tochter DHL umsetzte. Auch mit der unbeständigen Regierung Malaysias kam er lange klar.

Die Überraschung an Müllers Wechsel ist vielmehr, dass er erst kürzlich einen neuen Job angetreten hat. Nachdem er im Frühjahr 2016 offensichtlich frustriert seinen Job als Chef der angeschlagenen Malaysia Airlines hingeworfen hatte, begann er im September bei Emirates aus Dubai. Er wurde Vorstand für das Digitale – mit der Aussicht möglicherweise den heutigen Emirates-Chef Tim Clark zu beerben.

Der Digitalposten in Dubai ist schließlich keineswegs ein besserer Frühstücksdirektor, sondern aus Sicht von Clark eine der zentralen Aufgaben der Airline. Durch den Aufbau einer neuartigen IT soll eine Art Allheilmittel entstehen, um die Linie auf Jahrzehnte zukunftsfähig zu halten. „Damit wir das System nicht bald wieder umbauen müssen, habe ich darauf bestanden, dass es offen ist für künftige Technologien wie künstliche Intelligenz, Robotik und vor allem Blockchain“, erklärt Clark.

Wenn es Müller trotzdem auf den Chefposten der Airline aus dem Nachbaremirat Abu Dhabi treibt, hat das aus Sicht von Leuten, die ihn und die Linien vom Golf näher kennen, einen Grund: der in der Region übliche Wankelmut der Mächtigen in Personalfragen.

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