Krisen-Gastronomie Das Ende von Burger King - wie wir es kennen

Viele Burger-King-Filialen in Deutschland sind mittlerweile dicht. Dem Franchisenehmer Yi-Ko droht offenbar die Insolvenz. Die Zukunft der Mitarbeiter ist ungewiss. Und Burger King selbst steht vor neuen Problemen.

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Beim gekündigten Burger King Franchisenehmer Yi-Ko wurden die ersten Restaurants geschlossen. Quelle: dpa

„Wir bedauern sehr, dass es zu einer solchen Situation gekommen ist“, steht auf dem Schild an der Eingangstür. Seit dem Wochenende ist die Burger-King-Filiale in der Essener Innenstadt keine Whooper mehr, Grill und Fritteuse bleiben bis auf Weiteres kalt.

Diese „Situation“ ist kein Einzelfall. Der gekündigte Burger-King-Franchisenehmer Yi-Ko hat nach Einschätzung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) die meisten seiner 89 Filialen (Übersicht) inzwischen gezwungenermaßen dichtgemacht. „Ich gehe davon aus, dass ein Großteil der Betriebe schon geschlossen ist“, sagt Guido Zeitler von der NGG bereits am Montagmorgen.

Wie das Portal WAZ Online berichtet, hat Interims-Geschäftsführer Dieter Stummel zudem ein Schreiben an die Filialleiter gerichtet. "Bitte alle eventuell noch offenen Restaurants schließen/geschlossen halten", heißt es demnach darin.

Die größten Fast-Food-Ketten nach Umsatz 2013

Die Schließung der Filialen kam schnell, war aber absehbar. Nach dem Wirbel um Hygienemängel und schlechte Arbeitsbedingungen hatte Burger King die Verträge mit dem Lizenznehmer Yi-Ko Holding in der vergangenen Woche fristlos gekündigt.

Zudem erwirkte der Burger-Konzern eine einstweilige Verfügung. Demnach darf Yi-Ko das Firmenlogo von Burger King sowie Produktbezeichnungen nicht mehr nutzen, die Restaurants aber grundsätzlich weiter betreiben. „Wenn sie alles abnehmen, bleibt es ihnen überlassen, was sie mit dem Restaurant machen", erklärte ein Burger-King-Sprecher. Die Schwierigkeit dabei: Die Filialen werden von Burger King auch nicht mehr mit Waren beliefert.

Drohende Insolvenz

Keine gefrorenen Buletten, keine gegrillten Burger. So simpel stellt sich zumindest dieser Teil des Streits zwischen Burger King und Yi-Ko dar.

Die anderen Teile sind wesentlich komplexer. Bislang unklar ist, wie es weitergeht. Yi-Ko hat Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung eingelegt. Die Entscheidung des Gerichts wird laut Medienberichten noch in dieser Woche erwartet.

Das Geschlossen-Schild an der Burger-King-Tür macht Fast-Food-Freunden deshalb auch erstmal Hoffnung. „Wir sind zuversichtlich, dass es sich dabei nur um eine kurze Zeit, im Idealfall von wenigen Tagen, handelt.“

Der Satz aus den Unternehmenssitzen ist zugleich wie eine Beruhigungs- und Mutmach-Formel für die eigenen Angestellten. Gelingt es nicht den Lieferstopp aufzuheben und bleiben die Lokale länger geschlossen, droht dem Franchisenehmer die Insolvenz. Schließlich fallen die Einnahmen in allen geschlossenen Filialen weg, die Kosten bleiben jedoch. Das geht aus internen Mails hervor und der Interims-Geschäftsführer von Yi-Ko, Dieter Stummel, bestätigt der Süddeutschen Zeitung: „Eine Insolvenzanmeldung wäre dann unvermeidbar.“

Weitere Unappetitlichkeiten

Der Franchisegeber Burger King erwartet allerdings keine baldige Lösung. „Wir können nicht versprechen, dass und wie schnell es eine Lösung gibt“, sagte Andreas Bork, der Deutschland-Chef von Burger King, der Welt am Sonntag. Zwar werde derzeit mit Hochdruck daran gearbeitet, die 89 betroffenen Restaurants in eine neue Eigentümerstruktur zu überführen, um so viele der 3000 gefährdeten Arbeitsplätze wie möglich zu sichern. Die Situation sei aber hochkomplex. „Das hängt ganz maßgeblich von Yi-Ko ab. Wir sind nur der Franchisegeber. Sämtliche Mietverträge laufen über Yi-Ko und auch die Mitarbeiter sind dort angestellt“, sagte Bork.

Ob Burger King die Filialen zurückkauft, doch noch eine Lösung mit Yi-Ko findet oder einen anderen Franchise-Nehmer ins Boot holt steht nicht fest. Die Suche nach einem neuen Franchisenehmer dürfte aber zumindest nicht leicht fallen. Der Druck auf Fast-Food-Ketten wie Burger King und McDonald's ist zuletzt stark gewachsen. Die Umsätze vieler Filialen sinken, die Gewinne ohnehin.

Mit Yi-Ko hatte Burger King jemanden gefunden, der sich diesem Druck stellte – mit unappetitlichen Methoden freilich, über die die WirtschaftsWoche seit dem Sommer vergangenen Jahres wiederholt berichtete und die RTL mit den Recherchen des Team Wallraffs in Bildern dokumentierte: Die Mitarbeiter stehen unter hohem Druck, und die Hygiene ist mangelhaft.

Zum bitteren Problem-Menü bei Burger King gibt es übrigens noch eine Dreingabe: RTL hat angekündigt an, am Montag (24.11.2014) in seinem Reportage-Magazin das Ergebnis neuer Recherchen zu zeigen. Sie dürften bestätigen, was bereits die WirtschaftsWoche-Recherchen der vergangenen Wochen ergeben haben: Viel geändert hat sich seit den ersten Enthüllungen nicht.

Auch Bork erhebt – nach einer aufwendigen Image-Kampagne im Sommer – mittlerweile schwere Vorwürfe gegen Yi-Ko. Es habe in den vergangenen Wochen wiederholt gravierende Verstöße gegen arbeitsrechtliche Vorschriften gegeben. Das könne Burger King beweisen. So seien tarifvertraglich vereinbarte Leistungen wie Urlaubsgeld und Zuschläge für Restaurantleiter nicht oder nicht vollständig ausbezahlt worden.

Mit Material von dpa

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