LinkGlobal Wie Herr Pang die Air-Berlin-Verhandlungen aufmischt

Das chinesische Unternehmen LinkGlobal interessiert sich für die insolvente Air Berlin. Doch der Plan des Chefs Jonathan Pang erntet Skepsis – in der Branche und in der Kleinstadt Parchim in Mecklenburg-Vorpommern.

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Die chinesische Fahne weht auf dem Flugplatz Parchim. Quelle: dpa

Streckenstreichungen, kranke Piloten, ausgefallene Flüge, wütende Passagiere – und dann das: In eine Reihe von Hiobsbotschaften für Air Berlin platzt die Nachricht, dass es offenbar mindestens einen Interessenten mehr für die insolvente Fluglinie gibt als bislang angenommen.

Gegenüber WirtschaftsWoche Online bestätigten unternehmensnahe Kreise, dass bereits vor mehreren Tagen ein „Letter of Intent“ des chinesischen Unternehmens LinkGlobal bei Air Berlin eingegangen ist.

Ein offizielles Angebot lag bis zum Mittwochmittag aber noch nicht vor. Zuvor hatte die Bild über die Absichtserklärung berichtet.

Überraschend ist nicht, dass sich kurz vor Ende der Bieterfrist noch neue Interessenten melden. Es ist der Kopf hinter der Offerte: LinkGlobal - Chef Jonathan Pang ist in der deutschen Luftfahrtindustrie schließlich kein Unbekannter. 

Parchim soll China und Europa verbinden

2007 übernahm der Chinese den Flughafen Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Aus dem bereits damals jahrelang brachliegenden Militärflughafen mitten in der Provinz, so träumte Pang, soll ein Drehkreuz für den internationalen Flugfrachtverkehr aufgebaut werden.  "Parchim International Airport" liegt direkt an der Autobahn A24, welche Hamburg und Berlin verbindet. Der Flughafen liegt nur rund 120 beziehungsweise160 Kilometer von beiden Städten entfernt.

Die Chronik von Air Berlin

In den folgenden Jahren wurden die Träume größer. Von Parchim aus sollen in Zukunft täglich 3000 chinesische und arabische Touristen ihre Deutschland- und Europareisen starten, hieß es bald. Und dann: Ein 200-Betten-Hotel werde entstehen und eine Luxusmall, der  "größte Duty-free-Center der Welt". "Es gibt eine Passage mit Läden von Gucci, Prada, Armani. Dieser Flughafen wird den Berliner Flughafen ersetzen", sagte Pang selbst in einer Reportage über den Flughafen. Chinesen lieben doch europäische Luxusmarken, Parchim soll sie alle bieten.

Vor diesem Hintergrund ist auch die Absichtserklärung für ein Air-Berlin-Angebot zu sehen: Offenbar soll der Flughafen so gestärkt werden. "Wir glauben, dass wir eine Win-Win-Situation für Air Berlin und den Flughafen Parchim schaffen können, wenn wir die Basis der Fluggesellschaft auf unseren Flughafen in Parchim verlegen können", schreibt Pang in dem Brief, den die Bild auf ihrer Internetseite veröffentlichte.

Wie genau die Pläne des Chinesen allerdings aussehen, ist allerdings nicht klar. Pang war zunächst für keine Stellungnahme zu erreichen, sein Anwalt Helmut Naujoks lehnte einen Kommentar ab. Air Berlin und ein Sprecher von Sachwalter Lucas Flöther äußern sich nicht. Und auch am Flughafen Parchim selbst möchte man zu den Vorgängen lieber nicht Stellung nehmen.

Anrufe im Rathaus der 18.000-Einwohner-Stadt. "Grundsätzlich sind wir natürlich aus wirtschaftlicher Sicht an der Fertigstellung des Flughafens interessiert", heißt es offiziell vom Pressesprecher. Die Sache sei aber "die Angelegenheit von Herr Pang."

Hinter vorgehaltener Hand räumen Stadt-Mitarbeiter ein, dass auch die Oberen im Rathaus erst aus der Zeitung von den Air-Berlin-Plänen erfahren hätten – und ziemlich überrascht sind.

Denn während die Träume über ein Jahrzehnt gediehen, blieb es auf dem Rollfeld seltsam leer. Zurzeit heben vor allem einige leere Übungsflüge von Fluggesellschaften wie Air Berlin oder Lufthansa ab. Passagierverkehr gibt es nicht. Im April beschäftigte der Flughafen gerade einmal etwa 25 Mitarbeiter.

Parchim wartet auf Neuigkeiten

Die Menschen in der Region warten bislang vergebens auf den Start des Flugbetriebs. Auch wie es mit der geplanten Mall aussieht, ist unklar: "Die Pläne stehen, wann genau das alles umgesetzt wird, ist aber noch unklar", sagt der Stadt-Sprecher. Ein Ort an dem China Europa trifft, ist Parchim beileibe nicht.

Kein Wunder, dass den Parchimern langsam der Geduldsfaden reißt und sie Versprechungen nicht mehr trauen. Zehn Jahre nach dem Einstieg des chinesischen Investors Jonathan Pang und des Logistikunternehmens Link Global in den Provinzflughafen „ist unterm Strich von den Investitionen nicht viel umgesetzt“, wetterte Wolfgang Waldmüller vom regionalen Unternehmerverband bereits im August in der Lokalpresse. Die von Pang geschürten Erwartungen „haben sich nicht erfüllt“.

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