Herr Joussen, die Reederei Hapag-Lloyd, an der TUI zwölf Prozent hält, möchte mit dem kuwaitischen Wettbewerber UASC fusionieren. Ist das eine gute Idee?
Eine weitere Konsolidierung des Marktes in der Containerschifffahrt wird von vielen erwartet und für richtig empfunden. Grundsätzlich unterstützen wir Schritte, die die Marktposition von Hapag-Lloyd verbessern und zusätzlichen Wert für die Aktionäre schaffen können.
Sie haben mehrfach gesagt, Sie wollten den TUI-Anteil abstoßen. Verkaufen Sie jetzt beim höheren Kurs?
Natürlich wünschen wir uns eine höhere Bewertung des Anteils. Mit dem Börsengang, den die TUI früh gefordert hat, wurden die Anteile an der Hapag-Lloyd Container AG aber überhaupt erst handelbar. Das war strategisch ein sehr wichtiger Wendepunkt. Wir wollen aussteigen, aber wir haben keine Eile. Momentan sind wir nach dem Börsengang ohnehin in einer Lock-up-Periode, es gibt also eine Sperrfrist.
Zur Person
Joussen, 53, ist seit 2013 TUI-Chef. Davor war der studierte Elektrotechniker Deutschlandchef des Mobilfunkers Vodafone .
Einige der Hapag-Eigentümer möchten dem Vernehmen nach ihre Anteile aufstocken. Hat Ihnen schon jemand ein Angebot gemacht?
Nein. Aber wenn ein Angebot käme, wäre es eine selbstverständliche Aufgabe für das Management, es anzuschauen und zu bewerten.
So digital sind die Reiseveranstalter
In ihrer Studie untersuchte die Unternehmensberatung Lufthansa Consulting den Online-Auftritt, die Apps und auch die Nutzung von sozialen Netzwerken der wichtigsten Reiseveranstalter und Kreuzfahrt-Anbieter. Dabei achteten die Autoren vor allem auf die verschiedenen Angebote, auf Hilfestellungen für die Nutzer und wie einfach ein Kunde zwischen den verschiedenen Kanälen wechseln kann. Insgesamt hätten die Angebote so eine maximal 35 Punkte je Kanal sammeln können. Aus den erreichten Punkten errechneten die Studienautoren einen in Prozent angegebenen Reifegrad des Angebots.
Kanal | Online | App | Social Media | Ø in Prozent |
Ergebnis (Maximum 35 Pkt.) | 22 | 21 | 13 | 53% |
Der Reiseveranstalter Tui ist der größte in Deutschland und auch Europa, zu dem Imperium zählen Marken wie 1-2-Fly, Wolters Reisen und die Fluglinien Tui Fly, Corsair oder Thomson. Außerdem gehören Tui mehr als 300 Hotels.
In der Studie erreichte Tui die höchste Punktzahl unter den untersuchten Reiseanbietern. Die App "Meine Tui" informiert Urlauber auch am Reiseziel über das Wetter und Ausflüge. Ein SMS-Service informiert die Kunden, wenn sich der Reiseablauf ändert.
Kanal | Online | App | Social Media | Ø in Prozent |
Ergebnis (Maximum 35 Pkt.) | 17 | 14 | 12 | 41% |
Thomas Cook ist in Deutschland der zweitgrößte Anbieter. Zu dem Imperium gehören neben Neckermann Reisen auch die Ferienfluglinie Condor. Mit seiner "Travel Insight" App holt Thomas Cook den klassischen Reisekatalog auf das Smartphone - eine schöne Inspiration.
Kanal | Online | App | Social Media | Ø |
Gesamtergebnis (Maximum 35 Pkt.) | 15 | 7 | 14 | 34% |
Zum Reiseveranstalter FTI gehören auch der Last-Minute-Anbieter 5vorFlug und der Sprachreisen-Organisator LAL. Im Test landete FTI im Mittelfeld. In den sozialen Netzwerken ist das Tourismusunternehmen zwar schon aktiv, doch eine App gibt es bisher nicht.
Kanal | Online | App | Social Media | Ø in Prozent |
Ergebnis (Maximum 35 Pkt.) | 18 | 7 | 10 | 33% |
Alltours ist mit jährlich 1,8 Millionen Gästen und einem Umsatz von knapp 1,5 Milliarden Euro der sechtsgrößte Reiseveranstalter in Europa. Zu dem Unternehmen gehören 210 Reisebüros.
In der Studie landete Alltours im Mittelfeld, auch weil der Reiseanbieter bisher noch über kein einziges Angebot für Smartphone-Nutzer verfügt.
Kanal | Online | App | Social Media | Ø in Prozent |
Ergebnis (Maximum 35 Pkt.) | 15 | 7 | 12 | 32% |
Auch Schauinsland-Reisen hat keine App. Der mittelständische Reisebetrieb ist zweitschlechtester Anbieter im Ranking.
Kanal | Online | App | Social Media | Ø in Prozent |
Ergebnis (Maximum 35 Pkt.) | 14 | 7 | 12 | 31% |
DER Touristikschnitt, mit Marken wie ITS, Dertour und den ADAC Reisen einer der größten deutschen Reiseveranstalter, schnitt bei der Studie am schlechtesten ab. Die Tourismus-Tochter der Supermarkt-Kette Rewe sucht sich viele ihrer Kunden einfach über Werbeprospekte und seine 2100 Reisebüros. Das Online-Angebot ist dafür nicht besonders nutzerfreundlich.
Viele Menschen haben aus Sorge vor Terroranschlägen kein gutes Gefühl bei Türkei-Reisen. Viele Kreuzfahrtschiffe meiden deswegen die türkischen Häfen. TUI nicht. Warum?
Wir nehmen das Thema sehr ernst. Die Bewertung der Sicherheitslage müssen wir aber den staatlichen Stellen überlassen, in Deutschland konkret dem Auswärtigen Amt. Dort laufen die Fäden national wie international zusammen, die Qualität der Informationen wird bewertet, und darauf beruhen dann konkrete Hinweise, Empfehlungen und Warnungen. Das kann kein Privatunternehmen seriös leisten. Die Einschätzung der Sicherheitsbehörden für die Türkei ist, dass es an der türkischen Küste im Moment so sicher ist wie in Berlin. In Istanbul ist das Bild anders. Belebte Plätze und bekannte Sehenswürdigkeiten sollten gemieden werden, während Hafen und Flughafen als sicher eingestuft werden. Aufgrund der Einschätzung der Bundesregierung haben unsere Kreuzfahrtgesellschaften ihre Ausflugsprogramme aus dem Programm genommen.
Im Februar hatten Sie 40 Prozent weniger Buchungen für die Türkei. Wie sieht die Lage heute aus?
Die Gäste bleiben zurückhaltend. Wir haben in normalen Jahren zwei Millionen Gäste in der Türkei. Wir reden also über 800.000 Kunden, die andere Ziele ansteuern und von denen einige noch abwarten. Viele Experten sehen die Türkei als das Last-Minute-Ziel 2016.
Und die Gäste wollen nun alle woanders hin?
Die Reisefreude der Gäste ist ungebrochen, allerdings verschieben sich die Ziele. Auf den Kanaren zum Beispiel sind wir bei unserer Deutschland-Tochter 35 Prozent im Plus. Und unsere Hotels in Spanien sind so gut ausgelastet wie nie zuvor.
TUI verzeichnet nicht nur steigende Gästezahlen, sondern auch höhere Durchschnittspreise. Nutzen Sie die Ängste Ihrer Kunden vor einem Türkei-Urlaub aus?
Nein, Spanien ist auch in normalen Zeiten eher etwas teurer als die Türkei. Die Türkei bietet ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis – die Hoteliers bemühen sich sehr um die Gäste. Und Tunesien war sehr günstig, dafür gibt es kaum entsprechenden Ersatz. Bulgarien liegt derzeit im Trend mit einem ähnlichen Preisniveau. Außerdem gibt es einen Trend zu Fernreisen. Die Menschen wollen etwas Neues erleben, Jamaika oder Mexiko sind stark im Kommen. Auch Kreuzfahrten sind extrem beliebt, darum bauen wir unsere Flotte konsequent weiter aus.