TUI-Chef Joussen "Wir wünschen uns eine höhere Bewertung"

Der Chef des Touristikkonzerns TUI, Fritz Joussen, befürwortet die Fusion von Hapag-Lloyd mit UASC. Außerdem spricht er über die Türkei als Reiseziel nach den Terroranschlägen dort.

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Tui-Chef Fritz Joussen will neue Hotels in der Karibik bauen. Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche

Herr Joussen, die Reederei Hapag-Lloyd, an der TUI zwölf Prozent hält, möchte mit dem kuwaitischen Wettbewerber UASC fusionieren. Ist das eine gute Idee?
Eine weitere Konsolidierung des Marktes in der Containerschifffahrt wird von vielen erwartet und für richtig empfunden. Grundsätzlich unterstützen wir Schritte, die die Marktposition von Hapag-Lloyd verbessern und zusätzlichen Wert für die Aktionäre schaffen können.

Sie haben mehrfach gesagt, Sie wollten den TUI-Anteil abstoßen. Verkaufen Sie jetzt beim höheren Kurs?
Natürlich wünschen wir uns eine höhere Bewertung des Anteils. Mit dem Börsengang, den die TUI früh gefordert hat, wurden die Anteile an der Hapag-Lloyd Container AG aber überhaupt erst handelbar. Das war strategisch ein sehr wichtiger Wendepunkt. Wir wollen aussteigen, aber wir haben keine Eile. Momentan sind wir nach dem Börsengang ohnehin in einer Lock-up-Periode, es gibt also eine Sperrfrist.

Zur Person

Einige der Hapag-Eigentümer möchten dem Vernehmen nach ihre Anteile aufstocken. Hat Ihnen schon jemand ein Angebot gemacht?
Nein. Aber wenn ein Angebot käme, wäre es eine selbstverständliche Aufgabe für das Management, es anzuschauen und zu bewerten.

So digital sind die Reiseveranstalter

Viele Menschen haben aus Sorge vor Terroranschlägen kein gutes Gefühl bei Türkei-Reisen. Viele Kreuzfahrtschiffe meiden deswegen die türkischen Häfen. TUI nicht. Warum?
Wir nehmen das Thema sehr ernst. Die Bewertung der Sicherheitslage müssen wir aber den staatlichen Stellen überlassen, in Deutschland konkret dem Auswärtigen Amt. Dort laufen die Fäden national wie international zusammen, die Qualität der Informationen wird bewertet, und darauf beruhen dann konkrete Hinweise, Empfehlungen und Warnungen. Das kann kein Privatunternehmen seriös leisten. Die Einschätzung der Sicherheitsbehörden für die Türkei ist, dass es an der türkischen Küste im Moment so sicher ist wie in Berlin. In Istanbul ist das Bild anders. Belebte Plätze und bekannte Sehenswürdigkeiten sollten gemieden werden, während Hafen und Flughafen als sicher eingestuft werden. Aufgrund der Einschätzung der Bundesregierung haben unsere Kreuzfahrtgesellschaften ihre Ausflugsprogramme aus dem Programm genommen.

Die spektakulärsten Kreuzfahrten
Oviation of the Seas Quelle: Presse
Seabourn Encore Quelle: Presse
Yoga-TourAuch deutsche Kreuzfahrtunternehmen haben die Sport-Kreuzfahrten für sich entdeckt: Tui Cruises startet dieses Jahr mit der ersten Yoga-Fahrt. Fußball-, Tauch- oder Golfreisen gibt es schon lange. Der Hamburger Fußballclub St. Pauli nutzt Kreuzfahrtschiffe als Trainingscamp für Kinder. Quelle: Presse
Gay-Cruise Quelle: Presse
Cougar-Kreuzfahrten Quelle: Fotolia
Full Metal Cruise Quelle: obs
FKK-KreuzfahrtenLiebhaber der Freikörperkultur (FKK) können das Nacktsein auch auf bestimmten Kreuzfahrten ausleben. Und das in einem ganz besonderen Ambiente: Der Royal Clipper ist ein 135 Meter langes 5-Mast-Segelschiff, das Platz für 227 Passagiere bietet. Auf dem Vier-Sterne-Luxus-Kreuzfahrtschiff fallen alle Hüllen: diese FKK-Kreuzfahrt ist nur für Nudisten, Paare und Singles ab 18 Jahren ausgelegt. Entlang der Adria werden sechs Länder mit FKK-freundlichen Häfen angesteuert: Slowenien, Kroatien, Montenegro, Albanien, Griechenland und Italien. Neben den zahlreichen Landausflügen gibt es drei Swimmingpools und Liegestühle, ein Spa- und Fitness Center, eine Bibliothek und eine am Heck befestigte Wassersportplattform. Die Kabinen sind in acht verschiedenen Kategorien buchbar. Die nächste Abfahrt ist Ende Mai dieses Jahres. Quelle: Presse

Im Februar hatten Sie 40 Prozent weniger Buchungen für die Türkei. Wie sieht die Lage heute aus?
Die Gäste bleiben zurückhaltend. Wir haben in normalen Jahren zwei Millionen Gäste in der Türkei. Wir reden also über 800.000 Kunden, die andere Ziele ansteuern und von denen einige noch abwarten. Viele Experten sehen die Türkei als das Last-Minute-Ziel 2016.

Und die Gäste wollen nun alle woanders hin?
Die Reisefreude der Gäste ist ungebrochen, allerdings verschieben sich die Ziele. Auf den Kanaren zum Beispiel sind wir bei unserer Deutschland-Tochter 35 Prozent im Plus. Und unsere Hotels in Spanien sind so gut ausgelastet wie nie zuvor.

TUI verzeichnet nicht nur steigende Gästezahlen, sondern auch höhere Durchschnittspreise. Nutzen Sie die Ängste Ihrer Kunden vor einem Türkei-Urlaub aus?
Nein, Spanien ist auch in normalen Zeiten eher etwas teurer als die Türkei. Die Türkei bietet ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis – die Hoteliers bemühen sich sehr um die Gäste. Und Tunesien war sehr günstig, dafür gibt es kaum entsprechenden Ersatz. Bulgarien liegt derzeit im Trend mit einem ähnlichen Preisniveau. Außerdem gibt es einen Trend zu Fernreisen. Die Menschen wollen etwas Neues erleben, Jamaika oder Mexiko sind stark im Kommen. Auch Kreuzfahrten sind extrem beliebt, darum bauen wir unsere Flotte konsequent weiter aus.

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