"Wer dagegen verstößt, wird erschossen" Wenn Humor nach hinten los geht

Die Schlagzeile hatte es in sich: „Chef droht Mitarbeitern, sie zu erschießen“. Daneben ein Foto von Ottmar Hermann, einem der bekanntesten deutschen Insolvenzverwalter. Im Interview erklärt der Jurist, wie es dazu kam.

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Ottmar-Hermann Quelle: AP

WirtschaftsWoche: Herr Hermann, besitzen Sie einen Waffenschein?

Ottmar Hermann: Ich habe überhaupt keine Ahnung von Waffen. Ich war nicht einmal bei der Bundeswehr.

Wie beruhigend. „Chef droht Mitarbeitern, sie zu erschießen“, war in den vergangenen Tagen in der "Bild"-Zeitung über Sie zu lesen. Wie kam es dazu?

Das war selbstverständlich ein großes Missverständnis, der Versuch einer Arbeitsanweisung durch ironische Übertreibung die Spitze zu nehmen – was leider daneben ging.

Zur Person

Worum ging es dabei?

Ich saß in meinem Frankfurter Büro und ein Anwaltskollege wies mich darauf hin, dass die Kostenforderungen eines Gerichts liegen geblieben waren. Auf solche Themen reagiere ich allergisch. Wir haben ein striktes Qualitätsmanagement-System und da müssen die Vorgaben eingehalten werden und letztlich bin ich als Insolvenzverwalter verantwortlich. Daher haben wir überlegt, wie sich das ändern und beschleunigen lässt. Die Idee war, dass mir künftig alle Kostenanforderungen sofort vorgelegt werden. In dem Aktenvermerk an meine Mitarbeiter sollte das aber nicht als verkrampfte, arbeitsrechtliche Vorschrift oder gar Drohung herüber kommen, sondern eher als klare Botschaft mit witzigem Unterton. Die flapsige Formulierung sollte die Schärfe rausnehmen. Aber durch meine unbedachte Wortwahl wurde das Missverständnis überhaupt erst ausgelöst.

Sie haben wörtlich geschrieben, dass alle Kostenanforderungen des Gerichts „unmittelbar an mich ohne Umweg über Gefängnis, Freilos oder ähnliches zuzuleiten sind. […] Jeder der dagegen verstößt, wird erschossen.“  Wer hat ihre Monopoly-Anspielung denn als ernsthafte Bedrohung interpretiert?

Über den Humorgrad des Schreibens kann man im Nachhinein sicherlich streiten, vielleicht habe ich in meiner Jugend auch einfach zu viel Monopoly gespielt. Aber tatsächlich wussten fast alle Mitarbeiter, wie ich das Ganze gemeint habe. Für den Fall, dass jemand die Wortwahl trotzdem in den falschen Hals bekommen hat, habe ich mich natürlich umgehend in einem Schreiben an alle Mitarbeiter entschuldigt.

Inzwischen hat sich Ihr Frankfurter Team in einer Unterschriftenaktion hinter sie gestellt und erklärt, den Vermerk „als satirisch und keinesfalls wortwörtlich verstanden“ zu haben. Wurde das Schreiben durchgestochen und in der Öffentlichkeit bewusst falsch interpretiert?

Wie in jedem großen Unternehmen gibt es auch bei uns ab und an Auseinandersetzungen mit Mitarbeitern. Der Verdacht liegt nahe, dass das Schreiben auf diesem Weg bekannt wurde. Aber auch unabhängig davon war meine Wortwahl sicherlich keine gute Idee.

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