Der Versorger RWE hat nach den Verlusten im Zuge der Energiewende wieder einen Milliardengewinn eingefahren. In den ersten neun Monaten verdiente der Konzern nach Angaben vom Dienstag unter dem Strich 2,2 Milliarden Euro. Dies sei zwar unter anderem der vom Bund zurückgezahlten Brennelementesteuer zu verdanken gewesen. Doch auch operativ lief es besser. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg dank eines höheren Handelsergebnisses, Kostensenkungen und den besser ausgelasteten Gaskraftwerken um 9,3 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro.
"RWE hat wieder die Kraft, selbst zu gestalten", sagte Finanzchef Markus Krebber. Im vergangenen Jahr hatte der größte deutsche Stromproduzent nach Abschreibungen auf seine Kraftwerke eine Rekordverlust von 5,7 Milliarden Euro eingefahren. Doch das Blatt wendet sich. Die lange Zeit gefallenen Strom-Großhandelspreise haben etwas angezogen, was sich aber wegen des in der Regel zwei, drei Jahre im voraus verkauften Stroms erst zeitverzögert auswirken wird. In den ersten neun Monaten dieses Jahres erzielte RWE beim Strom noch niedrigere Preise als ein Jahr zuvor. Im Geschäft mit Braunkohlekraftwerken und der Kernenergie wie auch in der übrigen europäischen Erzeugung gingen die operativen Ergebnisse zurück. Im stark schwankenden Energiehandel fuhr RWE hingegen einen operativen Gewinn von 201 Millionen Euro ein nach einem Verlust von 97 Millionen im Vorjahreszeitraum.
RWE bekräftigte die Prognose für 2017. Danach soll das bereinigte Ebitda auf 5,4 bis 5,7 Milliarden Euro steigen nach 5,4 Milliarden im Jahr zuvor. Das bereinigte Nettoergebnis soll bei 1,0 bis 1,3 Milliarden Euro liegen nach 0,8 Milliarden Euro. Der Konzern peilt Ergebnisse am oberen Ende der Spannen an.
Gleichzeitig warnte der stark auf Kohlekraftwerke setzende Versorger RWE die künftige Bundesregierung davor, in der Energiepolitik die Klimaschutzziele überzubewerten. Die Ziele Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit müssten gleichrangig verfolgt werden, erklärte der Konzern bei der Vorlage der Quartalszahlen. "Deutschland gehört zu den Ländern mit der höchsten industriellen Wertschöpfung weltweit. Die Basis hierfür ist eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. Um die Akzeptanz der Energiewende nicht zu gefährden, sollte dieses nicht außer Acht gelassen werden", sagte Krebber.
RWE steht seit Jahren insbesondere wegen seiner Braunkohlekraftwerke in der Kritik von Umweltschützern. Braunkohle gilt als besonders schmutzige Form der Energieerzeugung, da bei ihrer Verbrennung vergleichsweise viel Kohlendioxid erzeugt wird. Bei den Sondierungsgesprächen zwischen Union, FDP und Grünen spielt die Zukunft der Kohle eine Schlüsselrolle. Union und FDP halten es einem Reuters vorliegenden Papier der Jamaika-Unterhändler zufolge für möglich, die Kohleverstromung bis 2020 um drei bis zu fünf Gigawatt herunterzufahren. Die Grünen verlangen dem Dokument zufolge einen Verzicht auf acht bis zehn Gigawatt.