Solarworld-Insolvenz Insolvenzverwalter Piepenburg soll es richten

Der Düsseldorfer Jurist Horst Piepenburg übernimmt als vorläufiger Insolvenzverwalter von Solarworld eine heikle Rettungsmission. Doch er hat ein paar Geheimwaffen in petto: Witz, Optimismus und gute Kontakte.

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Horst Piepenburg Quelle: dpa

Der Düsseldorfer Jurist Horst Piepenburg ist vorläufiger Insolvenzverwalter des Bonner Solarkonzerns Solarworld, berichtet die WirtschaftsWoche. Nach Informationen des Magazins hat das zuständige Amtsgericht Bonn einen entsprechenden Beschluss gefasst.

Piepenburg gilt als profilierter Insolvenz- und Sanierungsexperte. Er war bereits bei zahlreichen Großverfahren im Einsatz, unter anderem bei der Insolvenz des Anlagenbauers Babcock Borsig und dem Schutzschirmverfahren des Bonner Immobilienkonzerns IVG.

Piepenburg selbst sieht es bei Insolvenzverfahren generell als seine erste Aufgabe an, dafür zu sorgen, "die Schockstarre aufzulösen, die das I-Wort bei Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden auslöst", sagte er im März in einem Interview mit der WirtschaftsWoche. "Wenn ich ins Unternehme komme, mache ich deshalb erst einmal klar, dass jetzt ein neues Kapitel beginnt", so Piepenburg. "Phase zwei ist dann der Versuch, wieder Optimismus ins Unternehmen zu kriegen."

Dabei hilft Piepenburg sein rheinischer Humor, mit dem es ihm gelingt, selbst angespannte Verhandlungen aufzulockern – und so am Ende gute Lösungen zu erzielen. Eigenschaften, die ihm auch dabei helfen dürften für die mehr als 3000 Mitarbeiter und die Gläubiger von Solarworld zu retten, was zu retten ist. Denn der Fall dürfte sich als alles andere als einfach erweisen.

Zunächst – wohl noch am Freitag – muss entschieden werden, wie es mit den Tochtergesellschaften des Konzerns weitergeht. Auch für sie deuten sich Verfahren an. Zu tief steckt das Unternehmen in der Krise.

Solarworld kämpft schon länger mit sinkenden Preisen für Solarmodule und einer bedrohlichen Klage in den USA. 2016 gab es tiefrote Zahlen, das Unternehmen hat unter dem Strich knapp 92 Millionen Euro Verlust ausgewiesen. Unternehmenschef Frank Asbeck hatte noch Ende März angekündigt, mit einem scharfen Sparprogramm bis 2019 wieder aus der Verlustzone kommen zu wollen. Mit "Qualität und Technologie" wolle man sich vom asiatischen Wettbewerb absetzen.

Mit dem Abbau von 400 Stellen – 300 davon in Deutschland – und zahlreichen Einzelmaßnahmen sollten die Kosten um ein Fünftel verringert werden. Ein Sozialplan wurde an den deutschen Standorten in Arnstadt (Thüringen) und Freiberg (Sachsen) bereits verhandelt.

Warum trotz der Sparmaßnahmen nun die positive Fortführungsprognose entfiel und das Management Insolvenzantrag stellen musste, ist bislang offen. Solarworld begründete den Insolvenzantrag lediglich mit dem "aktuellen Geschäftsverlauf" und "weiter voranschreitenden Preisverwerfungen". Doch die Entwicklung ist alles andere als neu.

2016 war der Weltmarktpreis für Solarmodule um rund ein Fünftel abgestürzt. Hintergrund sind starke Überkapazitäten in China. Solarworld wirft der chinesischen Solarbranche extremes Preisdumping vor. Zudem kämpft Solarworld in den USA mit einem Rechtsstreit: Der ehemalige US-Siliziumlieferant Hemlock hat die Deutschen auf umgerechnet rund 720 Millionen Euro Schadenersatz verklagt. Durch die Insolvenz dürfte Hemlock selbst wenn die Klagen am Ende Erfolg haben, nur einen Bruchteil der Forderung erhalten.

Bei seinem Solarworld-Einsatz trifft Piepenburg auf einen alten Bekannten. Hans-Gerd Jauch, Partner der Wirtschaftskanzlei Görg und selbst Insolvenzverwalter, berät das Unternehmen dem Vernehmen nach seit geraumer Zeit bei sanierungsrechtlichen Fragestellungen. Schon bei der Nahtoderfahrung des Solarworld-Konzerns 2013 war Jauch als Berater an Bord. Damals gelang ihm das Kunststück, allen Beteiligten Einschnitte abzutrotzen.

Jauch und Piepenburg haben bereits in der Vergangenheit zusammen gearbeitet, etwa bei der Insolvenz des Arcandor-Konzerns. Piepenburg war kurzzeitig als Generalbevollmächtigter in der Geschäftsführung des Konzerns, Jauch ist Insolvenzverwalter von Arcandor. Bei der Solarworld-Mission ist zudem Gründer Asbeck dabei. Insider witzeln bereits über ein "Dreikönigstreffen der Sonnenkönige".

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