Der Amazon-Kampf Buchladen schlägt Onlineshop

Von wegen Abgesang: Während sich der Schriftstellerprotest gegen Amazon ausweitet, kommt eine Studie zu dem Ergebnis, dass junge Menschen nicht auf den Buchladen ihres Vertrauens verzichten wollen. Die Studienergebnisse.

Die Vorwürfe der Schriftsteller an den Onlinehändler Amazon wiegen schwer: Sie beklagen gezielte Manipulation von Empfehlungslisten und verlangsamte Auslieferung von Büchern bestimmter Verlage. Immer mehr Autorinnen und Autoren schließen sich dem Protest an. Der Schriftstellervereinigung „PEN-Zentrum Deutschland“ zufolge unterzeichneten einen offenen Brief bereits 1001 Autoren. Darunter sind prominente Namen wie F.C. Delius, Elfriede Jelinek, Sten Nadolny, Ingrid Noll, Ferdinand von Schirach und Günter Wallraff. Quelle: dpa
Der Schriftsteller Daniel Kehlmann („Die Vermessung der Welt“) vermutet, dass Amazon ein Monopol errichten wolle. „Das Geschäftsmodell von Amazon nimmt langfristig in Kauf, ja beabsichtigt wahrscheinlich sogar, dass die Verlage ihre Tätigkeit nicht fortführen können“, sagte Kehlmann dem Nachrichtenmagazin „Focus“. „Eines düsteren Tages wird man womöglich nur noch lesen können, was Amazon genehmigt.“ Quelle: dpa Picture-Alliance
An Renommee fehlt es dem lokalen Einzelhandel hingegen nicht: Bevor sich die Deutschen Buchtipps für den Urlaub aus dem Internet holen, lassen sie sich lieber von Buchhändlern vor Ort beraten. Das ergab eine aktuelle, repräsentative Studie der Kampagne „Vorsicht Buch!“. In der Studie wurden 5.000 Teilnehmer ab 14 Jahren zu ihrem Verhalten im Kontext Buch und Urlaub, Reise sowie Erholung befragt. Quelle: dpa
Ob „Shades of Grey“, Klassiker oder Fachliteratur: Die Kunden schätzen die kompetente Beratung vor Ort laut der Studie besonders in Sachsen-Anhalt, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Insgesamt lassen sich knapp 24 Prozent der Deutschen vom Buchhändler beraten. Demgegenüber kommen Tipps aus dem Internet mit insgesamt 15,1 Prozent aller Befragten auf den letzten Platz der Inspirationsquellen, hinter Empfehlungen von Freunden oder Kollegen sowie Bestsellerlisten. Quelle: dpa
Die Studie von „Vorsicht Buch!“ zeigt: Offenbar ist gerade für junge Menschen die persönliche Empfehlung wichtig. Mit über 72 Prozent ganz vorne bei der Frage nach Empfehlungen von Urlaubslektüre liegen bei den 14- bis 19-Jährigen die persönlichen Tipps von Freunden und Familie. Mehr als 30 Prozent der jungen Leute setzen außerdem auf Beratung von ihrem Buchhändler vor Ort. Quelle: dpa
Eine Frau liest in einer Hängematte: Bücher haben für die Deutschen nach wie vor einen hohen Stellenwert, gerade wenn es um Erholung und Entspannung geht. Der Studie der Kampagne „Vorsicht Buch!“ zufolge entspannen 66,2 Prozent der Befragten beim Lesen eines Buches – bei den weiblichen Teilnehmern der Studie sind es sogar 75,5 Prozent. Quelle: dpa
Junge Menschen ziehen das Buch einem Spaziergang, Fernsehschauen, Sport treiben oder einem Wellnesstag zur Erholung vor. Für einen perfekten Urlaubstag zu Hause gehört sogar für 81,9 Prozent der weiblichen Studienteilnehmer ein Buch dazu. Quelle: dpa
„Uns freut es sehr, dass die Qualität der persönlichen Beratung im Buchhandel insgesamt und gerade bei Jugendlichen einen hohen Stellenwert einnimmt“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. „Gegenüber Empfehlungen basierend auf  Algorithmen, beraten Buchhändlerinnen und Buchhändler aufgrund ihres Fachwissens, persönlicher Erfahrung und Menschenkenntnis. Genau das wissen die Kunden offenbar zu schätzen.“ Quelle: dpa
Die Initiative „Vorsicht Buch!“ setze genau bei diesen von ihr ermittelten Umfragewerten an, sagt ihre Marketing-Verantwortliche: Die oft inhabergeführten Buchhandlungen seien eine wichtige Bereicherung für die Innenstädte und die Kulturlandschaft in Deutschland. Quelle: dpa
Der Buchhandel habe dank der Buchpreisbindung glücklicherweise weniger Probleme mit dem verbreiteten „Beratungsdiebstahl“, der vielen anderen Einzelhändlern zu schaffen mache, sagt Alexander Skipis vom Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Der Begriff beschreibt das Phänomen, dass Kunden sich teilweise in den Fachgeschäften vor Ort beraten lassen, die Ware dann aber zu günstigeren Preisen im Internet bestellen. „Die Buchpreisbindung in Deutschland ist nicht nur deshalb so wichtig, weil sie die lokalen Händler vor der aggressiven Preispolitik der Internethändler schützt; sie garantiert, dass wir in Deutschland ein so vielfältiges Angebot an Büchern haben“, erklärt Skipis. Quelle: dpa
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