Discounter Lidl bremst US-Expansion

Lidl in den USA Quelle: dpa

Wie erfolgreich ist das USA-Abenteuer von Lidl? Laut einem Medienbericht ändert der deutsche Discounter seine Expansionsstrategie – nach gerade einmal einem halben Jahr.

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Erst vor rund einem halben Jahr ist Lidl in den USA gestartet. Doch bereits jetzt überdenkt der Discounter offenbar seine Strategie und drosselt das Tempo der Expansion. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, suche Lidl statt der bisherigen großen Glaspaläste an den Ausfallstraßen jetzt kleinere Ladenlokale in den regionalen Zentren. Der Händler habe eine entsprechende Ausschreibung für Immobilienanbieter auf seiner US-Website veröffentlicht.

Verantwortlich für die Veränderungen ist Michael Aranda, der im vergangenen September im Lidl-Vorstand die Zuständigkeit für die US-Strategie übernommen hat. Dabei macht der Discounter auch nicht vor bereits geplanten Projekten Halt: Wie das Blatt unter Berufung auf Makler und Kommunalpolitiker schreibt, seien einige der Vorhaben wieder gestoppt worden – etwa in New Jersey, Pennsylvania, Ohio und Virginia, obwohl dort bereits Millionenbeträge in Grundstücke investiert worden sind.

Lidl wollte das gegenüber dem „Handelsblatt“ weder bestätigen noch dementieren und spricht nur von einer „stetigen Überprüfung und Bearbeitung des Immobilienportfolios“. Ob der Konzern das selbst gesteckte Ziel von ursprünglich 100 US-Filialen nach zwölf Monaten halten kann, ist nun fraglich. Lidl wollte dazu auf Anfrage des „Handelsblatt“ keine Prognose mehr abgeben. Vor kurzem hat der Discounter den 49. Markt eröffnet.

Lidl ist im Juni 2017 mit den ersten zehn Märkten in den USA gestartet und hat dabei für viel Aufsehen gesorgt. Auf dem umkämpften Markt wollte Lidl vor allem mit günstigen und zugleich frischen Produkten überzeugen. Helfen sollte auch eine exklusive Modekollektion von Supermodel Heidi Klum. In den folgenden Monaten sei laut Marktforschern das Interesse der Kunden aber deutlich abgeflacht.

Stockender Start

Kampflos jedoch, so viel ist sicher, werden die etablierten Player dem deutschen Angreifer das Feld nicht überlassen. Handelsschwergewicht Walmart hat schon im Vorfeld die Preise gesenkt, um Lidl einen heißen Empfang zu bereiten. Auch Aldi Süd powert in den Staaten. „Schon andere wollten Aldi-Preise schlagen“, ließ Aldis US-Statthalter Jason Hart sein Lidl-Pendant im Vorfeld der Expansion wissen: „Und wir konnten immer noch tiefer gehen.“

Aldi kann sich die Konfrontation in Übersee leisten. Der Konzern ist bereits 1976 in den USA gestartet. An fast 1700 Märkten in 35 Bundesstaaten von New York bis Kalifornien prangt das orange-blaue Unternehmenslogo. Umgerechnet 13,5 Milliarden Euro brutto setzt der Handelskonzern in den USA nach Schätzungen des Branchendienstes Planet Retail um. Bis 2022 soll das Filialnetz auf 2500 Standorte ausgedehnt werden. Aldi wäre dann der nach Standortzahl drittgrößte Lebensmittelhändler des Landes, nach
Walmart und The Kroger. Rund 3,4 Milliarden Euro nimmt Aldi dafür in die Hand. Zusätzlich rund 1,3 Milliarden Euro investiert der Konzern bis 2020 in die Modernisierung bestehender Läden.

Der Vorsprung Aldis dürfte noch etwas Bestand haben. „Innerhalb weniger Jahre ist es kaum machbar, ein flächendeckendes Filialnetz aus dem Boden zu stampfen“, sagt Markus Hepp, Handelsexperte der Boston Consulting Group. Zu schwierig sei es, „kurzfristig qualifizierte Mitarbeiter und geeignete Standorte zu finden“.

Schon die ersten Monate liefen für die Deutschen offenbar holpriger als gedacht. Konzernchef Klaus Gehrig sprach im Oktober gegenüber der WirtschatsWoche zwar von einem „gelungenen Start“. Doch in der Branche wird das bezweifelt. Nach dem Eröffnungsansturm der ersten Tage seien die Umsätze in einer Reihe von Märkten „erschreckend schwach“ ausgefallen, zitiert die „Lebensmittel Zeitung“ einen Insider. Auch das Gefeilsche mit Lieferanten um bessere Konditionen – sonst Königsdisziplin bei Lidl – gestalte sich schwierig. Zu eindringlich hätten die US-Platzhirsche ihre Geschäftspartner vor einer Zusammenarbeit mit dem Newcomer gewarnt.

Rund zwei Milliarden Euro dürfte das transatlantische Abenteuer bisher gekostet haben. „Dass die USA eine große Herausforderung sind, steht außer Frage“, räumt Gehrig ein. Er sieht den Vorstoß in die USA als „Investition in die Zukunft“, für die „Etablierung haben wir einen längeren Zeitraum vorgesehen“.

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