Gamescom Aldi will die Gaming-Branche aufmischen

Bei Aldi gibt es jetzt Spiele für PC und Konsole. Pünktlich zur Gamescom vertreibt der Discounter im Internet Tausende Spiele. Gegenüber der Konkurrenz hat Aldi viele Vorteile – und das Potenzial, die Branche zu verändern.

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Aldi Nord und Aldi Süd steigen in das Gaming-Geschäft ein. Quelle: obs

Das ist ungewöhnlich: Zum Start der Spielemesse Gamescom stehen nicht die Spielehersteller in den Schlagzeilen. Stattdessen sorgt Aldi für Aufmerksamkeit: Die Unternehmensgruppen Aldi Nord und Aldi Süd steigen in das Gaming-Geschäft ein. Ab Dienstag bietet der Discounter auf seiner Plattform „Aldi Life“ mehrere Tausend Videospiele von mehr als 100 großen und kleinen Entwicklerstudios zum Download an – und zwar für fast alle Plattformen.

„Dieses schlagkräftige Angebot wird den Absatz in der Spielebranche beflügeln und neue Impulse setzen“, sagt Werner Ballhaus, Leiter Technologie, Medien und Telekommunikation bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Aldi ist kein Pionier in der Gaming-Branche – im Gegenteil: Andere sind schon jahrelang im Markt. Dennoch dürfte das Angebot des Discounters, der mit rund 4.200 Filialen in der gesamten Republik vertreten ist, erfolgreich sein, schätzen Marktkenner.

Denn der Name und die Bekanntheit von Aldi machen den Unterschied. Aldi könnte der Gaming-Branche so einen zusätzlichen Schub verleihen. „Das wird auf jeden Fall große Aufmerksamkeit generieren“, schätzt Linda Breitlauch, stellvertretende Vorsitzende des Game-Bundesverbandes.

Die umsatzstärksten Discounter Deutschlands

Aldi ist dafür bekannt, nicht der erste zu sein, sondern erst dann einzusteigen, wenn der Markt eine große Masse anspricht. Das zeigte sich in der Vergangenheit etwa mit dem Angebot der Medion-Computer oder der Telefonflatrate „Aldi Talk“. „Und mittlerweile ist auch die Gaming-Branche massentauglich“, sagt Odile Limpach, Spieleexpertin am Cologne Game Lab der Technischen Hochschule Köln.

Über 30 Millionen Menschen spielen hierzulande zumindest gelegentlich Videospiele, zeigt eine Befragung des Digitalverbandes Bitkom. Und schon lange ist Gaming kein Jugendphänomen mehr: Rund ein Viertel der Spieler ist 50 Jahre und älter. „Der Schritt von Aldi ist deshalb sehr logisch“, sagt Limpach.

Was Aldi in allen Branchen vereint: Der Discounter ist dafür berüchtigt, die Konkurrenz mit Kampfpreisen unter Druck zu setzen. Was für Milch und Eier, aber auch für PC-Hardware und Telefon-Flatrates gilt, soll nun auf die Gaming-Branche übertragen werden. „Aldi steht für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, auch im Internet“, sagt Nastaran Amirhaji, Sprecherin bei Aldi Süd.

Direkt zur Markteinführung setzt Aldi ein Ausrufezeichen: Das PC-Spiel „Anno 2205 (Königsedition)“ etwa wird für 15 statt 50 Euro offeriert. Bei Amazon ist es derzeit immerhin für knapp 40 Euro zu kaufen. Solche Angebote gibt es auch für zwei weitere Spiele – alle drei allerdings keine brandneuen Titel.

Wie Aldi mit neuem Filial-Design den Umsatz steigern will
Die Vorführ-Filiale bietet viel Tageslicht, breitere Gänge, viel Holz. Obst und Gemüse werden präsentiert wie an einem Marktstand. Quelle: obs
Lars Linscheid, Geschäftsführer der ALDI SÜD Regionalgesellschaft Ebersberg und Jeannette Thull, Geschäftsführerin Zentraleinkauf, bei der Vorstellung der Filiale der Zukunft in München-Unterhaching. Quelle: obs
Journalisten filmen am 11.05.2016 in Unterhaching (Bayern) die neu gestaltete Aldi-Filiale. Vor allem die Präsentation von Obst und Gemüse soll ansprechender werden. Quelle: dpa
Doch die Pappfigur von "Frau Weber", die um Aldi-Nachwuchs wirbt, gehört weiter zum Inventar des Discounters. Quelle: dpa
Wenn nicht Aldi drauf stünde, könnte man fast glauben, in einem Supermarkt von Rewe oder Edeka zu sein. Quelle: dpa
Das Sortiment, hier die Wurst- und Fleischwaren, bleibt im Wesentlichen das selbe. Quelle: dpa
Die größte Veränderung betrifft die Präsentation des Obstes und Gemüses, die an einen Wochenmarkt-Stand erinnern soll. Quelle: dpa

In der Branche ist es üblich, dass neue Spiele nicht direkt nach deren Erscheinen zu billigen Preisen verscherbelt werden. Daran will sich auch Aldi halten, schließlich will es sich der Discounter nicht mit den Spieleproduzenten verscherzen. „Wir sind natürlich an einer guten Zusammenarbeit mit den Publishern interessiert“, sagt Sandro Fabris, Manager beim Elektronikhersteller Medion, der den neuen Dienst für den Discounter entwickelt hat. Rabattschlachten sind erst zu erwarten, wenn die Spiele einige Monate im Markt sind.

Branchenkenner sind sich einig: Aldi ist nun ein wichtiger Player in der Gaming-Branche. Der Discounter hat tausende Videospiele im Angebot – egal Sport, Strategie oder Spiele für Kinder. Darunter sind alle neuen Games, die auf der Spielemesse in Köln vorgestellt werden, aber auch Klassiker. Aldi vertreibt Spiele sowohl von den bekannten Entwicklerstudios als auch von kleineren Game-Publishern.

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