Kaffeeröster Familienzwist bei Darbovens verunsichert das Unternehmen

Der 81-jährige Albert Darboven will weitermachen, um sein Kaffeeimperium nicht an seinen Sohn abgeben zu müssen. Mit dem skurrilen Zwist zwischen Vater und Sohn riskiert die Familie den Erfolg.

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Streit mit dem Nachwuchs: Der 81-jährige Albert Darboven bleibt vorerst der Chef. Quelle: Laif

Das Treffen der Führungskräfte jeden Dienstag um 8.30 Uhr im Raum „Idee“ ist eine feste Institution beim Hamburger Kaffeekonzern Darboven. Einige Abteilungsleiter sitzen schon um 8.10 Uhr da, berichtet ein Insider. Schließlich komme Konzernchef Albert Darboven auch immer früher. Nach wenigen Minuten aber ist das Treffen meist vorbei. Es gibt nicht viel zu besprechen.

Der Termin ist völlig überflüssig. Er findet trotzdem statt. Weil das eben immer schon so war. Etabliert wurde die Dienstagsrunde in den Siebzigerjahren, als Kaffeebohnen knapp waren und der Rohstoffbestand wöchentlich geprüft werden musste. „Kaffee gibt es heute immer genug, die Runde ist geblieben“, sagt ein Insider.

So ist das bei Darboven. Hier bleibt alles beim Alten. Selbst der Alte bleibt. Mitte April, wenige Tage nach seinem 81. Geburtstag, verkündete der Firmenchef, er werde beruflich noch ein paar Jahre dranhängen. Vielleicht fünf Jahre, vielleicht ein bisschen mehr. Schließlich will Albert Darboven offenbar mit allen Mitteln verhindern, dass sein 53-jähriger Sohn Arthur Ernesto Chef wird. Vielmehr soll er, so ist im Unternehmen zu hören, einen familienfremden Manager als Nachfolger ins Auge gefasst haben. Der aber muss sich erst noch bewähren.

Zehn Tipps für die Nachfolgeplanung

Einst war Alberts Sohn als künftiger Chef gesetzt. Vor neun Jahren kam es aber zum Bruch zwischen Vater und Sohn. Arthur wollte wohl mit einer neuen Kaffeemarke namens Coffee-Erotic auf einer Erotikmesse antreten. Der Slogan: „Sex des Bohnengetränks“. Der Senior stoppte das Projekt. Wenig später verkündeten die beiden: „Es geht nicht mehr.“ Albert brachte seinen Sohn dazu, ihm die bereits übertragene Mehrheit am Unternehmen zurückzugeben, und drohte später via „Bunte“, er wolle einen Adoptivsohn für die Nachfolge suchen.

Es folgten Jahre der Ruhe, bis an einem Montag im März vergangenen Jahres alles wieder hochkam. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz hatte in das Hamburger Rathaus geladen, um Albert Darboven anlässlich des 150. Geburtstags des Familienunternehmens zu ehren. Sein Sohn und die beiden Neffen sollten teilnehmen, sagten aber kurz vorher ab. Das hat den Alten schwer getroffen.

Dabei hatte er die Absage selbst provoziert, als er kurz vor der Feier verkündete, den Chefposten noch lange nicht zu räumen und seine Unternehmensanteile in eine Stiftung einzubringen. Albert Darboven hält 57,5 Prozent an dem Kaffeekonzern, der mit Marken wie Idee und Mövenpick, Eilles Tee oder Alfredo Espresso rund 330 Millionen Euro pro Jahr erlöst. Arthur hält 17,5 Prozent und kommt ohne die Anteile seines Vaters nicht an die Macht. Arndt und Behrendt, die Söhne von Alberts Bruder Herbert Darboven, der vor 15 Jahren starb, kommen zusammen auf 25,1 Prozent.

Tief enttäuscht schickte Arthur eine E-Mail an mehrere Mitarbeiter, in der er um Verständnis für die Absage bat. Viele kennen Arthur persönlich. Schließlich war er fast 14 Jahre im Unternehmen, bis er 2008 ging.

Verändert hat sich seither dort wenig. Wie eh und je wird Darboven am frühen Morgen von Herrn Bergmann, seit vielen Jahren der Chauffeur des Seniors, in der Villa am Elbufer abgeholt und mit seinem schwarzen S-Klasse-Mercedes quer durch Hamburg zum Firmensitz im Industriegebiet in Billbrook kutschiert.

Nach einem Blick auf die Dollar- und Rohstoffkurse in seinem Computer, der sorgsam versteckt ist in einem antiken Sekretär, macht er sich auf seine Runde, nicht selten im weißen Kittel, mit Haarnetz und Plastiküberzieher für die Schuhe. Darunter trägt er den obligatorischen Nadelstreifenanzug mit Krawatte und Einstecktuch. Vor seinem Rundgang steckt ihm seine Sekretärin hin und wieder einen Zettel zu. Darauf sind Namen von Mitarbeitern notiert, die an diesem Tag Geburtstag haben und denen er bei seiner Tour gratuliert.

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