Modebranche Warum die Boss-Anzüge teurer werden

Hugo Boss, Deutschlands größter Herrenschneider, verkauft in seinem Heimatmarkt weniger. Vorstandschef Mark Langer will mit neuen Konzepten dagegen halten – und hebt die Preise für die Anzüge an.

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Der Modekonzern hebst seine Preise für Boss-Anzüge in der Frühjahr-Sommer-Saison 2018 um 100 auf rund 599 Euro an. Quelle: Reuters

Düsseldorf Eigentlich kommt Vorstandschef Mark Langer beim Umbau von Hugo Boss gut voran: Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um drei Prozent auf 636 Millionen Euro, der operative Gewinn vor Sondereffekten blieb mit 108 Millionen Euro stabil.

Doch ausgerechnet im Heimatmarkt Deutschland sank der Umsatz im zweiten Quartal dieses Jahres um vier Prozent. Langer erklärte dieses Minus in einer Telefonkonferenz am Dienstagmorgen mit Rückgängen im Geschäft mit Handelspartnern. „Dort wurde das Geschäft durch Verschiebungen von Auslieferungen im Vergleich zum Vorjahr belastet“, räumte Langer ein. Wie stark dieses Geschäft zurückging, sagte Langer nicht. Es muss sich aber um einen höheren Prozentsatz handeln, denn ein Teil des Umsatzschwunds wurde durch die konzerneigenen Läden kompensiert, die zulegen konnten.

Ob es Langer schafft, Hugo Boss in Deutschland wieder auf Wachstumskurs zu bringen, hängt auch vom klassischen Anzuggeschäft der Kernmarke Boss ab. Für die neue Frühjahr-Sommer-Kollektion hat Deutschlands größter Herrenschneider die Preise für Boss-Anzüge um rund 100 Euro auf 595 bis 599 Euro angehoben. Ob der Handel bei der Preiserhöhung mitzieht, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. In der Bilanz von Boss kommt das noch später an. „Die Preiserhöhungen werden sich bei uns im ersten Quartal des kommenden Jahres auswirken“, sagte Langer.

Ansonsten will Langer, der im Mai vergangenen Jahres beim Metzinger Konzern an die Spitze rückte, das Geschäft weiter auf seine neue Zwei-Marken-Strategie konzentrieren: Boss mehr für den Business-Bereich und Hugo für die sportlicheren, modischeren Kunden. Hugo-Anzüge sind künftig mit 399 Euro rund 200 Euro billiger als die der Kernmarke Boss. Aber auch die Kernmarke macht schon 60 Prozent des Geschäfts mit Freizeitkleidung.

Als Langer im vergangenen Jahr den Vorstandsvorsitz übernahm, fand er viele Baustellen vor, die ihm sein Vorgänger Claus-Dietrich Lahrs hinterlassen hatte: zum Teil unrentable Filialen, überzogene Preise in China sowie Rabattschlachten in den USA. Bei zwei der Problembereiche gibt es nun leichte Verbesserungen. Das US-Geschäft ist nach der radikalen Aufräumaktion Langers erstmals wieder gewachsen.

Langer hat sich in den USA von vielen Händlern getrennt, die die Ware in extremen Rabattaktionen verramscht haben. Das drückte lange Zeit den Umsatz in den USA. Doch die zweistelligen Umsatzrückgänge dort sind erst einmal vorbei. Im ersten Quartal ging das Geschäft noch um sieben Prozent zurück. Im zweiten Quartal stieg er immerhin wieder um zwei Prozent.


Anleger zeigen sich optimistisch

Erste Fortschritte hat Langer auch im Online-Geschäft erreicht. Nach einem Minus von 27 Prozent im ersten Quartal stieg es jetzt um neun Prozent. „Aber das ist noch zu wenig“, sagte Langer. Die Einkäufe über das Internet machen erst drei Prozent des Konzernumsatzes aus, also rund 19 Millionen von 636 Millionen Euro. Langer will die Lust auf Online-Einkäufe durch günstigere Hemden, Hosen und Jacken von Hugo Boss wecken. Im ersten Quartal war das Angebot zu hochpreisig, wie er im Mai einräumen musste.

Auch ins klassische stationäre Geschäft will Langer neuen Schwung bringen. So soll ein neues „einladenderes Store-Konzept“, wie es der Vorstandschef beschrieb, mehr Kunden in die Läden locken. Den ersten Boss-Laden im neuen Stil will er in Genf eröffnen. Außerdem testet er bei Handelspartnern in Europa ein neues Shop-in-Shop-System für die Marke Hugo. Gleichzeitig muss er aber im Vertrieb noch seine Hausaufgaben machen und 15 von insgesamt 20 unprofitablen Läden bis Ende des Jahres schließen.

Das alles soll dazu beitragen, dass Boss dieses Jahr seine Umsatz- und Ergebnisprognose halten und ab nächstem Jahr wieder nachhaltig profitabel wachsen kann. Für 2017 erwartet Langer eine „weitgehend stabile Entwicklung beim Konzernumsatz“ und einen operativen Gewinn vor Sondereffekten Ebitda in einem Korridor von minus drei bis plus drei Prozent gegenüber dem Vorjahr.

„Ich bin mit der Entwicklung in diesem Jahr durchaus zufrieden“, gab sich Langer ungewohnt optimistisch. Die Anleger sahen das auch so und ließen die Aktie am Morgen zeitweise um gut fünf Prozent auf 68,63 Euro steigen.

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