Online-Auktionshaus Auctionata macht dicht

Das einst als aussichtsreich geltende Berliner Start-up Auctionata muss geschlossen werden. Die frühere Erfolgsstory rund um Luxus-Auktionen findet damit ein unrühmliches Ende, Millionen Euro Risikokapital sind verloren.

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Auctionata-ist-pleite Quelle: obs

Nachdem Auctionata Paddle8 im Januar ein vorläufiges Insolvenzverfahren beantragt hatte, muss der Betrieb der deutschen Muttergesellschaft nun aufgegeben werden. Es sei kein Investor für eine Fortführung gefunden worden, gab der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Graf Brockdorff bekannt. In Abstimmung mit dem vorläufigen Gläubigerausschuss seien die Vorbereitungen für eine Betriebsstilllegung eingeleitet worden, die nach dem 1. März im Rahmen des Insolvenzverfahrens auf den Weg gebracht werden soll. Dabei hatte Auctionata eigentlich die Sanierung und Rekapitalisierung des Unternehmens im vorläufigen Insolvenzverfahren angestrebt.

Paukenschlag in Berlin: Das Start-Up Auctionata Paddle8 muss eine vorläufige Insolvenz beantragen.  Dies bestätigte Auctionata-Chef Thomas Hesse der WirtschaftsWoche.
von Niklas Hoyer

Es habe keine Alternative zur Betriebsstillegung gegeben, berichtete Graf Brockdorff. Immerhin sei es gelungen, die verlustbringenden Töchter Paddle8 in den USA und Value-my-Stuff in Großbritannien zu veräußern und deren Fortbestand zu sichern. Durch zahlreiche Entlassungen in Deutschland seien auch die laufenden Kosten in Deutschland massiv gesenkt worden. All das reichte nicht. Am Ende habe die Bereitschaft auf Investorenseite gefehlt, die notwendige Finanzierung für die insolvente deutsche Gesellschaft in ausreichendem Umfang bereitzustellen, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter in einer Pressemeldung mit. Nur noch 35 von rund 170 Mitarbeitern in Berlin sollen im Unternehmen verbleiben, um die Abwicklung zu begleiten. Auch der ehemalige Bertelsmann-Vorstand Thomas Hesse, der erst im Herbst 2016 zum Chef von Auctionata Paddle8 geworden war, verlässt das Unternehmen.

Die Pleite von Auctionata Paddle8 trifft auch einige namhafte Kapitalgeber. Auctionata Paddle8, ein Online-Auktionshaus für Kunst und Luxusartikel, war in Summe mit über 130 Millionen Dollar Risikokapital ausgestattet. Geldgeber waren unter anderen Earlybird, German Startup Group und HV Holtzbrinck Ventures, aber auch internationale Geldgeber wie die Groupe Arnault und Hearst Ventures. Noch 2016 hatte bei Auctionata sogar ein Börsengang im Raum gestanden.

Doch nachdem die WirtschaftsWoche im März 2016 über Verfehlungen des damaligen Chefs und Auctionata-Gründers Alexander Zacke berichtet hatte, ging es mit dem Unternehmen stetig bergab. Zacke hatte zum Beispiel in Auktionen von Auctionata mitgeboten, was verboten ist. Im September 2016 hatte die WirtschaftsWoche dann geschäftliche Schwierigkeiten bei Auctionata enthüllt. In Auktionen waren kaum noch direkte Verkäufe erzielt worden. Dies hatten exklusive Auswertungen der Auktionsergebnisse ergeben. Auctionata Paddle8 hatte damals bestritten, dass sich aus diesen Zahlen fundierte Rückschlüsse auf die Geschäftslage ziehen ließen, weil neben den Live-Auctions noch einige andere Verkaufskanäle genutzt würden. Doch letztlich wurde die geschäftliche Misere immer offensichtlicher und mündete im vorläufigen Insolvenzantrag und nun dem Ende der Geschäfte.

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