Online-Handel Ikea verlässt das Möbelhaus

Der schwedische Möbelriese geht neue Wege und will seine Produkte künftig auch über große Online-Händler wie Amazon anbieten. Das Geschäft von Ikea verschiebt sich immer mehr ins Internet.

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Zehn Fakten über das schwedische Möbelhaus
Ingvar Kamprad Quelle: REUTERS
Das Foto aus dem Jahr 1974 zeigt das erste in Deutschland eröffnete Ikea-Möbelhaus in Eching bei München Quelle: dpa
Ikea Köttbullar Quelle: dpa
Wie Ikea zu seinem Namen kam Quelle: dpa
Der Ikea-Katalog ist beliebter als die Bibel
Das Bücherregal „Billy“ ist einer der Ikea-Verkaufsschlager schlechthin Quelle: dpa
Ikeas "Klippan" ist nicht nur ein Sofa für die Studentenbude, sondern auch ein kleines Kaff in der schwedischen Provinz. Quelle: dpa

Ein kurzer Ausflug zu Ikea endet oft mit einem großen gelben Plastikbeutel voller Kerzen, Gläser, Tischdecken oder anderen Impulskäufen, die man auf dem Weg durch das Möbelhaus scheinbar wahllos einsammelt. Das Ladenkonzept haben die Schweden über Jahre perfektioniert. Doch in Zeiten des Online-Handels fällt es selbst dem Riesen immer schwerer, die Kunden in ihre Möbelhäuser zu locken.

Darum verkündet der internationale Ikea-Chef Torbjörn Lööf in der „Financial Times“ ein neues Geschäftsmodell: Der schwedische Möbelriese will seine Produkte künftig auch über große Online-Händler verkaufen. Die Zeitung spekuliert, dass Ikea schon bald bei großen Plattformen wie Amazon oder Alibaba präsent sein könnte. „Das ist die größte Veränderung im Kundenerlebnis seit der Erfindung unseres Konzepts“, zitiert das Blatt den Ikea-Chef. Bisher verkauft Ikea seine Möbel in Deutschland zwar in einem eigenen Online-Shop. Doch der Anteil am Umsatz ist noch gering.

Tatsächlich sträubten sich die Schweden lange, ihr über Jahrzehnte bewährtes Geschäftsmodell an die neue Onlinewelt anzupassen. Das Konzept, Möbel zur Selbstabholung und zum Selbstaufbau besonders günstig anzubieten, machte Gründer Ingvar Kamprad zu einem der reichsten Menschen der Welt und den schwedischen Konzern weltweit bekannt.

Nun will der Konzern den Vertrieb massiv umkrempeln. „Traditionell ist die gesamte Wertschöpfungskette bei Ikea auf die Lieferung zu unseren Filialen ausgerichtet“, wird Lööf in der „Financial Times“ zitiert. Doch das werde sich verändern. Das Ziel sei es, die gesamte Produktpalette weltweit auch online anzubieten.

Neben den Möbelhäusern will Ikea seine Präsenz in den Innenstädten mit kleinen Shops ausbauen, in denen nicht die gesamte Produktpalette angeboten wird. Auch diese Idee ist nicht ganz neu: In Hamburg-Altona sind die Schweden bereits beispielsweise seit mehr als drei Jahren in der Fußgängerzone vertreten.

Auch der Möbelaufbau, Ikeas Markenzeichen und der ultimative Stresstest für Beziehungen, könnte schon bald vereinfacht werden. Dafür wollen die Schweden mit Servicedienstleistern zusammenarbeiten, die gelieferte Möbel montieren. Ein Service, der heute schon in deutschen Ikea-Möbelhäusern angeboten wird. Zuletzt hatten die Schweden dafür auch den US-Arbeitskräftevermittler TaskRabbit übernommen.

Wenn das Kinderbett "Gutvik" heißt
Essen, Wohnen, Leben: Ikea präsentiert sich gern als allumfassendes Wohlfühlpaket. Doch der schwedische Möbelkonzern hat sich schon den ein oder anderen Patzer geleistet. Wir haben einige Ausrutscher gesammelt. Quelle: dpa
Wenn derzeit die Buchstaben IS fallen, dann denkt der politisch interessierte Mensch sofort an Waffen, Gewalt und Islamisten. Denn die Abkürzung steht für die Terrorgruppe Islamischer Staat, die im Irak für Angst und Schrecken sorgt. Viele Menschen demonstrierten bereits für mehr Engagement bei der Bekämpfung von IS, so wie hier im Bild in Frankfurt am Main. Schlecht, wenn Ikea ausgerechnet in dieser Zeit ein Fehler unterläuft. Quelle: dpa
Im aktuellen Katalog taucht neben dem Bett auf dem Titelbild ein kleiner Roboter auf. Darauf zu sehen: die beiden Buchstaben IS. Dass dies ausgerechnet zu einer Zeit zu sehen war, in der diese beiden Buchstaben mit so viel Bedeutung aufgeladen waren, war mehr als unglücklich. Auf Anfrage der Nachrichtenseite Merkur Online erklärte Ikea denn auch schnell, dass dies nur „reiner Zufall“ gewesen sei. Es handelte sich lediglich um eine Deko für das Bild, die im Handel nicht einmal erhältlich ist. Quelle: Presse
Die Namen von Ikea-Möbeln sind legendär: Bei Billy denkt sofort jeder Kunde an das Regal, bei Pax an den Kleiderschrank, bei Killan an die Couch. Doch dass so ein Name auch anstößig sein kann, das zeigte Ikea unabsichtlich mit dem Kinderbett „Gutvik“. Auf Deutsch klingt das Produkt mehr als obszön. Wie es zu dem Namen gekommen ist? Die meisten Ikea-Produkte werden nach Orten in Schweden benannt. Dass das in Deutschland merkwürdig klingen könnte, hat in Schweden niemand bedacht: Die Namen werden gewöhnlich global vergeben. Auf schwedisch klingt das Wort übrigens schon nicht mehr ganz so dramatisch: Dort wird es „Gütwig“ ausgesprochen. Quelle: Presse
Längst nicht das einzige schwedische Wort, das auf Deutsch etwas merkwürdig anmutet. Auch der Apfelkuchen ist nicht gerade appetitlich betitelt. Die Künstlerin Judith Holofernes postete auf ihrer Facebook-Seite ein Produktbild mit dem Namen des Kuchens: „Äppelkaka“. Auch das dürfte in Deutschland nicht gerade die beste Werbung für den Kuchen sein. Quelle: Screenshot
Nicht nur Namenspannen waren bei Ikea teils unappetitlich. Ein Lebensmittelskandal brachte auch das Restaurant in Verruf. Zum Hintergrund: Ikea macht mit seinem Restaurant enormen Umsatz. Eines der beliebtesten Produkte dort: Köttbullar, schwedische Fleischbällchen. Doch 2013 kam im Rahmen eines Lebensmittelskandals heraus, dass in den Bällchen Pferdefleisch verarbeitet wurde. Der Aufschrei war groß. Vorsorglich stoppte Ikea den Verkauf deshalb. Inzwischen sind die Fleischbällchen aber zurück im Angebot. Quelle: dpa
Viele Konsumenten sind riesige Fans von Ikea. Einige besonders begeisterte Kunden haben deshalb die Webseite „Ikea Hackers“ gegründet. Darin präsentieren sie, wie sich Ikea-Produkte umbauen lassen – zum Beispiel das Modell Pax in einem begehbaren Kleiderschrank. Doch Ikea schickte der Betreiberin Mitte 2014 eine Abmahnung. Der Grund: Sie dürfe die Seite nur dann weiter betreiben, wenn sie keine Anzeigen mehr zeige. Die Folge: ein Shitstorm. Die schwedische Möbelkette lenkte schließlich ein. Die Seite durfte online bleiben. Quelle: Screenshot

Mit ihrem Schritt in den Onlinehandel sind die Schweden spät dran. Viele US-Händler wie der Supermarktriese Walmart versuchen, Amazon und anderen Größen die Stirn zu bieten, indem sie ihre lokalen Niederlassungen stärken. Für viele Kunden ist ein Einkauf bei Ikea ohne Köttbullar ohnehin nicht denkbar.

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