Ein kurzer Ausflug zu Ikea endet oft mit einem großen gelben Plastikbeutel voller Kerzen, Gläser, Tischdecken oder anderen Impulskäufen, die man auf dem Weg durch das Möbelhaus scheinbar wahllos einsammelt. Das Ladenkonzept haben die Schweden über Jahre perfektioniert. Doch in Zeiten des Online-Handels fällt es selbst dem Riesen immer schwerer, die Kunden in ihre Möbelhäuser zu locken.
Darum verkündet der internationale Ikea-Chef Torbjörn Lööf in der „Financial Times“ ein neues Geschäftsmodell: Der schwedische Möbelriese will seine Produkte künftig auch über große Online-Händler verkaufen. Die Zeitung spekuliert, dass Ikea schon bald bei großen Plattformen wie Amazon oder Alibaba präsent sein könnte. „Das ist die größte Veränderung im Kundenerlebnis seit der Erfindung unseres Konzepts“, zitiert das Blatt den Ikea-Chef. Bisher verkauft Ikea seine Möbel in Deutschland zwar in einem eigenen Online-Shop. Doch der Anteil am Umsatz ist noch gering.
Tatsächlich sträubten sich die Schweden lange, ihr über Jahrzehnte bewährtes Geschäftsmodell an die neue Onlinewelt anzupassen. Das Konzept, Möbel zur Selbstabholung und zum Selbstaufbau besonders günstig anzubieten, machte Gründer Ingvar Kamprad zu einem der reichsten Menschen der Welt und den schwedischen Konzern weltweit bekannt.
Nun will der Konzern den Vertrieb massiv umkrempeln. „Traditionell ist die gesamte Wertschöpfungskette bei Ikea auf die Lieferung zu unseren Filialen ausgerichtet“, wird Lööf in der „Financial Times“ zitiert. Doch das werde sich verändern. Das Ziel sei es, die gesamte Produktpalette weltweit auch online anzubieten.
Neben den Möbelhäusern will Ikea seine Präsenz in den Innenstädten mit kleinen Shops ausbauen, in denen nicht die gesamte Produktpalette angeboten wird. Auch diese Idee ist nicht ganz neu: In Hamburg-Altona sind die Schweden bereits beispielsweise seit mehr als drei Jahren in der Fußgängerzone vertreten.
Auch der Möbelaufbau, Ikeas Markenzeichen und der ultimative Stresstest für Beziehungen, könnte schon bald vereinfacht werden. Dafür wollen die Schweden mit Servicedienstleistern zusammenarbeiten, die gelieferte Möbel montieren. Ein Service, der heute schon in deutschen Ikea-Möbelhäusern angeboten wird. Zuletzt hatten die Schweden dafür auch den US-Arbeitskräftevermittler TaskRabbit übernommen.
Mit ihrem Schritt in den Onlinehandel sind die Schweden spät dran. Viele US-Händler wie der Supermarktriese Walmart versuchen, Amazon und anderen Größen die Stirn zu bieten, indem sie ihre lokalen Niederlassungen stärken. Für viele Kunden ist ein Einkauf bei Ikea ohne Köttbullar ohnehin nicht denkbar.