Die Marken heißen Kalenji, BTwin oder Quechua. Lauf- und Radsport und Bergsteigen sind damit abgedeckt. Mit Artikeln der Marke Artengo stehen Menschen auf dem Tennisplatz, mit Caperlan am Angelteich und mit Fouganza sitzen sie - auf einem Pferd. Eines ist allen gleich: Die Produkte sind extrem günstig und es gibt sie nur in einem Geschäft: Decathlon.
Der Name des 1976 gegründeten Konzerns aus dem französischen Lille bereitet Bürgermeistern Papierkram, alteingesessenen Händlern Sorgenfalten und Vermietern zweitrangiger Immobilienflächen ein freudiges Lächeln. Zehn Milliarden Euro Umsatz im Jahr, 75.000 Mitarbeiter weltweit in mehr als 1000 Filialen, davon 40 in Deutschland Stand Ende Mai 2017. Bis Ende des Jahres sollen weitere Filialen in Rheine, Wuppertal und Passau folgen, für 2018 steht Erfurt fest.
Wenig gefallen dürfte das den Wettbewerbern von Fachhandel bis Discountern, die regelmäßig in Aktionen Sportartikel anbieten. Denn der Markt für Sportschuhe und Fußbälle wächst in Deutschland nicht. Seit dem Jahr 2000 pendeln die Jahresumsätze der Branche um 7,5 Milliarden Euro pro Jahr. Jeden Marktanteil, den Decathlon gewinnt, verliert ein anderer. Und Decathlon will mehr.
Wer ist Decathlon?
1976 gründete der Franzose Michel Leclercq in Englos bei Lille sein erstes Geschäft. Zehn Jahre später startete er, nicht nur Artikel zu verkaufen, sondern selber zu produzieren. 1986 öffnete in Deutschland auch das erste Geschäft. Seit 2008 gehört Decathlon mehrheitlich zur Association Familiale Mulliez (AFM). Diese Holding gehört der Familie von Francis Mulliez, der das Unternehmen 1955 gründete. AFM ist an Banken (Accord Bank), Baumärkten (Adeo) und zahlreichen Bekleidungsketten beteiligt oder besitzt sie ganz. Knapp 30 Unternehmen und wiederum deren Töchter gehören zu dem weitverzweigten Reich, von denen in Deutschland vor allem die Modemarken Pimkie und Orsay bekannt sind.
Ein Merkmal des Unternehmens sind die Eigenmarken, die als "Passion Brands" bezeichnet werden. Die Produkte für die verschiedenen Eigenmarken werden jeweils an Standorten entwickelt, die mit der Sportart zu tun haben. . Die Skisportmarke Wed‘ze und die Klettermarke Simond haben ihren sitzen zusammen mit der Outdoormarke Quechua am Fuße des Mont Blanc. Auch für die verwendeten Materialien setzt Decathlon auf eigene Materialien, die als Marke geschützt sind.
Die Deutschlandzentrale, die der Mutterkonzern 1999 in Plochingen in bei Stuttgart gegründet hat, wird zur Zeit erweitert. Dort entstehen neben einem Parkhaus mit 300 Plätzen, einer Sporthalle für Kunden auch neue Flächen für die Mitarbeiter. 50 neue Arbeitsplätze sollen in den zwei neuen Stockwerken des bisherigen Gebäudes zwischen einer Spedition und einem Gartencenter geschaffen werden.
Ludger Niemann hat deswegen viel zu erklären. Bürgermeistern, Beamten in den Bezirksregierungen oder Vermietern von Gewerbeflächen. Niemann ist Sprecher Unternehmensentwicklung. Seine Visitenkarte verrät mit seiner englischen Berufsbezeichnung noch deutlicher, was Decathlon umtreibt. Dort steht "Head of Representation Expansion". Vor der fürchten sich viele Händler in Innenstädten und damit auch die Bürgermeister und Behörden, die sich um ausblutende Fußgängerzonen Gedanken machen.
Niemann winkt ab. "Wir sehen uns eher als Ikea der Sportartikelhersteller." Er könnte auch Aldi, Lidl oder Penny sagen, denn eines ist allen Eigenmarken des Unternehmens, die Decathlon als "Passion Brands" bezeichnet, gemein: Sie sind nahezu unschlagbar günstig. Wenn eine Familie zu Decathlon komme, könne sie sich vollständig ausrüsten, ohne allzu tief in die Tasche greifen zu müssen. Wer einen Sport beginne, hätte so die Chance, seine ersten Erfahrungen damit zu machen und nicht zu viel investiert zu haben, sollte sich herausstellen, dass die Lust auf Boxen oder Snowboarden doch nicht so groß ist, wie gedacht.