430 Flieger auf einen Schlag Was der Airbus-Deal über die Luftfahrtbranche aussagt

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Hoffnungen schlagen Bedenken

Doch der Mega-Auftrag macht deutlich: Die Hoffnungen der Airlines, dass Airbus die Probleme endlich in den Griff bekommt, schlagen die Bedenken locker: Der A320neo – und das Konkurrenzmodell 737MAX von Boeing – sind entscheidend für einen grundsätzlichen Umbruch in der Luftfahrt. Sie sollen nicht nur den Boom des Billigflugs auf der Kurz- und Mittelstrecke vorantreiben. Sie werden auch den Durchbruch eines neuen Geschäftsmodells bringen: die echte Low-Cost-Langstrecke.

Dank des niedrigeren Verbrauchs können die neuen Jets nicht die heute betriebenen Strecken mit weniger Sprit fliegen, sondern auch mit der gleichen Spritmenge auch weiter fliegen. Mit Zusatztanks schaffen die Neulinge sogar bis zu 7000 Kilometer statt der gut 4000 Kilometer, die heute Easyjet und Ryanair etwa von Großbritannien nach Israel fliegen.

von Karin Finkenzeller, Rüdiger Kiani-Kreß

Auf der Kurz- und Langstrecke werden die neuen Jets von Airbus und Boeing für Veränderung sorgen. Denn die Hersteller bieten neue Einrichtungskonzepte mit dünneren Sitzpolstern, kleineren Toiletten und Küchen. Das erlaubt den Airlines deutlich mehr Sitze unterzubringen als bisher. Waren im LH-Airbus A320 des Jahres 1997 noch 144 Plätze, so hat der neue A320neo 180 Plätze.

Der Kombination aus hoher Reichweite und ausreichendem Platz für Fluggäste ist ideal für Billiglinien wie Frankes WizzAir – aber nicht nur. Auch die Lufthansa hat den A320neo bereits im Einsatz. Für die Passagiere bedeutet das freilich: Mit dem Ticketpreis schrumpft auch der Platz.

Gelegen kommt der Auftrag vor allem Airbus – auch wenn der Konzern Franke mit deutlichen Abschlägen auf den Listenpreis entgegengekommen sein wird. Abseits des A320-Deals gab es zuletzt wenig Positives zu berichten.

Der Militärtransporter A400M ist ein Milliardengrab ohne Ausschicht auf Besserung. Die Korruptionsaffäre rückt das Unternehmen in ein schlechtes Licht, Unregelmäßigkeiten im Rüstungsbereich räumte der Konzern bereits ein. Airbus-Chef Tom Enders steht unter Druck. Angeblich bedrängt vor allem Frankreichs Staatspräsident die Bundesregierung, dem selbstbewussten Manager weniger Freiräume zu geben.

Mit dem Auftrag bekommt nun Enders Rückenwind. Denn er hat sich im vorigen Jahr neben der Konzern-Führung auch den Chef-Posten bei den Passagierjets gesichert und dabei den ranghöchsten Franzosen Fabrice Brégier zur Seite geschoben. Doch seitdem waren große Erfolge rar.

Aber auch für einen anderen ist die Order eine Freude: Verkaufschef John Leahy. Denn mit dem A320-Vertrag düpiert der mit einer Billion Euro Umsatz vor Rabatten erfolgreichste Jet-Verkäufer erneut seinen Erzrivalen Boeing kurz bevor er Ende des Jahres in Rente geht.

Mit Material von dpa und Reuters

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