Aixtron-Übernahme aus China Bundesregierung hat Sicherheitsbedenken

Chinesische Investoren waren bei der Übernahme des Spezialmaschinenbauers Aixtron schon fast am Ziel. Doch nun meldet das Bundeswirtschaftsministerium Bedenken an.

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Das Bundeswirtschaftsministerium will das Prüfverfahren für den chinesischen Käufer neu aufnehmen. Quelle: Aixtron

Die Bundesregierung hat Sicherheitsbedenken gegen die Übernahme des deutschen Spezialmaschinenbauers Aixtron. Die Anfang September an den Bieter Fujian Grand Chip Investment (FGC) erteilte Unbedenklichkeitsbescheinigung widerrief das Ministerium von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) nach Angaben vom Montag. „Die Bundesregierung hat bis dahin nicht bekannte sicherheitsrelevante Informationen erhalten“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig der Zeitung „Die Welt“. Zusammen mit anderen Ressorts seien die Informationen geprüft worden, das habe zur Rücknahme der Unbedenklichkeitsbescheinigung geführt. Das Vorgehen sei in der Bundesregierung abgestimmt.

Damit steht die Übernahme des kriselnden Chipmaschinenherstellers wieder auf der Kippe. Das Ministerium will das Geschäft erneut eingehend prüfen. Zuvor hatte Aixtron mitgeteilt, das Unternehmen sei am späten Freitagabend informiert worden.

Am Markt zeigten sich Anleger von den Entwicklungen enttäuscht, sowohl die frei handelbaren Papiere als auch die bereits im Rahmen des Angebots angedienten Aktien rutschten deutlich ab, um 11 Prozent beziehungsweise 13 Prozent.

Chinesen machen im deutschen Mittelstand fette Beute
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Grand Chip Investment hatte Ende Juli ein 670 Millionen Euro schweres Kaufangebot für Aixtron abgegeben. Zuletzt hatte es noch so ausgesehen, dass die Chinesen fast am Ziel seien. Bis Ende vergangener Woche waren ihnen eigenen Angaben zufolge rund 65 Prozent der Anteile angeboten worden. Die Annahmefrist war am Freitag ausgelaufen, die Annahmeschwelle lag bei 50 Prozent plus einer Aktie. Bedingung ist allerdings auch, dass die Behörden dem Deal zustimmen.

Aixtron stellt Maschinen für die Chipindustrie her, hatte zuletzt aber unter verzögerten Aufträgen, Preisdruck und hohen Entwicklungskosten zu leiden. Die Rheinländer schrieben Verluste und rechnen auch im laufenden Jahr noch mit roten Zahlen. Das Management hatte die Annahme der Offerte empfohlen.

Hinter den chinesischen Bietern stehen nach Informationen aus Branchenkreisen staatlich kontrollierte Fonds. Chinesische Investoren greifen derzeit verstärkt nach deutschen Mittelständlern und Technologieunternehmen - für Aufsehen hatte insbesondere die Übernahme des Roboterbauers Kuka durch den chinesischen Hausgerätehersteller Midea gesorgt. Letztlich hatte Bundeswirtschaftsminister Gabriel den Weg für die Übernahme freigemacht und auf eine vertiefte Prüfung verzichtet.

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Allerdings pocht Gabriel seit Monaten auf stärkere politische Einflussnahme gegen unerwünschte ausländische Investoren als derzeit im Außenwirtschaftsgesetz (AWG) vorgesehen. Die „Welt am Sonntag“ hatte Mitte Oktober unter Berufung auf ein ihr vorliegendes Papier berichtet, das Ministerium arbeite an „Eckpunkten für einen Vorschlag zur Investitionsprüfung auf EU-Ebene“. Darin würden weitreichende Verbotsrechte der EU und nationaler Regierungen bei Übernahmen durch Nicht-EU-Investoren vorgeschlagen.

Wirtschaftsverbände wie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnen dagegen vor Abschottung. „Kein anderes Land ist so sehr von freien Märkten abhängig wie Deutschland“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer dem „Handelsblatt“ (Montag).

Unter Branchenexperten wachsen nun die Zweifel, ob die Behörden den chinesischen Kauf freigeben. Im Januar hatte die US-Behörde beim geplanten Verkauf der Philips-Sparte Lumileds nach China wegen Sicherheitsbedenken geblockt - der niederländische Elektronikkonzern sitzt bis heute auf seinem Geschäft mit LED- und Autolichtkomponenten.

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