Eine entsprechende Genehmigung zu erhalten, ist nicht einfach: Die 50-jährige Angelika Lingelbach aus Gelsenkirchen musste mehrere Monate auf die Erlaubnis warten. Etliche Formulare musste die langjährige Schmerzpatientin dafür einreichen – inklusive eines ausführlichen Arztberichtes mit Angaben etwa zur Diagnose, bisherigen Behandlungen und einer Einschätzung zur Therapietreue der Patientin.
Lingelbach hat früher Morphine geschluckt – mit schlimmen Nebenwirkungen. Seit sie das Apotheken-Hanf raucht, sind ihre Schmerzen stark gelindert, Depressionen und Suizidgedanken verschwunden: „Ich bin ansprechbarer und besser konzentriert.“ Ihre Tochter sagt: „Meine Mutter lebt und lacht wieder.“
Für die schwerbehinderte Frührentnerin gehen die Kosten allerdings ans Eingemachte: Fünf Gramm kosten 85,95 Euro, das reicht für etwa drei bis fünf Tage. Zum Vergleich: Auf dem Schwarzmarkt könnte Lingelbach die gleiche Menge schon für fünfzig Euro beschaffen.
Lieferungen aus Holland
Das Hanf beziehen die Apotheken von holländischen Plantagen. Der holländische Hersteller Bedrocan hat dafür von der holländischen Behörde für medizinisches Cannabis eine exklusive Lizenz erhalten. Doch häufig stockt die Lieferung aus Holland - wenn der Hanf-Nachschub stockt, werden im Zweifel die niederländischen Patienten zuerst versorgt.
Besonders schlimm war es Ende 2014. „Von November bis Mitte Februar blieben die Lieferungen aus“, sagt Patientin Lingelbach, die sich dann noch etwas Hanf über Freunde besorgen konnte. Eine staatlich kontrollierte Cannabisagentur in Deutschland, wie sie nun im Gesetzentwurf vorgesehen ist, würde gegen solche Engpässe helfen.
Durch die geplante Neuregelung hofft die Bundesregierung auch, den Eigenanbau von Hanf eindämmen zu können. Im vergangenen Jahr haben einige Patienten vor dem Kölner Verwaltungsgericht das Recht erstritten, ihr Hanf zuhause selbst anbauen zu dürfen. Der Eigenanbau solle jedoch eine Ausnahme bleiben.
Die CSU-Bundesdrogenbeauftragte Mortler wendet sich klar gegen den Eigenanbau. Gegen die Entscheidung des Gerichts hat das BfArM Klage eingereicht. Das Argument der Kritiker: Die Patienten hätten zu wenig Erfahrung mit dem Anbau. Schädigungen, etwa durch Verunreinigungen, seien nicht auszuschließen. Die oft beengten Wohnverhältnisse der Schmerzpatienten, etwa in Heimen, ließen den Eigenanbau auch häufig nicht zu.
Derweil wird sich Bionorica-Chef Michael Popp über die nächsten Jahre weiter mühen, für sein Dronabinol eine Zulassung als Arzneimittel zu erhalten, um mehr Patienten wie Ute Köhler- und auf Kosten der Kassen - versorgen zu können. Einen Vorteil haben die Medikamenten-Hersteller auf alle Fälle gegenüber dem Eigenanbau: Sie können eine gleichbleibende, hohe Qualität ihrer Hanfpräparate garantieren. Zudem klappt die Lieferung zuverlässiger als mit dem Medizinalhanf aus Holland.