G36-Ersatz Neue Gewehre für die Bundeswehr

Die Bundeswehr kauft Ersatz für das Problem-Gewehr G36. Die neuen Waffen stammen wieder von dessen Hersteller: der Waffenschmiede Heckler & Koch. Doch das ist nur eine "Zwischenlösung".

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Bis zur Entscheidung über einen Nachfolger für das umstrittene Sturmgewehr G36 schafft die Bundeswehr zusätzlich 1200 Gewehre an. Es handelt sich um 600 Sturmgewehre auf der Basis des in der Bundeswehr bereits genutzten Gewehrs G27P, das auf Gewehr HK417 beruht, sowie 600 leichte Maschinengewehre MG4. Einen entsprechenden Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ bestätigte das Ministerium am Donnerstagabend.

Bei der Beschaffung handele es sich um eine "Zwischenlösung" für eine kleine Gruppe von Soldaten im Einsatz, wie das Verteidigungsministerium schreibt. Damit komme abermals der Hersteller Heckler & Koch zum Zug, mit dem das Verteidigungsministerium während der Debatte über das G36 teils heftig aneinandergeraten war.

Die Debatte um das G36

Das neue Sturmgewehr gilt als leistungsstärker und durchschlagskräftiger als das G36. Zudem verschießt es die Munition im Nato-Kaliber 7,62 x 51. In einem ersten Schritt sollen Ende November 60 G27P angeschafft werden. Bis Mitte 2016 soll die Zahl dann auf 600 erhöht werden. Das leichte Maschinengewehr MG4 ist als Ergänzung für die Soldaten im Einsatz gedacht. Es soll bis Ende 2016 in voller Anzahl verfügbar sein. "Die Kosten für die Beschaffung der Waffen werden mit ca. 18 Mio. Euro veranschlagt", schreibt das Ministerium.

Entscheidung über G36-Nachfolger

Die Entscheidung darüber, wie es grundsätzlich weitergehe, ob also das G36 in der Bundeswehr ersetzt oder auch modifiziert wird, solle bis Ende des Jahres fallen. Das G36 war bislang die Standardwaffe der Bundeswehr. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte im Mai angeordnet, alle 167.000 Exemplare auszumustern oder nachzurüsten. Tests hatten Probleme bei der Treffsicherheit im erhitzten Zustand zu Tage gefördert.

Die Ergebnisse einer vom Ministerium eingesetzten Kommission zur Untersuchung der Treffsicherheit des G36 sollen am 1. Oktober veröffentlicht werden. Der Hersteller Heckler & Koch streitet etwaige Mängel an der Waffe ab. Er will gerichtlich feststellen lassen, „dass die behaupteten Sachmängel nicht bestehen“.

Die heißen Eisen unter den Rüstungsprojekten der Bundeswehr

Schon während der heftig geführten Debatte um die Tauglichkeit des Gewehres hatte sich abgezeichnet, dass Heckler & Koch von dem Trubel profitieren könnte. Für eine schnelle, unkomplizierte Lösung, sei es eine Verbesserung des G36 oder die Beschaffung von Ersatz, führt an dem deutschen Hersteller kaum ein Weg vorbei.

Nach Meinung von Branchenkennern geht es im Kern der G36-Debatte ohnehin weniger um die Frage, ob die Waffe aus dem Hause Heckler & Koch von schlechter Qualität ist. Sie erfüllt nach 20 Jahren offenbar nur nicht mehr alle Anforderungen in den aktuellen Einsätzen der Bundeswehr. Dazu zählt unter anderem das Dauerfeuer in heißen Umgebungen.

Die neuen Waffen seien nicht als Ersatz für das G36 gedacht, sondern eine "Optimierung des Waffenmixes", heißt es aus dem Verteidigungsministerium. Mit zusätzlicher Ausrüstung sollen die Soldaten für verschiedene Szenarien gewappnet sein.

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