Hastor bei Alno Küchen Dieses Investment war ein Schuss in den Ofen

Mit den Investitionen in deutsche Unternehmen liegt Hastor meist richtig – beim Küchenhersteller Alno hat sich die bosnische Unternehmerfamilie jedoch wohl verrechnet.

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Alno war für die bosnische Investoren-Familie Hastor wohl ein Schuss in den Ofen. Quelle: Presse

Seit 90 Jahren hat sich am Anspruch von Alno wenig geändert. Das Unternehmen aus dem baden-württembergischen Pfullendorf steht für Qualitätsküchen made in Germany. Robust, schön und langlebig sollen die sein, „die Küche ohne Kompromisse“ war lange der Slogan.

Tatsächlich hat sich bei Alno in den vergangenen zwei Jahrzehnten viel verändert – und zwar zum Schlechten. Seit 20 Jahren steckt das Unternehmen in der Krise, in den vergangenen zehn Jahren hat sich ein Verlust von 190 Millionen Euro angehäuft. Obwohl ein Restrukturierungsprogramm das nächste ablöst und die Deutschen mehr Geld in ihre Küchen stecken als je zuvor, verbrannte Alno nach den letzten veröffentlichten Zahlen operativ Geld. Dass bei dem Pfullendorfer Traditionsbetrieb der Ofen noch nicht endgültig aus ist, grenzt an ein ökonomisches Wunder.

Um zu überleben, hat das Unternehmen werthaltige Beteiligungen verkauft, doch Schulden von aktuell 180 Millionen Euro belasten das Ergebnis und verhindern Investitionen in die veraltete IT und den Maschinenpark.

Trotz dieser finsteren Lage ist vor einigen Monaten die bosnische Familie Hastor bei Alno eingestiegen, sie kontrolliert aktuell etwas mehr als 40 Prozent der Anteile. In Deutschland sind die Hastors vor allem durch ihre Kfz-Zuliefergruppe Prevent bekannt. Als die sich weigerte, VW zu beliefern, musste der Autobauer die Produktion stoppen. Zuletzt fielen die Hastors dadurch auf, dass sie – vorerst erfolglos – den Zulieferer Grammer übernehmen wollten.

Die Familie hat Erfahrung in der Möbelbranche und schon so manche Firma erfolgreich gedreht. Über ihr Engagement bei Alno aber schütteln ehemalige und aktuelle Mitarbeiter sowie Branchenkenner den Kopf. Das Unternehmen wird in den nächsten Jahren so viel Geld verschlingen, dass sich die Investition kaum rechnen kann.

Ehemalige Kollegen bezeichnen den von den Hastors mittlerweile abgelösten langjährigen Alno-Chef Max Müller als Künstler. Obwohl die Zahlen katastrophal waren, entwickelte er immer wieder Visionen, mit denen er den Investoren Geld entlockte. Das klappte auch bei den Hastors. Im vergangenen Jahr gaben sie Alno 35 Millionen Euro Kredit, übernahmen zusätzlich Forderungen in Höhe von rund 20 Millionen Euro vom Elektrohersteller Bauknecht und kauften Aktien.

Eigentlich konnten sie wissen, was sie tun, die Zahlen des börsennotierten Unternehmens sind bekannt. Trotzdem sei die tatsächliche Lage schlimmer als von der Familie angenommen, sagt ein Insider. Wie schlimm sie genau ist, lässt sich derzeit kaum beurteilen. Die Veröffentlichung des Geschäftsberichts für 2016 hat Alno gerade zum dritten Mal verschoben.

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