Linde Hydraulics Gibt China den Befehl zum Geldausgeben, gibt es kein Zurück

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Ende des chinesischen Kuschelkurses

Klar ist: Mit dem Kuschelkurs der Chinesen hierzulande ist es vorbei: Das Vorgehen der Investoren aus dem Reich der Mitte wird rücksichtsloser, egoistischer und auch nationalistischer. So will es auch Staats- und Parteichef Xi Jinping.

Die Zügel gestrafft hat auch Chem China, ein Chemieriese aus China, der vor zwei Jahren den Münchner Maschinenbauer Krauss Maffei gekauft hat. Unlängst kündigten die Chinesen an, man werde das deutsche Unternehmen in eine börsennotierte Chem-China-Tochter, die Qingdao Tianhua Institute of Chemistry Engineering, überführen. Ein Schritt, der auch in München Rätselraten ausgelöst hat. Damit verlören die Deutschen nämlich ein großes Stück Unabhängigkeit, auch wenn man das bei Krauss Maffei bestreitet.

Chinas Vorgehen in Europa hat zuletzt dazu geführt, dass die Politik bei Übernahmevorstößen aus China deutlich vorsichtiger geworden ist. Im vergangenen Jahr hatten sich Investoren aus China an den sächsischen Flugzeugzulieferer Cotesa herangepirscht, ein High-Tech-Unternehmen aus Chemnitz mit 750 Mitarbeitern und einem Umsatz von 65 Millionen Euro. Doch hier hat die Politik jetzt auf die Bremse getreten und will den Übernahmeversuch aus China zunächst eingehend prüfen.

Doch nicht nur das Vorgehen bei Unternehmenskäufen, sondern auch die zunehmenden Versuche Chinas, auch politisch und gesellschaftlich im Westen Einfluss zu nehmen und chinakritische Äußerungen zu unterbinden, sorgen für eine neue China-Skepsis.

Über das Karrierenetzwerk LinkedIn etwa machte sich China unlängst an deutsche Politiker und Behördenvertreter heran. Die Chinesen gaben sich als Berater, Headhunter und Wissenschaftler aus und versuchten die Deutschen unter anderem mit gesponserten Reisen nach China zu umgarnen. Mit seinen massiven Investitionen in Griechenland hat Peking es geschafft, dass der Mittelmeerstaat mit seinem Veto eine EU-Erklärung zur Menschenrechtslage in China verhinderte.

Deutschen Universitäten bieten die Chinesen schon mal die Gründung eines Konfuzius-Kulturinstituts inklusive Finanzierung eines Lehrstuhls an. Einzige Bedingung: Die Deutschen mögen bitteschön die Lehrveranstaltungen von Kritik an Chinas Vorgehen in Tibet freihalten. Als „Sharp power“ bezeichnet der britische „Economist“ die zunehmenden Versuche Pekings, Debatten im Westen zu beeinflussen.

Auf Kritik an dieser Art Vorgehen reagiert China zunehmend aggressiv, das Klima zwischen der neuen Großmacht aus Asien und dem Westen wird eisiger.

Fest steht wohl, dass bei vielen – auch unternehmerischen Entscheidungen – in China am Ende die Kommunistische Partei das Sagen hat, auch bei Linde Hydraulics. „Wenn der zuständige Parteifunktionär bei einem Meeting dabei ist“, sagt Ulrich, „rückt selbst Chairman Tan zur Seite und überlässt ihm den Platz an der Tischmitte.“

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