Das soll die Zukunft sein. Bessere Pflanzenschutzmittel, neue Saatgutsorten, digitale Lösungen für Landwirte - so will Bayer helfen, dass die Äcker der Welt wieder mehr Frucht tragen und der Hunger bekämpft wird. Weil das Geschäft mit der Landwirtschaft so viel Gutes verheißt – geschäftlich wie gesellschaftlich – will Bayer ja auch den US-Konzern Monsanto übernehmen.
Vor der verheißungsvollen Zukunft steht allerdings die bittere Realität. Das Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln läuft derzeit miserabel – kein anderer der weltweit großen Agrarchemiekonzerne schneidet bislang so schlecht ab wie Bayer. Weil vor allem in Brasilien, dem zweitwichtigsten Agrarmarkt der Welt, die Verkäufe hinter den optimistischen Erwartungen zurückblieben, musste der Konzern Ende Juni eine Gewinnwarnung herausgeben: Durch die Schwäche im Agrargeschäft wird das Bayer-Ergebnis mit 300 bis 400 Millionen Euro belastet.
Wie schlecht die Sparte dasteht, zeigen auch die Quartalszahlen, die Bayer aktuell veröffentlicht hat: Danach reduzierte sich bei Bayer Crop Science, wie Bayer sein Agrarsegment nennt, der Umsatz zwischen April und Juni um 14 Prozent, das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereinflüssen rauschte um 52 Prozent nach unten.
Zur Bayer AG
Die Bayer AG blickt auf eine über 150-jährige Geschichte in der chemischen und pharmazeutischen Industrie zurück. Gegründet wurde der heute global agierende Produzent von Arznei- und Pflanzenschutzmitteln 1863, Hauptsitz ist die Stadt Leverkusen im Regierungsbezirk Köln. Berühmtestes Bayer-Produkt ist das Schmerzmittel Aspirin.
Mit rund 301 Gesellschaften ist Bayer heute auf allen Kontinenten in 79 Ländern vertreten, weltweit sind rund 99.600 Mitarbeiter im Einsatz; allein in Deutschland arbeiten mehr als 30.000 Beschäftigte an den insgesamt 19 Standorten (jeweils ohne Covestro).
Zwar haben auch andere Unternehmen wie BASF und Syngenta Probleme im Agrargeschäft. Doch so schlecht wie bei Bayer sieht es nirgends aus. Als BASF-Chef Kurt Bock etwa von der Bayer-Gewinnwarnung hörte, fragte er intern gleich mal nach, ob der BASF ähnliche Probleme in Brasilien drohen könnten – und war anschließend beruhigt. Die US-Unternehmen DuPont und Monsanto legten sogar – etwa dank eines florierenden Geschäfts mit Sojabohnen-Saatgut – erfreuliche Zahlen für das Agrargeschäft vor.
Und Bayer Crop Science ist auch nicht die einzige Baustelle von Konzernchef Werner Baumann. Ebenfalls schlecht läuft es bei Consumer Health, der Sparte für rezeptfreie Medikamente. Zwar kommen Klassiker wie Aspirin und die Hautsalbe Bepanthen immer noch gut an. Doch Bayer hat sich hier vor allem mit dem Kauf der rezeptfreien Medikamente vom US-Konzern Merck & Co. verhoben.
Die akquisitionserfahrenen Bayer-Manager haben sich hier von dem US-Konzern über den Tisch ziehen lassen. Die Potenziale ihrer Neuerwerbungen wie Claritin gegen Allergien und des Sonnenschutzmittels Coppertone haben Baumann und seine Vorstandskollegen gehörig überschätzt. Beide Mittel verlieren derzeit an Umsatz. „Aufgrund des schwierigen Marktumfelds verzeichneten wir deutliche Umsatzrückgänge in Nordamerika, insbesondere in den USA“, erklärte Baumann bei der Vorlage der Quartalszahlen.