„Ich will keinen Schinken aufs Brot, weil mir die armen Tiere so leid tun. Ich will Salami.“
Diese Ernährungsregel hatte sich einst die vierjährige Tochter eines Bekannten auferlegt. Das Prinzip belegt: Je weniger man mit dem Fleischprodukt noch das Tier assoziiert, desto besser geht es runter. Und das, was wir am vierjährigen Mädchen niedlich finden, gilt als Ernährungsregel auch für viele Erwachsene. Nur ist es dann nicht niedlich, sondern eines mündigen Verbrauchers unwürdig.
Googeln Sie mal nach einem Foto eines kleinen Kälbchens, wie es mit seinen großen Augen in die Kamera guckt, und wenn sich die Kollegen in der Kantine gerade ein Stück Wiener Schnitzel reinschieben, zeigen Sie es rum: „Guck mal, süß, näch? So sah unsere Mahlzeit ohne Panade aus.“
Die meisten werden es verärgert als überhebliche Öko-Erziehung empfinden: „Och, Mensch, was verdirbst du mir den Appetit?"
Kein Mensch sieht es als Vorteil, dass für sein Essen ein Tier getötet werden musste.
Man kann dennoch der Meinung sein, dass Menschen Fleisch essen sollten. Viele Experten werden nun rufen: Nein! Massentierhaltung ist Massentierquälerei, vernichtet Waldflächen, verschwendet Ressourcen wie Trinkwasser, trägt zur globalen Erwärmung bei.
Das meine ich aber alles gar nicht. Sondern: Wenn wir uns für Fleisch entscheiden, dann bitte als Entscheidung eines gut informierten Verbrauchers. Dafür müssen wir uns für die Wahrheit interessieren und dürfen nicht verdrängen, dass das Schnitzel einem einst fühlenden Wesen aus dem Leib geschnitten wurde. Sonst gehen wir der Fleischindustrie auf den Leim. Denn Vorsicht: Die schiebt die Schuld auf uns! Und die Politik winkt das durch.
Wir werden für dumm verkauft. Weil keiner Bock hat auf das Gejammer über die armen Tiere auf Kosten der Industrie. Klingt sehr platt. Aber ich führe das gerne aus:
Es spricht ja erstmal für uns, dass wir als gute Esser keinen freudigen Triumph verspüren darüber, dass ein fühlendes Lebewesen für unseren Appetit sein Leben lassen musste. Andererseits: Wegen unserer Fähigkeit, die Realität auszublenden, haben die Tiere nichts von unserem Mitgefühl.