Werner knallhart

Ahnungslose Fleischkonsumenten: Dumm isst gut

Seite 3/3

Journalisten sollten über Fleisch aufklären

Bevor wir also darauf hoffen, dass die Industrie oder Politik uns alle über Fleisch aufklärt, sollten es die Journalisten tun. Ich verspüre jenseits investigativer Magazine oft eine innere Bremse in der Branche: „Was, wenn die Zuschauer gerade beim Essen sind, und wir zeigen denen im Fernsehen Bilder vom Schlachten? Die werden sich beschweren. Und ist es unsere Aufgabe, die Menschen zum Umdenken zu erziehen?“ Wahrscheinlich sind zu viele Fleischesser unter uns Medienmachern. Es geht doch schlicht um eins: die Wahrheit! So wie bei Kinderarbeit auch.

Vor einiger Zeit hat das ZDF gezeigt, wie es ist: In der 19-Uhr-heute-Sendung warnte Petra Gerster vorab die Zuschauer vor schlimmen Bildern und dann kam die Wahrheit: Ein Rind, im Schlachthaus an einem Hinterbein mit einer Kette an Rollen an der Decke aufgehängt, wie es bei vollem Bewusstsein zappelte, weil der Arbeitsschritt Betäubung nicht richtig funktioniert hatte, aber nun war es an der nächsten Arbeitsstation eben Zeit für den nächsten Arbeitsschritt durch nächsten Mitarbeiters.

von Katja Joho, Sebastian Schaal

Und der schnitt der vor Schmerz und Todesangst schreienden Kuh mit der Motorsäge den Bauch auf. Und während die Eingeweide auf den Schlachthausboden pladderten, streckte das Tier seine lange harte Zunge heraus, als suchte sie mit ihr nach dem letzten Halt.

So ist das gesetzlich nicht gewollt. Aber so kommt es immer wieder vor. Gerade vorletzte Woche hat die "Aktuelle Stunde" des WDR mit verstörenden Schlachtbildern wieder für Furore gesorgt. Weil die Realität so brutal ist – und so selten zu sehen. Und deshalb muss sie öfter gezeigt werden.

Würde jemand sagen: „Warum hast du Depp denn damals auch einen VW mit Dreckdiesel gekauft?“
Der andere würde empört entgegnen: „Ich wusste das damals doch nicht!“ Stimmt.

Aber so dürfen wir uns beim Fleisch nicht rausreden. Den Gefallen sollten wir denen nicht tun, deren Geschäftsmodell auf unserer Gleichgültigkeit beruht.

Dem Autor auf Twitter folgen:



Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%