Apple präsentiert das iPhone X Wie Tim Cook neue Maßstäbe setzen will

Seite 3/3

Apples neue Attacke: Samsung ist alarmiert

Schlecht stehen die Chancen nicht. Zwar legen Jugendliche und junge Erwachsene laut Freizeitforschern weniger Wert auf materielle Dinge, sondern bevorzugen Erlebnisse. Doch die müssen dokumentiert und auf sozialen Medien geteilt werden. Vorzugsweise mit dem Smartphone mit der besten Kamera. Stotterten frühere Generationen ihr erstes Auto ab, muss nun das Smartphone abgezahlt werden.

Großinvestor Warren Buffett ist zwar schon 87 Jahre alt, aber er glaubt dank seiner Urenkel ein Gespür dafür zu haben, was die Jugend bewegt. Einmal im Monat lädt der drittreichste Mann der Welt seine Urenkel und deren Freunde zum Mittagessen in die Schnellrestaurantkette Dairy Queen ein. Nicht nur weil es dort günstig ist (Mittagessen gibt es ab fünf Dollar), sondern weil seinem Konzern die Kette gehört. Bei den Restaurantbesuchen ist dem greisen Multimilliardär aufgefallen, dass seine Gäste „ihre iPhones kaum aus der Hand legen“.

In den vergangenen zwölf Monaten hat Buffett deshalb seinem langjährigen Favoriten IBM den Laufpass gegeben und stattdessen kräftig Apple-Aktien erworben. Seinem Beteiligungsunternehmen Berkshire Hathaway gehören rund 2,4 Prozent am Apple-Konzern, was ungefähr 21,3 Milliarden Dollar entspricht.

Apple-Wettbewerber Samsung ist alarmiert. In Seoul ärgert man sich immer noch darüber, dass man im vergangenen Jahr dem Erzkonkurrenten zu leichtes Spiel machte. Nach nur wenigen Monaten am Markt musste der Konzern im Oktober sein Flaggschiff Galaxy Note 7 wegen Akku-Explosionsgefahr vom Markt nehmen. Eine Panne, die mindestens 5,3 Milliarden Dollar kostete, das Image von Samsung schwer beschädigte und Apple zusätzlichen Absatz bescherte.

In diesem Jahr kämpft Apples wichtigster Wettbewerber mit einer Führungskrise. Der 49-jährige Konzernerbe Lee Jae Young wurde gerade wegen Korruption und Meineids zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Als de-facto-Chef von Samsung verantwortet er auch die Smartphone-Sparte. Während er voll damit beschäftigt ist, den Knast durch Berufung oder Begnadigung abzuwehren, plant sein Mobilfunkchef Jong-Kyun Shin nun allein die Abwehrstrategie gegen Apple. Das erst im April vorgestellte Flaggschiff Galaxy S8 verkauft sich zwar gut. Doch um gegen Apple bestehen zu können, soll Jong-Kyun Shin erwägenden Nachfolger S9 schon Anfang nächsten Jahres zu präsentieren. Schon jetzt gewährt Samsung großzügige Rabatte für Apple-Abtrünnige. Wer sein iPhone gegen ein Spitzenmodell von Samsung eintauscht, erhält bis zu 300 Dollar Preisnachlass.

Die Jagd auf potentielle Wechsler wird in einem übersättigten Markt zum neuen Hauptkampfgebiet. Das weiß auch Apple-Großaktionär Buffett. „Wenn es an der Zeit ist, ein neues Modell zu kaufen, greifen sie überwiegend zum gleichen Produkt“, hat er bei seinen Urenkeln und deren Freunden beobachtet. Apple-Chef Cook wäre deshalb gut beraten, die Nachkommen von Buffett so schnell wie möglich mit einem Jubiläums-iPhone auszustatten.

Wie das iPhone X von normalen Kunden aufgenommen wird, darüber kann sich Cook selber im Apple Store in Palo Alto überzeugen, es sind ja nur ein paar Minuten Fußweg.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%