Apple präsentiert das iPhone X Wie Tim Cook neue Maßstäbe setzen will

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iPhone X: "Apple wird die Nachfrage nicht befriedigen können"

Die meisten Analysten sind davon überzeugt, dass der höhere Preis die Attraktivität des neuen Flaggschiffs nicht schmälern wird. „Apple wird die Nachfrage nach dem neuen Top-Modell nicht befriedigen können“, meint JP Morgan Chase & Co Analyst Rod Hall und verweist auf Lieferengpässe bei den OLED-Displays. Er erwartet deshalb monatelange Wartezeiten für die Kunden.

Barclays-Analyst Mark Moskowitz glaubt, dass Apple den Kauf des Jubiläums-Modells mit Zusatzangeboten versüßen könnte, wie etwa einem vergünstigten Abo für Apple Music oder zusätzlichen Speicherplatz. Und Katy Huberty, Analystin bei Morgan Stanley, glaubt sogar, dass das iPhone X einen „Super-Zyklus beim Upgraden auslösen“ kann. Etliche der weltweit geschätzt 700 Millionen iPhone-Nutzer würden künftig noch rascher auf neue Hardware wechseln, um Verbesserungen bei Kamera und Akku möglichst früh zu nutzen.

Cooks großer Vorteil: Er kann weiter auf eine treue und überdurchschnittlich zahlungskräftige Gemeinde zählen, die auf kein anderes System umsteigen will. Wenn nur jeder zehnte der gegenwärtigen iPhone-Besitzer in den nächsten Monaten das neue Topmodell bestellt, müsste Apple siebzig Millionen Geräte produzieren und könnte damit mehr als siebzig Milliarden Dollar Umsatz erzielen. Zum Vergleich: Im vergangenen Quartal verkaufte Apple 41 Millionen iPhones quer durch alle Preisklassen und setzte damit knapp 25 Milliarden Dollar um.

Wer 2016 die meisten Smartphones verkaufte

Hinzu kommt, dass der Preissprung nicht ganz so gewaltig ist, wie er scheint. Das derzeitige Premiummodell iPhone 7 Plus kostet bereits bis zu 930 Dollar, soviel wie Konkurrent Samsung auch für sein neues Spitzenmodell Galaxy Note 8 verlangt.

Zudem hat Apple bereits vor zwei Jahren ein Leasing-Modell eingeführt, bei dem die Kosten fürs iPhone auf Monatsraten verteilt werden und das Upgrade auf die jeweils aktuelle Version erlauben. Das iPhone X, so kalkulieren Analysten, könnte so für um die 40 Dollar pro Monat offeriert werden.

Zwar mindern solche Finanzierungmodelle zunächst den Umsatz, weil ihre Einnahmen nicht sofort, sondern über bis zu zwei Jahre verbucht werden müssen. Aber Mobiltelefongesellschaften offerieren ähnliche Angebote, bei denen Apple sofort die Einnahmen realisieren kann. Zudem geht nur ein Teil der Telefone ins Leasing-Kontingent, das Gros wird zur Premiere normal verkauft.

Die iPhone-Evolution
Das erste iPhoneFür das Jahr 2007 waren der große Touchscreen ganz ohne Tastatur und die Bedienung per Finger ein radikales Konzept, das die Smartphone-Revolution entscheidend anschob. Dabei verzichtete Apple bei der ersten Version sogar auf den schnellen UMTS-Datenfunk. Quelle: dapd
iPhone 3GEin iPhone 2 gab es nie - stattdessen kam im Sommer 2008 das iPhone 3G, was auf die Unterstützung des 3G-Standards UMTS hinwies. Das Aluminium-Gehäuse wurde durch eine Plastik-Schale ersetzt. Mit dem App Store öffnete Apple die Plattform für Programme verschiedener Entwickler. Quelle: AP
iPhone 3GSMit dem Modell des Jahres 2009 führte Apple sein „Tick-Tock“-Prinzip ein, bei dem die iPhones alle zwei Jahre radikal erneuert werden und es zwischendurch ein „S“-Modell im unveränderten Design, aber mit aufgerüstetem Innenleben gibt. Das 3GS bekam eine bessere Kamera und einen schnelleren Chip. Quelle: AP
iPhone 4Das letzte Modell, das Gründer Steve Jobs noch selbst vorstellte. Das kantige Design des iPhone 4 mit einer gläsernen Rückwand war 2010 aufsehenerregend, zugleich häuften sich zunächst Berichte über Empfangsprobleme mit der Antenne am Außenrand. Quelle: dpa
iPhone 4SApple ließ sich 15 Monate Zeit bis Oktober 2011 mit einer Aktualisierung. Zu den Neuerungen gehörte neben technischen Verbesserungen die Sprachassistentin Siri. Quelle: dpa
iPhone 5Während die Smartphones der Wettbewerber immer größer wurden, erweiterte Apple 2012 zunächst vorsichtig die Bildschirm-Diagonale von 3,5 auf 4 Zoll. Zugleich wurde das Gerät deutlich dünner gemacht und bekam wieder eine Aluminium-Hülle. Quelle: REUTERS
iPhone 5SDie wichtigste Neuerung im Herbst 2013 war der Fingerabdruck-Sensor zum Entsperren der Telefone. Zudem entwickelte Apple unter anderem die Kamera weiter. Quelle: AP

Mit dem Modell Mieten statt Kauf löst Apple ein weiteres Problem. Am Dienstag wird Cook neben dem iPhone X voraussichtlich zwei weitere Modelle vorstellen, verbesserte Versionen der gegenwärtigen Spitzenmodelle iPhone 7 und iPhone 7 Plus. Doch wer will sich diese aufgehübschten und auch relativ teuren Varianten zulegen, wenn das iPhone X das neue Maß aller Dinge ist und im nächsten Jahr eine neue Produktgeneration kommt?

Wenn allerdings absehbar ist, dass die Wartezeit für das iPhone X lang wird, ergibt die Wahl der neuen Mittelklasse-Geräte und der spätere Umstieg auf eine Nachfolgegeneration Sinn. Das Mieten von Software liegt ohnehin im Trend. Wenn Apple das auch auf Hardware erweitern kann, wäre das zwar problematisch für die Umwelt. Aber ein Traum für Manager und Aktionäre, die so auf wiederkehrende Umsätze bauen können.

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