Wenn der Telekom-Chef seine Führungskräfte in der Bonner Konzernzentrale auf alte und neue Ziele einschwört, klingt das schon mal wie die letzten Worte eines Bundesligatrainers vor dem Spiel. „Ich hasse es zu verlieren, ich kann einfach nicht verlieren“, ruft Timotheus Höttges gerne. „Ich möchte gewinnen“, spornt der 55-Jährige sein Team dann an und fügt, fast schon entschuldigend, noch einen Satz hinzu: „Deswegen gucke ich auch manchmal etwas grimmig, wenn das nicht sofort gelingt. Aber dann arbeiten nur meine Prozessoren.“
In den vergangenen Wochen waren Höttges’ Gehirnzellen stark gefordert. Er verhandelt wieder mit dem Rivalen Sprint über eine Fusion unter Führung der Telekom, ein Zusammengehen würde ihm helfen, in den USA Kosten zu sparen. Und intensiv hat der Vorstandschef darüber nachgedacht, ob sein Vorstandsteam in Bonn noch richtig zusammengesetzt ist.
Als Ergebnis wechselt er nun gleich zwei langjährige Weggefährten aus. Reinhard Clemens, Chef der Geschäftskundensparte T-Systems, muss ebenso vorzeitig zum Jahresende gehen wie der für Deutschland zuständige Vorstand Niek Jan van Damme. Trotz aller noch vor wenigen Wochen abgegebenen Treueschwüre hat Höttges beiden offensichtlich nicht mehr zugetraut, die Marktanteilsverluste bei Großkunden zu stoppen und die Trendwende im deutschen Festnetz einzuleiten.
Zahlen und Fakten zum Mobilfunk-Markt
Im vergangenen Jahr wurden rund 1,5 Milliarden Smartphones verkauft. Das war ein Wachstum von zwei bis fünf Prozent im Vergleich zu 2015 - die Berechnungen einzelner IT-Marktforscher weichen etwas voneinander ab.
Noch im Jahr davor war der Absatz um mehr als zehn Prozent gewachsen. Als zentrale Auslöser für die Abkühlung gelten die wirtschaftlichen Turbulenzen im größten Smartphone-Markt China sowie anderen Ländern wie Russland.
Samsung blieb auf das gesamte Jahr gerechnet der größte Smartphone-Anbieter mit einem Marktanteil von gut 20 Prozent, Apple ist die Nummer zwei mit knapp 15 Prozent.
Im Weihnachtsgeschäft wurden die Apple-Verkäufe aber vom iPhone 7 beflügelt und bei Samsung schlug das Batterie-Debakel beim Galaxy Note 7 auf den Absatz. Im Ergebnis schob sich Apple in dem Quartal mit 78,3 Millionen verkauften iPhones knapp an Samsung vorbei.
Anbieter aus China haben sich - vor allem dank der Größe des heimischen Marktes - weltweit in die Spitzengruppe vor. Die drei Hersteller Huawei, Oppo und BBK schließen nach Samsung und Apple die globale Top 5 ab und kamen zusammen auf gut 20 Prozent Marktanteil.
Bei den Smartphone-Betriebssystemen dominiert Googles Android-Software mit einem Marktanteil über 80 Prozent. Den Rest füllt weitgehend das iOS von Apples iPhones aus. Andere Betriebssysteme wie Windows Phone oder Blackberry OS sind inzwischen praktisch bei Null angekommen. Dabei wurde mit ihnen einst die Hoffnungen verbunden, dass sie zur starken Nummer drei im Markt werden könnten.
Im vergangenen Jahr gab es nach Berechnungen von Experten weltweit rund 7,4 Milliarden Mobilfunk-Anschlüsse. Zum Jahr 2020 dürfte ihre Zahl auf knapp 8,4 Milliarden ansteigen, prognostiziert der IT-Marktforscher Gartner.
Schaffen sollen das jetzt Dirk Wössner, der nach drei Jahren als Vorstand bei Rogers Communications in Kanada zur Telekom zurückkehrt, und ein namentlich noch nicht bekannter „männlicher IT-Manager, den niemand auf der Rechnung hat“, wie es im Unternehmen heißt.
Zum ersten Mal seit seinem Aufstieg zum Vorstandsvorsitzenden vor vier Jahren steht Höttges unter Druck. Mit seiner Strategie, mit dem „besten Netz“ und dem „besten Kundenerlebnis“ den „führenden Telekommunikationskonzern in Europa“ mit einer wachsenden Zahl von Privat- und Geschäftskunden aufzubauen, kommt er nicht so schnell voran wie geplant. Zwar eilt die US-Tochter T-Mobile von Erfolg zu Erfolg, übertrifft alle internen Wachstumsvorgaben. Doch die guten Zahlen aus Amerika übertünchen die Problemzonen im deutschen und europäischen Kerngeschäft kaum. Statt wie geplant zu wachsen, sackten die Umsätze hier von 2014 bis 2016 um 1,3 Milliarden Euro auf 44,9 Milliarden Euro ab.
Im ersten Halbjahr 2017 schlossen die Sparten Deutschland und Europa zwar mit einem kleinen Umsatzplus ab. Dafür brach der Umsatz mit den Großkunden noch stärker ein. Das gefällt auch Anlegern nicht. Nach einem Zwischenhoch von 18 Euro im Mai war der Kurs wieder auf 15 Euro gefallen – stieg zuletzt aber wieder, seit die Fusionsverhandlungen mit Sprint durchsickerten.