Palantir Im Reich der Daten-Magier

Palantir ist Spezialist für Daten und schon jetzt ein Mythos: Der Chef ist Philosoph, größter Kunde die CIA. Sind sie deshalb gut oder böse? Darüber rätselt das ganze Silicon Valley. Nun will Palantir nach Deutschland.

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Quelle: Getty Images, Montage

Alex Karp nimmt eine Pose wie aus einem Jackie-Chan Film ein: Der Arm gestreckt, die Finger formen eine Kralle, das ganze Gewicht lastet auf seinem hinteren Bein. Langsam verlagert er seinen Gewicht, dreht seinen Oberkörper, die Arme führt er mit. Morgenroutine bei Palantir. Jeden Tag trainiert Alex Karp Thai Chi.

Er gibt seine Körperspannung auf, um seine Gäste zu begrüßen. Hier, im kleinen Innenhof der Palantir-Zentrale in Palo Alto treffen zwei Geschäftspartner aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Der gesamte Vorstand des Darmstädter Pharmakonzern Merck steht mit gekämmten Haaren und Anzug vor Karp und mustert ihn interessiert. Der Mann mit dem krausen, grauen Lockenkopf in der engen Trainingsjacke grinst gut gelaunt. „Ich zieh mir nur schnell etwas businessmäßiges an, dann sprechen wir gleich“, sagt Karp und geht wieder in Pose.

Gemeinsam mit Palantir will Merck die medizinische Forschung verbessern, deshalb sind die Vorstände nach Palo Alto ins Silicon Valley gereist. Palantir kann etwas, was sonst auf dieser Welt noch kaum jemand beherrscht: Einen Ozean aus Daten sortieren. Die Software des Unternehmens macht Muster in Datenmengen sichtbar, und findet so Verbindungen, die ein Mensch nur durch Zufall entdecken könnte.

von Jacqueline Goebel, Stefan Hajek, Matthias Hohensee, Thomas Kuhn, Astrid Maier

Palantir, sagen viele, ist deshalb eins der mächtigsten Werkzeuge der Welt.

Dieses Werkzeug wird bisher eingesetzt, um Finanzbetrüger zu entdecken, Kinderschänder zu enttarnen, und auch um für die CIA Terroristen zu finden. Über Palantir kursieren viele Gerüchte, das bekannteste: Durch ihre Algorithmen soll es der CIA gelungen sein, Osama bin Laden aufzuspüren und zu töten.

Spätestens seit dem kennt das Silicon Valley nur noch eine Frage: Ist Palantir gut oder böse? Sind sie Jedis oder stehen sie auf der dunklen Seite der Macht? Gandalf oder Sauron? Zu einer Antwort sind die meisten bisher noch nicht gekommen. Nur eins ist sicher: Palantir gilt als nächstes Wunder aus dem Silicon Valley. Und sie kommen nach Deutschland.

„Wir wollen das wichtigste Unternehmen der Welt aufbauen “, hat Alex Karp einmal verkündet. Für Palantir ist der Mann mit den markanten Gesichtszügen so etwas wie Geschäftsführer und Guru zugleich. Karp interessiert sich für Kampfsport, für Marxismus, für Ethik. Er ist derjenige, der Palantir, diesem mächtigen Werkzeug, Intellekt und Moral verleihen soll. Und er hat es geschafft, einen Mythos rund um sein Werk zu kreieren.

Das Unternehmen gilt als äußerst verschwiegen, Sicherheitskräfte überwachen die Etagen, jede zweite Tür lässt sich nur mit Personalausweis öffnen. Doch nun öffnet Palantir seine Türen, zumindest einen Spalt breit.

Der Grund dafür ist einfach: Palantir ist bereit für die nächste Stufe. Das Unternehmen braucht mehr Geld, und deshalb auch mehr kommerzielle Kunden – so wie Merck. Die WirtschaftsWoche hat den Merck-Vorstand auf eigene Kosten ins Silicon Valley begleitet, um dort mehr über die Geschäfte der Datenspezialisten zu erfahren.

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