Springer Nature, Apple & Co. Wer in China Geschäfte macht, zahlt einen hohen Preis

Der Wissenschaftsverlag Springer Nature hat auf Druck der Regierung Chinas Teile seines Internetangebots zensiert. Der Fall zeigt symptomatisch, welchen Preis westliche Konzerne für Geschäfte in China zahlen.

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Einer der ersten Käufer des iPhone X in einem Apple Store in Peking Quelle: REUTERS

Der deutsche Wissenschaftsverlag Springer Nature hat auf Druck der Regierung in Peking Teile seines Internetangebots in China zensiert. Wie der Verlag Anfang der Woche mitteilte, seien „weniger als ein Prozent der Inhalte“ gesperrt worden, um nicht in Konflikt mit lokalen Gesetzen zu geraten. Laut Medienberichten betrifft die Sperre vor allem Artikel über Themen, die in China als besonders heikel gelten – etwa Taiwan, das Massaker am Tian'anmen-Platz oder Tibet.

„Diese Maßnahme ist zutiefst bedauerlich, wurde aber getroffen, um weitaus größere Auswirkungen auf unsere Kunden und Autoren zu verhindern“, hieß es in der Erklärung des Verlags, der zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck gehört. „Würden wir nicht handeln, bestünde das sehr reale Risiko, dass sämtliche unserer Inhalte geblockt würden.“

Der Fall steht symptomatisch für den rigiden Umgang der Volksrepublik mit westlichen Verlagen und Anbietern von Onlinediensten und macht deutlich, welch hohen Preis sie für den Marktzugang in China zahlen. Bereits im August hatte der britische Verlag Cambridge University Press (CUP) kurzzeitig Fachartikel in China gesperrt. Nach heftiger Kritik von Wissenschaftlern in aller Welt nahm CUP seine Entscheidung jedoch zurück.

Die neuen starken Männer in China

Welche Konsequenzen daraus folgen, ist bislang offen. „Das Verlagswesen ist kein Geschäftsfeld, in dem China von der Teilhabe ausländischer Unternehmen unbedingt abhängig ist. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass China solche Unternehmen künftig von seinem Markt ausschließt“, sagt Kristin Shi-Kupfer, Leiterin des Forschungsbereichs für Politik, Gesellschaft und Medien am Mercator Institut for China Studies.

Unter Xi Jinping, dem Parteichef der Kommunistischen Partei (KP), hat sich China in den vergangenen fünf Jahren von der Reform- und Öffnungspolitik verabschiedet, die Deng Xiaoping verfolgte. Stattdessen heißt das oberste Credo nun: totale politische Kontrolle. „Ich beobachte seit der Machtübernahme Xi Jinpings eine zunehmende Gleichschaltung der Informationen, die verbreitet werden, aber ebenso der Interpretation dieser Informationen“, sagt Shi-Kupfer. „Heute hat die Partei den Anspruch alles zu kontrollieren – bis in die Köpfe ihrer Bürger hinein.“

Dafür ist es aus Sicht der KP vonnöten, die Verbreitung unliebsamer Informationen – etwa über Menschenrechte, Pressefreiheit oder die Vorzüge eines liberalen, demokratischen Systems – zu unterbinden. Die Internetzensur wurde in den vergangenen Jahren immer weiter verstärkt. Es solle keine Inhalte geben, die die Macht der Partei infrage stellen könnten, sagte Xi Jinping auf dem Parteitag im Oktober.

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