T-Mobile in den USA Zu gut für einen Verkauf

Das Irrationale ist plötzlich doch rational: Warum eine Fusion mit Sprint doch die bessere Option für die Deutsche Telekom ist.

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Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges. Quelle: dpa

Wer wissen will, wie Tim Höttges tickt, der muss sich ein Stück weit mit völlig irrationalen Dingen beschäftigen. Denn würde der Telekom-Chef rein rational alle Szenarien rund um die Zukunft seiner US-Tochter T-Mobile durchspielen, dann gäbe es eigentlich nur eine Option: Verkaufen. Im tiefen Inneren seines Herzens ist der seit gut drei Jahren amtierende Vorstandsvorsitzende felsenfest davon überzeugt, dass sich die Telekom auf die Märkte in Europa konzentrieren sollte und nur die Vollsortimenter unter den Telekom-Anbietern die besseren Chancen besitzen, Umsatz und Gewinn langfristig zu steigern. Denn nur die voll integrierten Telekom-Konzerne können ihren Kunden ein komplettes Produktbündel aus schnellem Internetanschluss, Mobilfunk und Fernsehen schnüren und sie dadurch als Stammkunden langfristig an sich binden.

Die US-Tochter T-Mobile passte als reiner Mobilfunkanbieter nie in dieses Raster und stand deshalb zu Recht ganz oben auf der Verkaufsliste. Und genau deshalb kursieren immer wieder neue Planspiele, wie es etwa in Ländern wie den Niederlanden und Österreich weitergeht. Dort ist die Telekom ausschließlich als Mobilfunkanbieter aktiv und hat gegenüber den Komplettanbietern einen schweren Stand.

Die Realität hat aber inzwischen all diese theoretischen Planspiele widerlegt. Ausgerechnet die US-Tochter liefert kontinuierlich die beste Wachstumsstory. Die Marke ist so hipp, dass die T-Mobile fast das gesamte Neugeschäft mit Vertragskunden macht. Darauf will und kann die Deutsche Telekom inzwischen nicht mehr verzichten.

Deshalb ist es auch nur konsequent, dass Höttges über seinen eigenen Schatten springt und stärker als bisher auf eine Fusion mit dem nächst kleineren US-Konkurrenten Sprint setzt. Vor allem die Aufholjagd in den USA befeuerte in den vergangenen beiden Jahren den Kurs der T-Aktie und ist ein Grund, warum die Telekom an der Börse höher bewertet wird als die spanische Telefónica und die französische Orange. Das soll auch so bleiben. Mit einem weiterhin florierenden US-Geschäft und der daraus resultierenden Phantasie ist es für Höttges einfacher, die europäischen Konkurrenten in Schach zu halten.

Was sollte die Telekom auch mit einem Verkaufserlös von mehr als 30 bis 40 Milliarden Euro anfangen? Sie könnte Schulden abbauen, das Geld an die Aktionäre ausschütten oder das Investitionsbudget für den Bau von Glasfasernetzen aufstocken. Mega-Deals in anderen europäischen Ländern stehen jedenfalls im Moment überhaupt nicht auf der Tagesordnung. Die politischen Widerstände wären einfach zu groß.

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