T-Mobile US soll mit Sprint fusionieren Klappt Höttges' US-Fusion im zweiten Anlauf?

Lange galt die US-Tochter der Telekom als Sorgenkind, der Verkauf scheiterte nur am Veto der Behörden. Jetzt schaltet Telekom-Chef Höttges bei T-Mobile US offenbar auf Angriff. Die wichtigsten Antworten zu dem US-Deal.

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T-.Mobile US Quelle: REUTERS

Die Deutsche Telekom steht in den USA offenbar vor einem Strategiewechsel: Wie das "Handelsblatt" berichtet, plant die Telekom eine Fusion der USA-Tochter T-Mobile US mit dem Konkurrenten Sprint. Dabei hatte der Bonner Dax-Konzern lange Zeit versucht, das US-Geschäft komplett zu verkaufen. Was steckt hinter dem Strategieschwenk? Und wie realistisch sind die Pläne? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie weit sind die Pläne fortgeschritten?

Wie die Wirtschaftszeitung unter Berufung auf das Umfeld des Vorstands und des Aufsichtsrats berichtet, gebe es im Führungsgremium der Bonner einen Konsens darüber, die beiden Marktführer AT&T und Verizon kraftvoller als bisher zu attackieren. Dazu solle T-Mobile US mit Sprint zusammengelegt werden – die Nummern drei und vier auf dem Markt.

Ein offizieller Beschluss des Aufsichtsrats für das Vorgehen liegt allerdings noch nicht vor, da die obligatorischen politischen Gespräche im Vorfeld eines derartigen Vorhabens noch nicht abgeschlossen sind. Die Telekom sei derzeit bemüht, mögliche politische Einwände gegen den Fusionsplan zu sondieren. Klar ist: Im Falle eines Zusammenschlusses soll die unternehmerische Führung bei der Telekom liegen. Ob und wie Sprint und deren Hauptaktionär, der japanische Softbank-Konzern, dazu stehen, ist aber nicht klar.

Wie soll der Deal über die Bühne gehen?

Der Telekom schwebt offenbar ein sogenannter "Paperdeal" vor, bei dem lediglich Aktien ausgetauscht werden. Bargeld fließt in diesem Fall nicht. Welchen Wert die Aktien haben, die bei dem Deal getauscht würden, ist bislang unklar. Mit der Fusion würde allerdings ein Telekomkonzern mit einem Jahresumsatz von 70 Milliarden Euro entstehen – wovon T-Mobile US etwa 34 Milliarden Euro beisteuert. Gemessen am Umsatz könnte man also von einem Zusammenschluss unter Gleichen sprechen, an der Börse ist Sprint allerdings deutlich weniger wert als T-Mobile US – ob Sprint bei einer solchen Fusion die unternehmerische Führung abgeben will, steht auf einem anderen Blatt.

Warum sollte Softbank die Telekom-Pläne unterstützen?

Der Deal könnte für die Japaner strategisch Sinn ergeben. Ohne Partner (siehe Punkt: "Wie ist die Wettbewerbssituation auf dem US-Markt?") müsste die Nummer vier unter den US-Mobilfunkern alle Investitionen alleine tätigen. Dafür könnte Softbank das Geld fehlen, die Japaner gelten als hoch verschuldet. Und ohne Investitionen laufen womöglich Kunden zur Konkurrenz über. Ein Zweckbündnis könnte da Abhilfe schaffen.

Zahlen und Fakten zum Mobilfunk-Markt

Warum wollte sich die Telekom überhaupt von T-Mobile US trennen?

Bei der Deutschen Telekom diskutierte man jahrelang über den Verkauf der amerikanischen Tochter T-Mobile US – die Investitionen waren hoch und die Erträge gering. Deshalb hatte Telekom-Chef Timotheus Höttges immer wieder öffentlich erklärt, sich auf das Kerngeschäft in Europa fokussieren zu wollen. Vor drei Jahren war ein Zusammengehen der beiden Mobilfunkanbieter – damals wollte Sprint die Telekom-Tochter übernehmen – noch von den Behörden abgelehnt worden.

Warum jetzt der Strategiewechsel?

Kurz gesagt aus zwei Gründen:

  • Die hohen Anfangsinvestitionen in Infrastruktur, Mobilfunklizenzen und Anlagen, die mehrere Milliarden Dollar gekostet haben, zahlen sich inzwischen aus. Unter T-Mobile-US-Chef John Legere, der als Marketinggenie gilt, hat sich die US-Sparte zu einem so stabilen Geschäft entwickelt, wie man es in der Bonner Konzernzentrale vor einigen Jahren wohl nicht für möglich gehalten hätte – 2016 hat die US-Mobilfunksparte ein bereinigtes Ergebnis von 8,56 Milliarden Euro erzielt, was einem Wachstum von stolzen 28,7 Prozent entspricht.
  • Zum anderen hat die Telekom in den vergangenen Jahren die Lage in Europa falsch eingeschätzt. In Bonn ging man davon aus, dass der europäische Markt schnell zusammenwachsen würde und so Skaleneffekte bei den großen europäischen Anbietern über die Landesgrenzen hinaus zum Tragen kommen würden. Das ist aber bis heute nicht eingetreten, die Mobilfunkanbieter sind weiter vor allem national tätig. Diese erwartete Wachstumsperspektive hat sich nicht erschlossen, weshalb die Telekom jetzt wieder auf andere Märkte schaut.
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