Followfood Wie sich ein Fischproduzent neu erfand

Knoll und Butsch von Followfood Quelle: Presse

Zwei Freunde gründen ein Unternehmen und importieren russischen Fisch. Bald drohen sie gegen die übermächtige Konkurrenz zu verlieren. Doch statt sich dem Markt zu beugen, verändern sie dessen Regeln.

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Die Revolution, die der Unternehmer Jürg Knoll einst startete, beginnt fast jeden Tag aufs Neue – immer um Mitternacht, auf einem Schiff mitten im Indischen Ozean. „Platsch.“ „Platsch.“ „Platsch.“ Viele Male, kurz nacheinander. Dann schwimmt ein Pulk Männer durch das Ozeanwasser. In den Händen halten sie Netze, mit denen sie kleine Köderfische fangen.

Ernsthaft gehen sie ihrem Handwerk nach. Suchen, schwimmen, tauchen, stellen Netze. Nach einer Zeit, als die Sonne sich schon blutrot an den Horizont schiebt, klettern sie mit dem Fang wieder an Bord, halten nach Vögeln Ausschau, folgen ihnen zu den Thunfischschwärmen vor den Malediven.

Dann stehen sie an der Reling, jeder eine Angel in der Hand, aus schlichtem Bambus gefertigt. Die Vögel schreien. Das Meer gluckst. Die Männer schweigen. Untätig sind sie nicht, aber konzentriert. Schließlich muss den Thunfischschwarm vor ihnen das Jagdfieber packen. Nur dann geht der Plan der Fischer auf.

Fischer auf den Malediven Quelle: Presse

Als der Kapitän das Signal gibt, wirft einer der Angler die Köderfische ins Wasser. Ein Schwarm Thunfische nähert sich. Die Männer schalten eine Sprenkelanlage ein, die dicke Wassertropfen auf den Meeresspiegel fallen lässt, als ob Hunderte kleiner Fische aus dem Wasser tanzen. Genau das denken auch die Thunfische. Gleich einem Fischballett schießen sie in die Höhe, schnappen nach den von den Fischern nun erneut geworfenen Köderfischen – und landen selbst am Haken. Die Fischer reißen die Rute hoch, schleudern den Fisch hinter sich und lassen ihn auf das Schiffsdeck plumpsen. Unzählige Male geht das so.

Es ist später Vormittag, als die Männer in den Hafen auf Mandhoo zurückkehren und Jürg Knoll, der sich das hier alles ausgedacht, das Spektakel von Deck aus verfolgt hat und später davon berichten wird, auf das Ergebnis schaut. Wenige Wochen später wird er die Fische als eingedoste Exemplare in Deutschland wiedersehen. Dort werden sie seine Geschichte, die des Lebensmittelunternehmens Followfood, weitertragen. Eine Geschichte über eine uralte Branche. Einen mittelständischen Fischhändler. Und über die Kraft, die disruptive Ideen auch kleinen Fischen gibt.

Es grassiert ja eine Reihe von Missverständnissen über dieses Wort: Disruption. Etwa, dass diese zwingend eine internetgetriebene Veranstaltung sei. Oder dass Mittelständler Opfer, nie Gestalter seien. Beides ist Quatsch. Das jedenfalls beweisen Knoll und sein Partner und Studienfreund Harri Butsch. Ihr Friedrichshafener 20-Mann-Unternehmen mit der Marke Followfish steht nicht nur dafür, dass Geschäftsmodelle sich in allen Branchen schon immer ständig wandeln. Es zeigt auch, wie ein Mittelständler einem Markt neue Regeln auferlegen kann, wenn seine Idee nur gut genug ist.

Als Knoll und Butsch das Unternehmen im Jahr 2000 gründen, importieren sie Fisch aus Russland. Doch bald wird die Konkurrenz zu groß, das Geschäft zu schwierig. Die beiden stehen vor einer Entscheidung: Aufgeben? Oder gegen den Markt arbeiten, es als Winzling mit den Großen wie Deutsche See, Gosch und Nordsee aufnehmen?

Sie entscheiden sich für das Wagnis, führen eine Technik ein, die ihnen hilft, die Herkunft der Fische genau zu überprüfen und bei bedrohten Fischen bestandsschonend zu fischen. Heute hat nahezu jeder in der Branche das System von Followfood übernommen. Sie haben gewissermaßen die Regeln verändert. Und Knoll und Butsch führen ihr Unternehmen noch immer nach einer Devise: Nur wenn du dich dauernd veränderst, wirst du bleiben, was du bist.

Leicht gesagt. Aber wie genau soll das gehen? Vier Regeln helfen Knoll und Butsch, dabei zu bleiben.

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