Industrie 4.0 Warum die Digitalisierung dem Mittelstand Angst macht

Sollen Mittelständler über Digitalisierung sprechen, schweigen viele lieber. Angst vor Kosten, fehlenden Strategien und mangelnder Sicherheit gefährden so ihre Zukunft.

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Diese Länder haben das schnellste Internet
Breitband-Internet Quelle: dpa
Platz 25: DeutschlandDeutschland landet mit einer durchschnittlichen Downloadrate von 14,6 Mbit/s noch knapp unter den 25 Ländern mit dem schnellsten Internet. Während das Internet in den Städten ordentliche Geschwindigkeiten vorweisen kann, tropft es in vielen ländlichen Gebieten mit nicht einmal zwei Megabit aus der Leitung. In einer zweiten Statistik hat Akamai erfasst, wie viele der Anschlüsse es über die Marke von recht lahmen 4 Mbit/s schaffen – hier liegt Deutschland mit nur 89 Prozent der Anschlüsse auf Rang 33.Anmerkung: Die Datenübertragungsrate wird in Megabit pro Sekunde (Mbit/s) gemessen. Ein Megabit entspricht einer Million Bit. Quelle: dpa
Platz 10: Niederlande Quelle: dpa
Platz 9: Japan Quelle: AP
Platz 8: Singapur Quelle: dpa
Platz 7: Finnland Quelle: dpa
Platz 6: Dänemark Quelle: dpa

„Wären Sie bereit zu einem kurzen Gespräch zum Thema Digitalisierung?“ Diese eigentlich unverbindliche Frage scheint vielen Mittelständlern Angstschweiß auf die Stirn zu treiben. Für sie ist Digitalisierung noch immer ein Tabu-Thema. Eine Antwort, was beim Thema Digitalisierung in den Köpfen des deutschen Mittelstands vorgeht, versucht die Studie „Psychologie der Digitalisierung“ zu eben. Erhoben hat sie die Innovative Alliance, ein Verbund von Partnern aus der IT-Branche, darunter Unternehmen wie Cisco, Damovo oder Inneo Solutions.

Für die Studie wurden 500 Entscheider in mittelständischen Betrieben befragt. Dabei erkundigte die Innovation Alliance nicht allein danach, was Digitalisierung für die Entscheider bedeutet – sie fühlten den Puls und horchten nach, wie sie das Thema empfinden. Die Ergebnisse gewähren einen ernüchternden Einblick in die Gefühlswelt derjenigen, die über die Zukunft ihrer Unternehmen entscheiden. Mehr als Dreiviertel der Befragten halten Digitalisierung zwar für notwendig, doch rund jeder Zweite hält sie für ein Wagnis. Negative Emotionen wie Angst gehören beim Thema für viele klar dazu.

Laut den Studienmachern sehen Mittelständler Digitalisierung als große Herausforderung an, für die außergewöhnliche Fähigkeiten notwendig sind, die sie nicht leisten könnten. Deshalb gehöre zur Digitalisierung ein gewisses Unwohlsein – und damit allein schon ein emotionales Hemmnis, so das Fazit der Autoren.

Dabei ist der Schritt in die Digitalisierung für den deutschen Mittelstand immens wichtig. Gerade die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), die sich entsprechend wappnen, könnten häufig ihre Leistungen schnell verbessern. Das besagt eine im Februar veröffentlichte globale Studie des Marktforschungsinstituts IDC im Auftrag von SAP. Vier von fünf KMU sehen schnell die Vorteile der Digitalisierung durch niedrigere Kosten, höhere Produktivität der Mitarbeiter oder mehr Absatz. Und wer nicht mitzieht, könnte irgendwann abgehängt werden.

Ihre Mitarbeiter sind sich der Gefahren durchaus bewusst. Laut einer Umfrage des Personaldienstleisters Randstad sehen deutsche Arbeitnehmer ihr Land schon heute als rückständig beim Thema Digitalisierung. In 33 Ländern wurden Arbeitnehmer unterschiedlicher Branchen befragt – in Deutschland allein 400 Menschen zwischen 18 und 65 Jahren. Nur etwas mehr als die Hälfte der deutschen Teilnehmer war der Ansicht, dass ihr Arbeitgeber für eine Umstellung auf die Digitalisierung gerüstet sei. Ein schlechter Wert im Vergleich. Die befragtenen Niederländer waren zu 65 Prozent überzeugt, dass ihre Arbeitgeber die nötigen Vorbereitungen treffen, in Norwegen galt das gar für 81 Prozent der Befragten.

Digital or dead: So überleben Sie die digitale Zukunft

„Stark ausbaufähig“ nennt denn auch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in einer Studie aus dem vergangenen Jahr die Digitalisierung in mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Lediglich ein Fünftel der Mittelständler habe bislang überhaupt mit der digitalen Vernetzung begonnen.

"Es ist ganz klar ein Mentalitätswandel notwendig“, sagt Barbara Engels, Economist für Strukturwandel und Wettbewerb beim Institut der Wirtschaft (IW) Köln. „Im Mittelstand herrscht eine gewisse Angst vor der Veränderung. Wir sehen, dass beispielsweise Change-Management sehr schwierig ist.“

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