Nach dem Machtkampf Tönnies stellt seinen Fleischkonzern neu auf

Clemens Tönnies holt seinen Sohn Max ins Unternehmen und verstärkt den Konzern mit ehemaligen Top-Managern von Siemens, Ferrero und Müller.

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Neben Clemens Tönnies (rechts) arbeitet seit dem 1. November als Co-Vorsitzender gleichberechtigt Andres Ruff an der Spitze von Deutschlands größtem Fleischkonzern. Quelle: dpa

Der über Jahre hinweg erbittert geführte Kampf um die Macht beim Fleischkonzern Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück wurde im April überraschend beigelegt. Seinerzeit kündigten die beteiligten Parteien - Tönnies-Chef und Mitinhaber Clemens Tönnies und sein Neffe und Mitgesellschafter Robert Tönnies – an, die Holding-Geschäftsführung und den Beirat neu zu besetzten. Der Ankündigung ließen die Beteiligten heute Taten folgen.

„Wir haben wie angekündigt, in kurzer Zeit die Holding-Geschäftsführung sowie den Beirat mit hochqualifizierten und erfahrenen Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und internationalen Wirtschaft besetzen können“, sagte Robert Tönnies (39). Mit rund 12 500 Mitarbeitern setzte Tönnies im vergangenen Jahr 6,35 Milliarden Euro Umsatz um.

Den Vorsitz der Geschäftsführung des Milliardenkonzerns teilen sich demnach gleichberechtigt Clemens Tönnies (61) und auf Vorschlag seines Neffen der aus der Lebensmittelbranche kommende Andreas Ruff. Ruff war Chef des Weinvermarkters WIV, des Fertigmenüherstellers apetito und Geschäftsführer der Molkerei Müller.

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Um die Finanzen der Tönnies Holding kümmern sich Clemens Tönnies Schwager Daniel Nottbrock und Reinhard Quante kümmern. Während Nottbrock als langjähriger Finanzer des Konzerns von Clemens Tönnies entsandt wird, hat Robert den früheren CEO von Europcar Deutschland engagiert. Vor seinem Wechsel zu Europcar war Quante bei Unilever und Ferrero tätig.

Neu geschaffen wurde zudem ein Beirat, der die Geschäftsführung beraten und bei Pattsituationen entscheiden soll. Beiratschef ist Reinhold Festge, Gesellschafter des Maschinenherstellers Haver & Boecker. Neben ihm gehören Ex-Jungheinrich-Vorstand Helmut Limberg, der frühere Siemens-Vorstand Siegfried Russwurm  sowie Clemens Tönnies, Robert Tönnies, Daniel Nottbrock und der Wirtschaftsprüfer Jens-Uwe Göcke dem siebenköpfigen Gremium an.

Zu Beginn des kommenden Jahres wird zudem Clemens Tönnies' Sohn Maximilian (27) in das Unternehmen eintreten. Maximilian Tönnies war bisher für den Wursthersteller Zur Mühlen (Böklunder, Könecke, Gutfried) tätig. Die Zur-Mühlen-Gruppe mit rund 800 Millionen Euro Umsatz wird  zum Jahreswechsel in den Konzern integriert. Die Europäische Kommission hat den Zusammenschluss von Tönnies und Zur Mühlen nach Unternehmensangaben freigegeben. Max wird dann als Gesellschafter in die Tönnies Holding eintreten. Dort wird er eine seine Rolle als Manager im operativen Geschäft bei Zur Mühlen weiter fortführen.

Das Einbringen der Zur-Mühlen-Aktivitäten in die Tönnies-Holding ist Teil einer Einigung im Familienstreit um die Macht bei Tönnies. Über sechs Jahre hatten sich die Gesellschafter Clemens Tönnies und sein Neffe Robert Tönnies gestritten. Robert hatte seinem Onkel vorgeworfen, mit der selbstständigen Zur-Mühlen-Gruppe neben seinem Engagement im Familienkonzern ein Schattenreich aufgebaut zu haben. Im April hatten beide Seiten das Ende des langen Streits verkündet.

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