Ottonova-Chef Rittweger "Versichert Euch lieber privat, solange es noch geht“

Roman Rittweger

Roman Rittweger, Chef der ersten neuen privaten Krankenversicherung seit 17 Jahren, fürchtet die Abschaffung der PKV nicht. Er stellt sich der Debatte um eine Bürgerversicherung – und will den Wahlkampf aufmischen.

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WirtschaftsWoche: Herr Rittweger, seit gut zwei Monaten ist der digitale private Krankenversicherer Ottonova nun am Start. So viel Innovation gab es in der privaten Krankenversicherung schon länger nicht mehr. Wie viele Kunden haben Sie schon gewonnen?
Roman Rittweger: Qualitativ haben wir gezeigt, dass unser Angebot funktioniert und wir unsere Zielgruppe genau erreicht haben. Quantitativ ist der Start wie im Business Plan erwartet gelaufen – ein langsames Hochfahren. Vom Erstkontakt bis zum Abschluss vergeht einige Zeit. Die private Krankenversicherung ist ein sehr komplexes Thema und die Entscheidung von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung zu wechseln, dauert bei den meisten Kunden relativ lange. Wechsler aus anderen privaten Krankenversicherungen kommen vor allem im vierten und ersten Quartal im Jahr. Gegen Ende des Jahres erhöhen viele private Krankenversicherer ihre Beiträge, sodass Kunden nach Alternativen suchen. Im ersten Quartal profitieren viele Angestellte von Gehaltserhöhungen, sodass auch da Bewegung im Markt ist, weil dann mehr Angestellte über die Einkommensgrenze rutschen, ab derer sie sich privat versichern können. Wenn es weiterhin läuft wie erwartet, werden wir unseren Plan erreichen. Den kommunizieren wir nicht öffentlich, nur so viel: Es ist eine dreistellige Zahl von Vollversicherten für 2017 und eine vierstellige für 2018.

Zur Person

Wer kommt zu Ottonova als Kunde?
Bislang sind es vor allem Unternehmensberater, Geschäftsführer, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer aber auch Gründer von Start-ups. Menschen die dem technologischen Fortschritt gegenüber aufgeschlossen sind. Die Kunden sind jünger als der durchschnittliche PKV-Neuversicherte und es sind zu 90 Prozent Männer. Dass der Männeranteil so hoch ausfällt, hat uns überrascht. Aber auch das wird sich sicherlich noch etwas einpendeln.

Bislang werden private Krankenversicherungen meist verkauft, also von Beratern, die auf Provisionsbasis arbeiten, vermittelt. Sie zahlen keine klassischen Vermittlungsprovisionen. Wie wollen Sie Kunden locken?
In der Tat verkauft sich eine private Krankenversicherung nicht ganz von alleine. Wir glauben aber, dass wir die Kunden mit unseren Vorzügen überzeugen werden: mit einem regelmäßigen, aber unkomplizierten Kundenkontakt, mit der schnellen Erstattung von Gesundheitsausgaben, für die eine Rechnung nur abfotografiert werden muss und mit langfristig stabilen Beiträgen.

Die finanzstärksten privaten Krankenversicherungen
Krankenversicherer: AxaRating Krankenversicherer *: +++Punkte für ausgewählte wichtige Rating-Kennzahlen Nettoverzinsung Kapitalanlagen (max. 500) *2: 418 Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft (max. 500) *3: 0 Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (max. 400) *4: 0 Wachstum Vollversicherte und Beiträge (max. 400) *5: 400 * Softfair hat anhand von zehn Kennzahlen aus den Geschäftsberichten (2014) analysiert, inwieweit die Versicherer aufgrund ihrer finanziellen Lage die Beiträge auch künftig stabil halten können, pro Kennzahl gab es maximal 100, 300, 400 oder 500 Punkte *2 misst, wie gut der Versicherer Kundengelder anlegt *3 ist die Quote zu niedrig, arbeitet der Versicherer unprofitabel, ist sie zu hoch, geht dies zulasten der Kunden *4 je höher die RfB-Quote, desto geringer kann der Versicherer Beitragserhöhungen *5 je mehr Neukunden und zusätzliche Beiträge, desto finanzkräftiger der VersichererQuelle: Softfair Analyse Quelle: REUTERS
Krankenversicherer: UniversaRating Krankenversicherer : ++++Punkte für ausgewählte wichtige Rating-Kennzahlen Nettoverzinsung Kapitalanlagen (max. 500): 311 Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft (max. 500): 460 Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (max. 400): 192 Wachstum Vollversicherte und Beiträge (max. 400): 385 Quelle: Presse
Krankenversicherer: SignalRating Krankenversicherer : ++++Punkte für ausgewählte wichtige Rating-Kennzahlen Nettoverzinsung Kapitalanlagen (max. 500): 500 Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft (max. 500): 264 Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (max. 400): 400 Wachstum Vollversicherte und Beiträge (max. 400): 239 Quelle: DPA
Krankenversicherer: R+VRating Krankenversicherer : ++++Punkte für ausgewählte wichtige Rating-Kennzahlen Nettoverzinsung Kapitalanlagen (max. 500): 484 Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft (max. 500): 295 Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (max. 400): 169 Wachstum Vollversicherte und Beiträge (max. 400): 263 Quelle: Presse
Krankenversicherer: InterRating Krankenversicherer : ++++Punkte für ausgewählte wichtige Rating-Kennzahlen Nettoverzinsung Kapitalanlagen (max. 500): 465 Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft (max. 500): 327 Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (max. 400): 400 Wachstum Vollversicherte und Beiträge (max. 400): 129 Quelle: Presse
Krankenversicherer: HanseMerkurRating Krankenversicherer : ++++Punkte für ausgewählte wichtige Rating-Kennzahlen Nettoverzinsung Kapitalanlagen (max. 500): 500 Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft (max. 500): 328 Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (max. 400): 240 Wachstum Vollversicherte und Beiträge (max. 400): 400 Quelle: Presse
Krankenversicherer: DebekaRating Krankenversicherer : ++++Punkte für ausgewählte wichtige Rating-Kennzahlen Nettoverzinsung Kapitalanlagen (max. 500): 500 Ergebnisquote aus dem Versicherungsgeschäft (max. 500): 0 Verhältnis Rückstellungen zu Beitragseinnahmen (max. 400): 291 Wachstum Vollversicherte und Beiträge (max. 400): 400 Quelle: DPA

Der Preis wäre sicher ein gutes Argument, um Kunden zu locken. Besonders günstig sind Ihre zwei Vertragsvarianten "Business Class" und "First Class" aber nicht. Und stabile Beiträge klingen zwar gut, sind aber nicht garantiert.
Eine Preisgarantie ist über einen längeren Zeitraum leider nicht möglich. Niemand kann die Kostenentwicklung in den nächsten Jahrzehnten hundertprozentig vorhersehen. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Tarife auf Sicht von zehn bis zwanzig Jahren stabiler bleiben als im Markt insgesamt, ist sehr groß. Wir starten in einer Zeit mit Niedrigzinsen, sodass wir bei unseren Kapitalpolstern nur eine geringe künftige Verzinsung ansetzen dürfen. Weil wir mit so niedrigen Zinsen starten, ist das Risiko weiterer Zinssenkungen gering. Konkurrenten haben da noch viel Luft nach unten. Zudem haben wir die effizienteste Datenabwicklungsplattform, was die Kosten langfristig senkt.

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