Energiewende Dong Energy kritisiert deutschen Offshore-Ausbau

Die Netzbetreiber wollen mit gigantischen Trassen Strom von Nord nach Süd transportieren. Offshore-Windkraft gilt als Rückgrat der Energiewende. Doch Betreiber der Windparks warnen vor Verzögerungen.

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Der dänische Energiekonzern will stärker wachsen. Quelle: dpa

Berlin Nach Ansicht des dänischen Windparkbauers Dong Energy läuft der Ausbau der Offshore-Windkraft hierzulande noch zu zaghaft. Dass über eine Erweiterung von 700 bis 800 Megawatt pro Jahr diskutiert werde, sei „fern der Zukunft“, sagte Deutschland-Chef Martin Neubert der Deutschen Presse-Agentur. Dong Energy baut und betreibt Windparks etwa in der Nordsee. „Die Industrie hat bewiesen, dass sie weit mehr als 2000 Megawatt leisten kann“, meinte Neubert.

Zugleich forderte der Manager ein besseres Zusammenspiel zwischen Netzbetreibern, Windpark-Entwicklern und Behörden. Bisher gebe es nur bilaterale Gespräche. Nötig sei aber ein runder Tisch mit allen Beteiligten. „Die Industrie hat ihre Hausaufgaben gemacht, hat Kosten runtergebracht. Jetzt stehen jede Menge Fertigungskapazitäten in Deutschland, aber wir kommen nicht mit dem Netz hinterher.“

Über neue Stromführungen wird seit Langem gestritten – jetzt nimmt der Bau gigantischer unterirdischer Trassen quer durch Deutschland konkrete Formen an. Die Netzbetreiber Tennet, TransnetBW und 50Hertz hatten Anfang März in Berlin Routen-Vorschläge für mögliche Erdkabel-Korridore vorgelegt, mit denen Windstrom von den Küsten in die Industriezentren des Südens transportiert werden soll.

Der Ökostrom-Anteil in Deutschland soll nach dem Willen des Bundes von heute gut einem Drittel auf 40 bis 45 Prozent im Jahr 2025 steigen. Um bei der Energiewende Kosten zu sparen, wird der Betrieb neuer Windparks in Nord- und Ostsee ausgeschrieben.

Bisher war die Höhe der Vergütung vorgegeben: Jede Anlage bekam dann eine feste Summe pro Kilowattstunde – unabhängig davon, wie viele Windräder schon in der Region liefen. Künftig erhält der Bieter mit dem günstigsten Angebot den Zuschlag. Ähnliche Ausschreibungen laufen für Photovoltaik-Anlagen seit Anfang 2015. Die Bundesnetzagentur sieht darin ein erfolgreiches Mittel zur Dämpfung der Vergütungen.


Vorreiterrolle steht auf dem Spiel

In der Debatte über neue Netze müssten die gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen gemeinsam angegangen werden, sagte Neubert. Bisher sei für Dong der Netzbetreiber der einzige Ansprechpartner. Dieser wiederum spreche mit der Bundesnetzagentur und den Lieferanten.

Sein Geschäftsführer-Kollege Volker Malmen verwies auf den raschen Aufbau der Infrastruktur im Osten nach der Wiedervereinigung. „Das Stromnetzthema sollte man ähnlich behandeln.“ Wichtig sei es, die Regulierung zu vereinfachen und den Netzausbau zu beschleunigen.

Malmen warnte, dass Deutschland seine Vorreiterrolle bei der Offshore-Technologie verlieren könne, wenn der Ausbau stocke. „Das ist dann wieder so ein deutscher Exportschlager, den wir Deutschen mit unserem Wissen zwar entwickelt haben, aber die Vorteile nicht nutzen“, sagte er. Leidtragende könnten auch Zulieferer sein.

Wenn Deutschland die Energiewende umsetzen wolle, sei bis 2050 eine Kapazität von 50 bis 60 Gigawatt aus Offshore-Wind nötig. „Bis 2020 werden wir etwa 7,7 Gigawatt haben, das sind etwas über 10 Prozent“, sagte Malmen. Dabei sei das Potenzial auch in der Nordsee groß.

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