Kretschmann bei Mercedes „Es gibt den sauberen Diesel“

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Kretschmann als Diesel-Garant


Ein enormer Aufwand, der sich für Daimler lohnen muss. Anders als viele Kleinwagenhersteller, die den Diesel aussortieren, kann Mercedes die hohen Kosten für die teure Abgasfilterung an die Kunden weitergeben. Denn nach wie vor verkauft Daimler in Europa mehr als die Hälfte seiner Autos mit Selbstzünder. Ohne die relativ verbrauchsarmen Diesel – das stellt auch Konzernchef Dieter Zetsche immer wieder klar – wird Daimler die Vorgaben für den Flottenverbrauch nicht einhalten.

Und auch die Kunden mögen die relativ verbrauchsarmen Diesel – solange sie weiter damit durch die Stadt fahren können und keinen Wertverlust beim Wiederverkauf fürchten müssen. Kretschmann, staatstragend mit grüner Krawatte, ist an diesem Morgen der Garant dafür, dass es trotz staatsanwaltlichen Ermittlungen und Fahrverboten auch so bleibt. Der neue saubere Daimler-Diesel sei eine „wichtige Brückentechnologie zum emissionsfreien Fahren“, erklärt der Landesvater in Untertürkheim. Neben Mercedes leben im Südwesten auch Bosch, Mahle und ZF Friedrichshafen vom Diesel. Zehntausende Jobs, die nicht wackeln dürfen.

Dabei weiß Kretschmann ebenso wie sein Gastgeber Ola Källenius, dass die Zeit des Dieselmotors langsam aber sicher abläuft – die Frage ist nur, wie schnell. Und es sind nicht die Kunden, die den Wandel treiben, sondern die Politik mit immer neuen Emissionsanforderungen. Es geht jetzt um eine weiche Landung, in der Branche Transformation genannt. Neben dem neuen Diesel werden immer mehr Hybridmotoren angeboten, Zwitterkonzepte aus Verbrennungs- und Elektromotoren.

„15 bis 25 unserer Fahrzeuge sollen bis 2025 mit elektrischen Antrieben ausgeliefert werden“, sagt Daimler-Entwicklungsvorstand Källenius in Untertürkheim. Dazu werde Daimler zehn neue reine Elektrofahrzeuge bis 2022 auf den Markt bringen. Dieses Ziel haben die Stuttgarter kürzlich vorgezogen: Bis vor wenigen Tagen wollte man sich mit der Elektrooffensive noch bis 2025 Zeit lassen. Offenbar hat sich das Tempo der Transformation beschleunigt.

Zu schnelle Umbrüche mögen aber weder Politiker noch Konzernlenker. Kretschmann, der mit einem S-Klasse-Hybrid durchs Ländle steuert, versucht es mit demonstrativer Gelassenheit. „Ich mach mir keine speziellen Sorgen um Daimler“, sagt der Ministerpräsident. „Ich glaube dass wir uns gut aufstellen und wollen ein führender Autostandort bleiben.“

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