Geldregen für Aktionäre Dax-Unternehmen schütten Rekorddividende aus

Viele deutsche Großkonzerne haben im vergangenen Jahr prächtig verdient. Davon profitieren auch ihre Anteilseigner, zeigt eine Studie der Unternehmensberatung EY. Doch für viele Bundesbürger sind Aktien kein Thema.

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Die Dax-Konzerne schütten Rekorddividenden aus. Doch nur wenige profitieren von dem Geldsegen. Quelle: dpa

Frankfurt/Main Glänzende Geschäfte vieler deutscher Börsenschwergewichte lassen auch die Kassen ihrer Aktionäre klingeln. Sie können sich auf eine Rekorddividende freuen. Zusammengerechnet 31,7 Milliarden Euro schütten Deutschlands 30 Dax-Konzerne nach Berechnungen des Beratungsunternehmens EY für das vergangene Geschäftsjahr aus. Das sind neun Prozent mehr als 2016 und sieben Prozent mehr als im bisherigen Bestjahr 2015 mit 29,8 Milliarden Euro. Doch an vielen Bundesbürgern geht der Geldregen vorbei.

Zwar ärgern sich Deutschlands Verbraucher über die Zinsflaute, denn Sparbuch und Co. werfen kaum noch etwas ab. Fast die Hälfte sind laut einer Umfrage der ING-Diba „unzufriedene Sparer“. Andere machen sich Sorgen um ihre Altersversorgung. Aktien scheinen allerdings für viele keine Alternative zu seien - im Gegenteil. In Deutschlands erster Börsenliga, dem Deutschen Aktienindex, haben vor allem ausländische Investoren das Sagen: Ihnen gehören etwa 60 Prozent der Anteile der Dax-Unternehmen.

Gerade einmal jeder siebte Bundesbürger hat nach aktuellen Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) Geld in Aktien oder Fonds investiert. Die Zahl der Aktionäre sank im vergangenen Jahr sogar wieder unter die Neun-Millionen-Marke. Rund 8,98 Millionen Menschen besaßen Anteilsscheine und/oder Anteile an Aktienfonds. Das waren 30.000 weniger als ein Jahr zuvor.

Der Absturz der Telekom-Aktie und das Platzen der New-Economy-Blase am Neuen Markt um die Jahrtausendwende hatten viele Kleinanleger in Deutschland verschreckt. Hinzu kommt das Auf und Ab an den Aktienmärkten.

Der Bankenverband BdB mahnt: „Wer Aktien kauft, obwohl er das Geld kurzfristig wieder benötigt, geht ein großes Risiko ein“. Auf lange Sicht böten Aktienanlagen hohe Renditechancen. Kurzfristig müsse der Anleger aber mit starken Wertschwankungen rechnen.

Nach jüngsten Berechnungen des BdB haben Verbraucher in Deutschland zwar über 900 Milliarden Euro in Wertpapieren angelegt - eine Steigerung von rund 20 Prozent in vier Jahren. Mehr als die Hälfte stecke in Investmentfonds. „Im Vergleich zu den rund zwei Billionen Euro, die die Deutschen traditionell auf Konten horten, ist die Anlage in Wertpapieren aber immer noch relativ niedrig“.


Von 30 Dax-Konzernen erhöhen 23 die Dividende

Allerdings profitieren auch nicht alle Aktionäre von dem Geldregen. Leer gehen in diesem Jahr die Anteilseigner der Commerzbank aus. Beim Energieversorger RWE schauen Stammaktionäre erneut in die Röhre. Vorzugsaktionäre erhalten eine Mini-Gewinnbeteiligung von 0,13 Euro je Aktie.

Insgesamt erhöhen EY zufolge allerdings 23 Unternehmen in der ersten Börsenliga die Dividende, 19 Firmen schütten sogar so viel aus wie nie zuvor. „Den meisten Dax-Unternehmen geht es trotz der verhaltenen Konjunkturentwicklung in Europa und wichtigen Auslandsmärkten insgesamt gut“, argumentiert Mathieu Meyer, Mitglied der EY-Geschäftsführung. „Da wollen und sollten die Aktionäre angemessen beteiligt werden.“

Noch stärker als die Ausschüttungen steigen EY zufolge allerdings die Gewinne. Der gesamte auf die Aktionäre entfallende Jahresüberschuss der 30 Börsenschwergewichte kletterte im vergangenen Geschäftsjahr um 15 Prozent auf 55,6 Milliarden Euro. Meyer hält die Zurückhaltung der Unternehmen grundsätzlich für vernünftig. „Zu hohe Ausschüttungen könnten die Handlungsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit der Unternehmen einschränken.“ Eine allzu vorsichtige Dividendenpolitik könne an den Aktienmärkten aber als negatives Signal gewertet werden, mahnt der Experte.

Mehr könnte es im kommenden Jahr werden. Meyer geht angesichts insgesamt positiver Konjunkturaussichten davon aus, dass die Dividenden weiter steigen werden. Bis auf den Banken- und den Energiesektor sei die Lage in den wichtigen Branchen absolut zufriedenstellend. „In diesem Jahr dürfte zudem der schwache Euro zusätzlichen Rückenwind geben, was sich auch positiv auf die Gewinnsituation der Unternehmen auswirken kann und auf ihre Möglichkeiten, attraktive Dividenden zu zahlen“.

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