Goldpreis Warum der Goldpreis entgegen der Theorie steigt

Wenn die Zinsen steigen, wird Gold billiger, so lautet die Theorie. In der Praxis gehorcht der Goldpreis dieser Faustregel oft nicht - sondern folgt seinen ganz eigenen Gesetzen.

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Gold wird billiger, wenn die Zinsen steigen, sagt eine Faustregel. In der Praxis liegt diese Theorie oft daneben. Quelle: Reuters

Düsseldorf Es ist eine Regel, die jeder Goldanleger kennt: steigen die Zinsen, fällt der Goldpreis. Dahinter steht die Überlegung, dass Anleihen und andere Bankanlagen bei höheren Zinsen mehr abwerfen. Die Anleger investieren also weniger in Gold, der Preis fällt. Soweit die Theorie.

Die Praxis sieht oft anders aus. Im Juni 2006 erhöhte die US-Notenbank die Zinsen – und der Goldpreis zog um sechs Prozent an. Im Dezember 2015 setzte die Fed einen höheren Zinssatz an – zwei Monate später war Gold 13 Prozent teurer. Zuletzt setzte Janet Yellen im Dezember 2016 die Zinsen hoch. Seitdem ist der Goldpreis um sieben Prozent gestiegen.

Drei US-Zinserhöhungen, drei Preissteigerungen bei Gold, drei Mal lag die Theorie daneben.

Dafür gibt es viele Gründe, rationale Erwartungen, Störfeuer aus anderen Ecken – und bei der aktuellen Zinserhöhung vor allem die Präsidentschaft Donald Trumps. Seit seinem Einzug ins Weiße Haus beherrscht Unsicherheit die Märkte.

Nach seiner Wahl gab der Goldpreis zunächst nach. Die Anleger reagierten auf Trumps Ansage, die Wirtschaft mit Infrastrukturausgaben anzukurbeln. Das Programm würde die Erträge von Vermögenswerten wie Aktien steigern, so die Überlegung der Anleger, und das Interesse an sicheren Geldanlagen wie Gold schmälern.

Doch dieser Trend endete schnell – auch weil Trump genug mit anderen Problemen zu kämpfen hat. Die Fed-Zinserhöhung im Dezember markierte schließlich den vorläufigen Tiefpunkt des Goldpreises. Danach drehte die Stimmung.

Ole Hansen, Leiter der Rohstoffstrategie bei der dänischen Saxo Bank erklärt die Wende so: „Der Markt ist vor so einer Entscheidung besorgter als danach.“ Nach der Entscheidung der US-Notenbank sei ein ausgewogeneres Bild entstanden. „Der Realitätscheck des möglichen Trump-Effekts tat dann sein Übriges.“


Milliardäre investieren bereits wieder in Gold

Seit der US-Notenbankentscheidung steigt der Goldpreis also anstatt zu fallen. Allein in diesem Monat haben Anleger in den größten mit Gold unterlegten börsengehandelten Fonds 44 Tonnen des Edelmetalls zugekauft. Das trieb den Preis um vier Prozent auf etwa 1240 Dollar je Feinunze. Zuvor hatte das chinesische Neujahrsfest im Januar für saisonalen Auftrieb gesorgt. Die Chinesen verschenken zu diesen Feiertagen gerne Gold.

Bernard Dahdah, einer der treffsichersten Analysten der London Bullion Market Association, mutmaßt, dass ein großer Fonds in den Markt eingetreten ist. Endgültig werde man das aber erst im nächsten Quartal erfahren.

Ein anderer Investor äußerte sich auch öffentlich dazu. Stan Druckenmiller, Milliardär und früherer Vertrauter von Hedgefonds-Legende George Soros, sagt, er habe im Dezember und Januar Gold gekauft – wegen der fehlenden Klarheit über die US-Regierungspolitik.

Weite Gründe, sein Geld in Gold zu stecken und somit in Sicherheit zu bringen, gibt es genug. In Deutschland und den Niederlanden stehen Wahlen an, Großbritannien feilscht noch immer über die Bedingungen für den Austritt aus der Europäischen Union. Und in Frankreich gab Marine Le Pen kürzlich einen Vorgeschmack auf ihre Vorstellungen von Wirtschaftspolitik. Gewinne sie die Präsidentschaftswahlen, so Le Pen, würde sie am liebsten die Kontrolle über die Zentralbank übernehmen, Geld zur Finanzierung des Sozialstaats drucken und Frankreich aus dem Euroraum zu führen.

Die Analystin Eily Ong von Bloomberg Intelligence wundert sich daher kaum über den steigenden Goldpreis. „Anleger suchen noch immer nach einem Zufluchtsort“, sagt sie.

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