Rentner gegen Funktionäre Aufstand gegen die Sparkasse

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Neues Vorbild

Der Bescheid, in dem das Finanzministerium NRW im vergangenen Jahr für die Stadt Düsseldorf und gegen die Sparkasse entschied, landete auf Umwegen auch auf Gottwalds Schreibtisch in Landsberg am Lech. Er munitionierte damit kurzerhand den Wirtschaftswissenschaftler Guido Eilenberger, der unter anderem gestützt auf die Argumente aus NRW die Sparkasse Allgäu einer Bilanzanalyse unterzog. Sein Ergebnis: Die Sparkasse rechne sich durch pessimistische Prognosen arm.

Wo Bankkunden bald mehr Gebühren zahlen
Belastungen durch niedrige Zinsen Quelle: dpa
Firmenkunden zahlen oft schon Strafzinsen für Bankeinlagen. Droht das jetzt auch Privatkunden? Quelle: dpa
Wie stark steigen die Kontoführungsgebühren? Quelle: dpa
Wie sieht es bei Gebühren für einzelne Bankdienste aus? Quelle: dpa
Warum erhöhen Banken die Gebühren überhaupt? Quelle: dpa
Sind nun massenhafte Preiserhöhungen zu befürchten? Quelle: dpa
Wie sollten sich Verbraucher verhalten? Quelle: dpa

Zu Ausschüttungen hat sich die betroffene Sparkasse dadurch zwar nicht wirklich bewegen lassen, aber immerhin zu einer Diskussionsrunde zwischen dem Wissenschaftler und dem Sparkassenchef, moderiert vom Bürgermeister der Stadt Immenstadt, nebst Gottwald im Publikum. Auch wenn vor den Zuhörern im Immenstädter Schlosssaal allenfalls Standpunkte ausgetauscht wurden und keine Annäherung stattfand, war das Signal deutlich: Sparkassenchefs müssen sich auf einen kontroversen Dialog mit ihren Bürgerkunden einrichten, auch wenn das bisher nicht unbedingt Teil der Kultur dieser Finanzgruppe war.

Gottwald hat Anfang 2016 eine anwachsende Debatte entfacht, weil er sich die Mühe gemacht hat, die Bilanzen aller rund 70 bayerischen Sparkassen zu durchforsten. Und siehe da: Laut Gottwald hätte die Mehrzahl der Institute deutlich höhere Ausschüttungen an die Kommunen leisten können, tat es aber nicht. Obwohl die bayerischen Sparkassen und ihr Landesverband deutlich widersprechen, ist das Thema nicht mehr tot zu kriegen.

Seit die WirtschaftsWoche im Januar vergangenen Jahres ihre erste Geschichte über Gottwald brachte, ist viel passiert. Der Unermüdliche hat mittlerweile Nachahmer gefunden. Quer durch die Republik eifern Kommunalpolitiker und Bürger jetzt ihrem neuen Vorbild nach. Neulich meldete sich sogar ein Cottbusser, der Gottwald um einen kritischen Blick auf die dortige Sparkasse Spree-Neiße bat. Ergebnis: Eine üppige Eigenkapitalquote von mehr als 40 Prozent aber keine Ausschüttungen. Auch in Ostdeutschland dürfte die Debatte nun starten.

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von Andreas Toller

Im bayerischen Eichstätt hat Gottwald einen engagierten Mitstreiter gefunden. Dort kämpft der Geschäftsmann Wolfram Ruoff gegen die Fusion der Eichstätter Sparkasse mit dem größeren Nachbarinstitut aus Ingolstadt. Selbst eine Unterschriftenliste und ein Bürgerbegehren konnten den umstrittenen Zusammenschluss nicht stoppen. Das Veto kam formaljuristisch wohl zu spät, um die Fusion noch aufzuhalten. Ruoff und seine Unterstützer sind daher vor das Verwaltungsgericht gezogen, unterfüttert mit Gutachten von Gottwalds akademischer Geheimwaffe Eilenberger.

Die Sparkassenfusion ist den Bürgern ein Dorn im Auge, weil sie die ohnehin üppigen Bezüge und Pensionsleistungen für die Funktionäre deutlich anschwellen lässt. Denn die sich durch Fusionen addierenden Bilanzsummen bilden laut Sparkassengesetz einen wichtigen Teil der Bemessungsgrundlage für die Versorgungspakete.

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