Insolvenzverwalter-Ranking 2015 Welche Kanzleien der Pleiteflaute trotzen

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Sprung in die Top 50

So galt es 2015 die Hürde von 26 vorläufigen Verfahren zu nehmen, um dem Sprung in die Top 50 zu schaffen. Namhafte Adressen wie Kebekus et ZimmermannDr. Pannen und Depré gelang der Einstieg. Aber auch Kilger & FüllebornLecon und BRL finden sich im Inso-Einstiegsreigen. Die Aachener Kanzlei Mönning & Georg näherte sich mit nur noch 29 Verfahren indes von oben an, im Vorjahr hatte die Truppe um Rolf-Dieter Mönning und Thomas Georg noch fast doppelt so viele Unternehmenshavarien betreut. Ursache und Grund des Aachener Aderlasses dürften indes weniger die Marktwidrigkeiten sein, als die sich schon in den vergangenen Monaten abzeichnende fachgerechte Kanzleiaufspaltung. Auf der Kanzleihomepage heißt es denn auch: „Ab dem 01.01.2016 wird der Mönning & Georg Verbund infolge eines Generationenwechsels in der bisherigen Konstellation und Firmierung nicht mehr am Markt auftreten“. Generationenwechsel? Aber hallo! Jungspund Mönning, der nach eigenem Bekunden seit dem Wiegenfeste anno 1948 rund 3000 Insolvenzverfahren gewuppt hat, will jetzt mit seinem Start-up Mönning & Partner den Markt aufrollen. 

Für 2016 plant Michael Jaffé Großes. Fast anderthalb Jahrzehnte nach der Pleite der Kirch-Mediengruppe will der Münchner Verwalter die Schlusszahlung aus der Verwertung von allerlei Filmrechten und Beteiligungen der KirchMedia an die Gläubiger ausschütten und das Verfahren hernach ad acta legen. Pleiten ähnlichen Formats gab es für ihn 2015 zwar nicht. Trotzdem lief es mit größeren Verfahren wie dem Finale der Immobilienfondsgesellschaft Narat wieder ordentlich für Jaffé. 

Die Plätze 40 bis 31 im Überblick

In der Modestadt Düsseldorf durften sich Kreplin & Partner derweil am Textil- und Lederwesen abarbeiten. So verkaufte die Crew um Georg F. Kreplin den deutschen Ableger des holländischen Modehändlers Mexx und verwaltete die Kitaro Fashion Group. Im vergangenen Jahr übernahm er auch die Sachwalterschaft über den jüngsten Rettungsversuch der dauermaladen Motorrad-Zubehörkette Hein Gericke. Ein Mandant mit durchaus nostalgischem Charakter: Schon Ende 2013 steuerte Kreplin den Laden als Insolvenzverwalter durch kurviges Terrain.

Die traditionellen Grußkarten von Piepenburg–Gerling kamen dieser Tage als wortgewaltiger Imperativ daher: „nicht später – jetzt!“, lautete die postalische Motivationshilfe zum Jahresauftakt. Im eigenen Haus sind derlei Ermahnungen kaum nötig. Zwar sackte die Zahl der Neuverfahren von 52 auf 44 ab. Allein, der Arbeitsaufwand blieb konstant, galt es doch, so heikle Kandidaten, wie die auf Krimskrams spezialisierte und insolvenzerprobte Traditionskette Strauss Innovation zu verkaufen. Das Husarenstück gelang, auch wenn offen bleibt, wie viel Strauss am Ende noch in den Strauss-Filialen stecken wird.

Mit einer ganz ähnlichen Gefechtslage hatte es Harald Schwartz von Schwartz Rechtanwälte beim Nürnberger Teppichhändler Aro zu tun. Wie Strauss hatte auch Aro zuvor bereits ein Schutzschirmverfahren absolviert, dessen segensreiche Wirkung wohl vor allem darin bestand, den fränkischen Heimtextil-Tycoon, Ex-Präsidenten des 1. FC Nürnberg und Aro-Inhaber Michael A. Roth zu schonen.

Die Plätze 30 bis 21 im Überblick

Robert Schiebe von Schiebe & Collegen spürte derweil dem Verbleib etlicher Luxuskarossen aus der Insolvenzmasse der KMS Sportwagen Schöffling nach, Anchor-Mann Silvio Höfer mischte bei Blaupunkt mit und Malte Köster von Willmer & Partner war beim Haustechnikgroßhändler Wilhelm Koch und 22 weiteren Verfahren im Einsatz, was die Gesamtzahlen der Nordlichter auf 42 hievte. Kösters Dauerpräsenz unter Deutschlands Top-Verwaltern findet neuerdings auch Erwähnung auf Visitenkarten, Homepages und Werbetafeln aller Art: Aus Willmer & Partner wurde jüngst WillmerKöster.

Mit dem kanzleiökonomisch wohl spannendsten Verfahren des Jahres bedachte der Hamburger Insolvenzrichter Frank Frind im August Reimer Rechtsanwälte. Die Kanzlei-Partner Peter-Alexander Borchardt und Tjark Thies durften fortan den deutschen Ableger des niederländischen Gebäudetechnik-Konzerns Imtech verwerten. Eine Bilderbuchpleite: Ein Baudienstleister mit Liquiditätsproblemen, aber letztlich solidem Geschäft – und überraschend viel freier Masse. So hatten sich die Gläubigerbanken im Vorfeld keine direkten Sicherheiten für ihre Kredite einräumen lassen, was Borchardt selbst als „ungewöhnliche Situation“ bezeichnet. Fachleute sprechen eher von einem kapitalen Klops. Angesichts des Imtech-Jackpots dürfte der Rückgang der reimer’schen Verfahrenszahlen von 97 auf 52 nicht groß ins Gewicht fallen.

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