Städteranking 2023 München, die ewige Adresse des Erfolgs

Quelle: imago images

Zugegeben, andere Städte wachsen mittlerweile dynamischer. Aber nirgendwo in Deutschland finden Gründer mit bahnbrechenden technologischen Ideen weiterhin einen so guten Nährboden wie in München. Das verändert auch die Stadt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Für Unternehmenschefs ist es ein Schreckensszenario: Die Auslieferung der bestellten Ware drängt, aber die Produktion stockt. Ein paar Mitarbeiter fehlen erkältungsbedingt für Tage, andere schon seit Monaten, weil Stellen trotz intensiver Suche nicht besetzt werden können. Der Fachkräftemangel. Ausgerechnet jetzt steht auch noch die obligatorische Schulung zur Arbeitssicherheit an. Und ein Lehrgang zur digitalen Transformation des Betriebs. 

Elisa Roth und Mirco Möncks wollen in solchen Situationen Abhilfe schaffen. Ihr Start-up Augmented Industries entwickelt maßgeschneiderte Angebote für so genanntes Mikrolernen. Mehrere kleine, mit künstlicher Intelligenz auf die konkreten Unternehmensbedürfnisse abgestimmte Lerneinheiten sollen Schwächen beheben, die aus zahlreichen traditionellen Fortbildungen bekannt sind: Oft fehlt die Zeit, Beschäftigte von der Arbeit freizustellen, oder nach Feierabend noch die nötige Energie fürs Lernen. Was den Fortschritt und den sicheren Umgang mit Neuem fördern soll, wird dann nicht selten von beiden Seiten, Arbeitgebern und Arbeitnehmern, als belastend empfunden. Entsprechend niedrig sind Motivation und Erfolg. 

„Das Training im Fluss der Arbeit mit kurzen Modulen will die Brücke bauen zwischen dem lebenslangen Lernen und den Anforderungen im laufenden Betrieb. Die Weiterbildung soll Spaß machen – wie eine Sprachlern-App“, erklärt Co-Gründerin Roth. Für ihr Vorhaben sind sie und Möncks mit gerade erworbenen Doktorhüten von der renommierten Cambridge University nach München übergesiedelt. 

Elisa Roth und Mirco Möncks sind die Gründer des Start-ups Augmented Industries. Quelle: PR

An der Spitze

An der Isar erhoffen sie den Durchbruch, und das hat seinen Grund: Nirgendwo in Deutschland finden Gründer mit bahnbrechenden technologischen Ideen einen so guten Nährboden wie im Zusammenspiel von zwei Exzellenz-Universitäten – der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und der Technischen Universität (TUM) - mit etablierten Unternehmen. Das verändert auch die Stadt – zum immer Besseren. München ist auch in diesem Jahr Gesamtsieger beim WirtschaftsWoche-Städtetest: Platz 1 im Niveauranking. Andere Metropolen holen auf – aber die bayrische Landeshauptstadt behauptet souverän ihren Platz an der Spitze.

Die zehn besten Städte Deutschlands
Städteranking 2023: Regensburg Quelle: imago images
Städteranking 2023: Ulm Quelle: imago images
Städteranking 2023: Frankfurt am Main Quelle: dpa
Städteranking 2023: Darmstadt Quelle: imago images
Städteranking 2023: Wolfsburg Quelle: dpa
Städteranking 2023: Ingolstadt Quelle: imago images
Städteranking 2023: Erlangen Quelle: dpa

„Hier haben wir auf Anhieb Zugang zu 50 Familienunternehmen und Industriekonzernen“, erzählt Möncks bei einer Abendveranstaltung von „Xpreneurs“. Das dreimonatige Vollzeit-Inkubator-Programm ist nur ein Stern im Gründer-Universum der TUM. Auf der obersten Etage eines fünfstöckigen Baus aus Glas und Beton im Neuhauser Kreativviertel treffen sich Jungunternehmer gerade zwanglos mit potenziellen Kunden, Mentoren und Geldgebern bei Bionade und Flaschenbier, pitchen ihre Ideen und networken am Unterstützerkreis für das womöglich nächste Einhorn made in Munich. 



Im so genannten MakerSpace des „Munich Urban Colab“ im selben Gebäude werden Prototypen gebaut oder digitale Lösungen entwickelt und getestet. In der „Bio.Kitchen“ wird an Innovationen vor allem in den Bereichen Molekular- und Mikrobiologie gearbeitet, im „Digital Hub Mobility“ an der Zukunft der Fortbewegung. Die „applied AI Initiative“ treibt die Entwicklung von Künstliche-Intelligenz-Anwendungen etwa für autonome Systeme in der Robotik und der Fahrzeugindustrie voran.

Allein die TUM bringt jedes Jahr mehr als 70 Start-ups hervor, so viele wie keine andere Hochschule in Deutschland – und fast zehnmal so viele wie vor zehn Jahren. Seit 2014 waren es nach Angaben der Universität mehr als 800. Die LMU steuerte in der Zeit rund 370 bei. Gemeinsam haben die beiden Hochschulen zudem das Center for Digital Technology and Management (CDMT) aus der Taufe gehoben, wo sich unter anderem ein Philosoph, ein Physiker und ein Informatiker bei studienbegleitenden Kursen über Management Product Development oder einem Trend Seminar kennenlernten. Gemeinsam gründeten sie den Neo Broker Trade Republic

„Magnet für Talente aus aller Welt“

Die ersten Kunden der Neugründungen sind oft etablierte Unternehmen aus der Region. So fingen auch mal die Freizeit-Plattform Komoot, die Raumfahrtfirma Isar Aerospace, der Flugtaxi-Hersteller Lilium, Personio für digitale Personalakten und viele andere an. Celonis, das einstige Start-up von TUM-Absolventen, deren Software nach Einsparpotentialen in allen erdenklichen Geschäftsprozessen eines Unternehmens sucht und optimiert, mauserte sich binnen zehn Jahren sogar zum Decacorn – es wird mit mehr als 10 Milliarden Dollar bewertet. 

„Wir sind inzwischen ein Magnet für Talente aus aller Welt geworden“, sagt TUM-Präsident Thomas Hofmann. „Die Studierenden, die sich bei uns bewerben, wollen nicht zu irgendeiner deutschen Universität. Die wollen zu uns, weil sie wissen, dass wir ihnen den notwendigen Freiraum geben, ihre Talente zu entwickeln.“ Binnen zehn Jahren will die TUM erneut zehnmal so viele Start-ups auf den Weg bringen wie heute. „Für unser Land kann eigentlich nichts zu viel sein.“ Dazu brauche es die klügsten Köpfe – über Grenzen hinweg. „Ein weiterer Faktor 10 nur mit den Studierenden und Mitarbeitenden der TUM ist schwer machbar. Deshalb integrieren wir Gründungsinteressierte auch von außerhalb der TUM in gemischten Teams und befähigen sie durch unser fantastisches Ökosystem.“

Im vor wenigen Wochen gestarteten Winterhalbjahr sind 44 Prozent der TUM-Erstsemester nicht aus Deutschland. In den Masterstudiengängen beträgt die Quote sogar 56 Prozent. Insgesamt kommen die Studierenden der TUM aus 140 Ländern, nur ein Drittel der Internationalen sind Europäer. Mit rund 20 Prozent ausländischen Studierenden liegt auch die LMU immerhin deutlich über dem bundesweiten Schnitt von knapp 12 Prozent.

Das dürfte Sie auch interessieren: Die interaktive Karte mit allen Daten und Fakten zum Städteranking 2023

„Das ist auch gut so“, betont Helmut Schönenberger, Initiator und CEO des Gründungszentrums UnternehmerTUM, wo Wissenschaft und Wirtschaft auch Dank der millionenschweren Investments namhafter Konzerne und Mäzene fusionieren. „Wir wollen Weltmarktführer bauen. Dadurch, dass unsere Studierenden einen internationalen Hintergrund haben, haben sie auch ein Verständnis dafür, was in Indien, in den USA, in Spanien und wo auch immer passiert. Das ist ein Riesenvorteil.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%