Wirtschaftsweiser Schmidt Ökonom fordert Kopfpauschale statt Bürgerversicherung

Eine Hausärztin untersucht in ihrer Praxis einen Patienten. Quelle: dpa

Der Wirtschaftsweise Christoph Schmidt hat sich in die Debatte um die Bürgerversicherung eingeschaltet. Er warnt vor steigenden Kosten im Gesundheitswesen und "erbitterten Verteilungskämpfen".

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Der Vorsitzende des Sachverständigenrats, Christoph Schmidt, sieht in der laufenden Legislaturperiode die vorerst letzte Chance für eine nachhaltige Modernisierung des deutschen Gesundheitswesens. „Andernfalls drohen im Gesundheitswesen schon in der nächsten Legislaturperiode stark steigende Kosten, erbitterte Verteilungskämpfe und eine zunehmende versteckte Rationierung“, warnt der Ökonom, der auch Präsident des Essener Forschungsinstituts RWI ist, in einem Gastbeitrag für die WirtschaftsWoche.

Von der SPD-Idee einer Bürgerversicherung hält Schmidt allerdings nichts. „Den Finanzierungsbedarf im Gesundheitssystem mit Umverteilungsfragen zu vermischen, ist keine gute Idee. Wer das Nebeneinander von privaten und gesetzlichen Krankenkassen beenden will, sollte statt über eine Bürgerversicherung lieber über das Modell einer vom Einkommen unabhängigen Gesundheitsprämie mit Sozialausgleich nachdenken. Die gewünschte Umverteilung müsste dann transparent über das Einkommensteuersystem umgesetzt werden.“

Schmidt warnte in der WirtschaftsWoche vor allem vor den Folgen des demografischen Wandel auf das Gesundheitswesen. „Die Alterung wird Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig prägen. Zum einen dürften Innovationskraft und Wachstum der Volkswirtschaft spürbar nachlassen, zum anderen die Kosten für Alterssicherung, Gesundheitsversorgung und Pflege perspektivisch schneller steigen als die Wirtschaftsleistung.“ Daher sei es wichtig, „gezielt Effizienzpotenziale zu heben, um die Versorgung der Bürger mit geringerem Ressourceneinsatz leisten zu können.“

Deutschland weise im internationalen Vergleich bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens einen „deutlichen Rückstand“ auf. Mit einer elektronischen Patientenakte etwa ließen sich Doppeluntersuchungen vermeiden, die Diagnostik unterstützen und die Versorgungsqualität erhöhen, so Schmidt.

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