Ernährungstrends Warum Superfood nicht super ist

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Der Superfood-Boom schadet der Umwelt

Um die steigende Nachfrage nach Quinoa oder Chia-Samen zu bedienen, rüsten viele Landwirte auf. Anstelle von Pferden pflügen nun schwere Traktoren das Land. Statt bewährter Traditionssorten sprießen schnell wachsende Monokulturen aus dem Boden. Laut einer GIZ-Studie halten viele Bauern wichtige Ruhepausen für die nährstoffarmen Hochlandböden, auf denen Quinoa gedeiht, nicht mehr ein. Um den Ertrag zu steigern, pflanzen sie das Korn nicht mehr nur an den Hängen der Hügel, sondern auch in Tälern an. Das Ergebnis: Erosionen und schwindende Bodenfurchtbarkeit.

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„Die industrielle Produktion führt zu erheblichen Umweltbelastungen“, erklärt Umweltexperte Bommert. Vor allem künstliche Bewässerung sei ein Problem, weil sie andere Landstriche austrocknen lasse. Der Einsatz von Pestiziden belaste das Grundwasser. Wie sich der Hype um Chia-Samen auf dessen Anbau auswirkt, hat der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer für den Deutschlandfunk beschrieben: Pflanzenhormone dringen in das Saatgut ein, Herbizide töten Unkraut im Acker ab. Zur schnelleren Reifung sprühen Bauern Paraquat, ein weiteres Herbizid, auf die Pflanzen.

Vermeintliches Superfood sei daher oft mit Schadstoffen und Schwermetallen belastet, erklärt Verbraucherschützerin Clausen. Gerade Waren aus Asien seien anfällig – da die Anbaubedingungen in Fernost kaum kontrollierbar seien.

Superfood gibt es auch lokal und günstig

Für alle, die sich gesund, nachhaltig und abwechslungsreich ernähren möchten, gibt es aber jede Menge Alternativen. „Bei Rotkohl würde keiner auf die Idee kommen, ihn als Superfood zu verkaufen“, sagt Ökotrophologe Harald Seitz. Dabei erfülle das Traditionsgemüse alle Voraussetzungen – und komme frisch vom Bauern um die Ecke. Es sei aber leider unsexy und unspektakulär. Keine Chance für einen Marketingerfolg. Das gleiche gelte für Grünkohl oder rote Beete.

Wer sich auf die lokalen Nahrungsmittel einlässt, spart nicht nur Nerven und Zeit – sondern auch jede Menge Geld. Leicht geschrotete Leinsamen etwa liefern fast die gleichen Inhaltsstoffe wie die teuren Chia-Samen aus Mexiko – sie kosten aber bloß ein Achtel davon.

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