Die geplante Übernahme des Spezialmaschinenbauers Aixtron durch chinesische Investoren hat laut einem Pressebericht US-Geheimdienste auf den Plan gerufen. Diese hätten im Bundeskanzleramt interveniert, um den Deal zu blockieren, berichtete das „Handelsblatt“ am Mittwoch unter Berufung auf deutsche Geheimdienstkreise.
Die Amerikaner hätten Ermittlungsergebnisse präsentiert, wonach Produkte von Aixtron auch militärisch genutzt werden können. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte am Freitag vergangener Woche seine Unbedenklichkeitsbescheinigung gegen einen Verkauf nach China zurückgezogen.
„Zu Art oder Herkunft der Informationen kann ich keine Angaben machen“, sagte eine Sprecherin von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am Mittwoch in Berlin. Sie bejahte eine Frage, ob Erkenntnisse ausländischer Geheimdienste eine Rolle bei solchen Bewertungen spielten. Zu Details wollte sie sich aber nicht äußern.
Auch zur Dauer des Verfahrens wollte sie nichts sagen: „Solche Prüfverfahren dauern so lange, wie sie dauern.“ Man habe noch nicht alle nötigen Informationen. Danach habe man „einen Monat plus zwei Monate“ Zeit zu prüfen.
„Die Bundesregierung hat bis dahin nicht bekannte sicherheitsrelevante Informationen erhalten“, hatte Gabriels Staatssekretär Matthias Machnig (SPD) gesagt.
Nach Darstellung der Chinesen stehen Sorgen um sensible Verteidigungstechnologie der Übernahme im Weg. Fujian Grand Chip (FGC) hatte am Dienstag mitgeteilt, das Wirtschaftsministerium in Berlin habe die Unbedenklichkeitsbescheinigung für den Deal aus diesem Grund zurückgezogen.
Ausgewählte Beteiligungen chinesischer Unternehmen in Deutschland 2015
Zielunternehmen: MBVG (Vertriebstochter Ostdeutschland der Daimler AG)
Investoren: Lei Shing Hong Ltd
Zielunternehmen: Waldaschaff Automotive GmbH
Investoren: Lingyun Industrial Corp Ltd
Quelle: EY "Chinesische Unternehmenskäufe in Europa", Februar 2016
Zielunternehmen: apt Hiller GmbH
Investoren: SEDANT Foundation Holding Co Ltd
Zielunternehmen: Berkenhoff GmbH
Investoren: Powerway Group Co Ltd
Zielunternehmen: H Stoll AG & Co KG
Investoren: SGSB Group Co Ltd
Zielunternehmen: krauth technology GmbH
Investoren: Dutech Holdings Limited
Zielunternehmen: KUKA AG
Investoren: Midea Group Co Ltd
Zielunternehmen: OHE Mining Technology GmbH
Investoren: Beijing Huahai Mach Co Ltd
Zielunternehmen: BENDALIS GmbH
Investoren: Hainan Shuangcheng Pharm Co
Zielunternehmen: IMD Natural Solutions GmbH
Investoren: Zhejiang Hisun Pharm Co Ltd
Zielunternehmen: Lyomark Pharma GmbH
Investoren: Hainan Shuangcheng Pharm Co
Zielunternehmen: Medisana AG
Investoren: Xiamen Comfort Science & Tech
Zielunternehmen: Dirk Bikkembergs
Investoren: Guangzhou CANUDILO Fashion
Zielunternehmen: HG Sales GmbH
Investoren: Royal Spirit Ltd
Zielunternehmen: KTG Agrar SE
Investoren: Fosun Interntional Hldgs Ltd
Zielunternehmen: METZ Werke-Cons Elec Bus
Investoren: Skyworth Digital Holdings Ltd
Zielunternehmen: Triumph International (Dorina)
Investoren: Hop Lun International Fashion
Zielunternehmen: Compo Expert GmbH
Investoren: XIO Partner (HK) Ltd
Zielunternehmen: Hauck & Aufhaeuser Privatbank
Investoren: Fosun Interntional Hldgs Ltd
FGC hält das Übernahmeangebot dennoch aufrecht und will die Ergebnisse der am Freitag ausgelaufenen Annahmefrist am Donnerstag (27. Oktober) mitteilen. Vom 28. Oktober bis zum 10. November gebe es dann eine weitere Annahmefrist.
Die Chinesen hatten Ende Juli ein 670 Millionen Euro schweres Kaufangebot für Aixtron abgegeben, 6 Euro je Aktie sollen die Anleger erhalten. Zuletzt hatte es noch so ausgesehen, als wäre der Investor fast am Ziel. Bis Ende vergangener Woche waren FGC eigenen Angaben zufolge rund 65 Prozent der Anteile angeboten worden.
Aixtron stellt Produktionsmaschinen für die Chipindustrie her, hatte zuletzt aber unter Preisdruck und hohen Entwicklungskosten zu leiden und steckt daher in den roten Zahlen. Das Management hatte die Annahme der Offerte empfohlen.